Jom Kippur statt Pfingstmontag Theologe will höchsten jüdischen Feiertag zum staatlichen Feiertag machen

München · Der evangelische Münchner Theologe Friedrich Wilhelm Graf appelliert an die christlichen Kirchen, den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur zu einem staatlichen Feiertag zu machen. Den Pfingstmontag würde er als Feiertag abschaffen.

 Der Theologe Friedrich Wilhelm Graf. (Archivfoto)

Der Theologe Friedrich Wilhelm Graf. (Archivfoto)

Foto: picture alliance / dpa

Zivilgesellschaftliche Akteure seien in der moralischen Pflicht, ihren je eigenen Beitrag zur Bekämpfung des Antisemitismus zu leisten, schreibt Friedrich Wilhelm Graf in einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Freitag). „Die christlichen Kirchen könnten dies tun, indem sie öffentlich und im Dialog mit der politischen Klasse darauf dringen, Jom Kippur zu einem staatlichen Feiertag zu machen.“

Graf fordert die Kirchen dazu auf, „in ökumenischer Eintracht auf den besonderen staatlichen Schutz für einen ihrer überkommenen christlichen Feiertage zu verzichten“. Er schlägt vor, den Pfingstmontag abzuschaffen und stattdessen Jom Kippur zum staatlichen Feiertag zu machen. Jom Kippur gilt als jüdischer Buß- und Bettag. Der sogenannte Versöhnungstag ist der höchste jüdische Feiertag, für viele Juden der heiligste Tag im Jahr. 2020 beginnt er am Abend des 27. Septembers.

Die Kirchen könnten damit demonstrieren, dass sie im Einsatz für die Gleichberechtigung der jüdischen Bürger dazu bereit seien, die Präsenz des Jüdischen in der deutschen Gesellschaft sichtbar zu machen, schreibt Graf. „Der heiligste Tag der Juden als ein staatlich geschützter Feiertag für alle Deutschen welchen Glaubens oder welcher Weltanschauung auch immer - das wäre ein starkes Symbol.“

Auf die Frage, ob es zudem auch ein staatlicher muslimischer Feiertag eingeführt werden müsse, sollten die Kirchen, so schreibt Graf, deutlich sagen, dass es in Deutschland zunächst um Jom Kippur gehen müsse. „Muslimische Akteure täten gut daran, eine entsprechende Initiative christlicher Kirchenvertreter ihrerseits zu unterstützen - auch als ein Ausdruck der entschiedenen Absage an den Antisemitismus in manchen islamistisch geprägten Sozialmilieus“, mahnt der Theologe. Ihr nachvollziehbares Eintreten für einen muslimischen Feiertag könne so nur an Überzeugungskraft gewinnen.

(cka/epd)
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