Freiwilligendienst einer Xantenerin Ein Jahr bei den Bribri in Costa Rica

Xanten · Spannender Vortrag: Xantenerin machte Freiwilligendienst bei indigenem Volk in Mittelamerika, 9500 Kilometer von zuhause entfernt.

 In der alten Mensa des Stiftsgymnasiums berichtete die Xantenerin Lia Bernhauser von ihrem Leben bei den Bribri in Costa Rica.

In der alten Mensa des Stiftsgymnasiums berichtete die Xantenerin Lia Bernhauser von ihrem Leben bei den Bribri in Costa Rica.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Lia Bernhauser ist 19, hat im vergangenen Jahr am Stiftsgymnasium ihr Abitur gemacht und anschließend ein Jahr lang in Costa Rica gearbeitet: Am Donnerstagabend erzählte die Xantenerin in der alten Mensa im Gymnasium von ihrem Freiwilligendienst, den sie in einem Land geleistet hat, das als die Schweiz Mittelamerikas gilt. Und sie tat dies äußerst eloquent, ließ ihre Gäste teilhaben an dem Leben, das die 250 Bewohner des kleinen Dorfes Yorkin im indigenen Bribri-Territorum direkt an der Grenze zu Panama führen, in das Lisa Bernhauser und sechs weitere Freiwillige von „Brot für die Welt“ geschickt worden waren. Die Bribri sind das größte indigene Volk Costa Ricas.

Warum ausgerechnet dieses Land? „Ich hatte ein Land gesucht, in dem ich spanisch sprechen und wo man was im ökologischen Bereich machen kann.“ In dem Dorf Yorkin lebte sie sechs Monate in einer Gastfamilie und weitere sechs Monate in einem eigenen kleinen Haus. Sie arbeitete in der Tourismusorganisation Stibrawpa, kümmerte sich im Büro um E-Mails, Buchhaltung und Rechnungen. Sie begleitete Touristen auf den Wanderungen durch das weitläufige Gebiet in den Ausläufern der Berge, half beim Anbau von Tomaten und Gurken und bei der Kakao-Ernte.

„Ich habe helle Haut, blaue Augen, langes Haar. Ich bin eine Weiße, keine Bribri. Ich bin gegen Wände gelaufen, in Fettnäpfchen getreten, habe mich angepasst. Und alles, was ich erzähle, sind sehr persönliche Eindrücke“, begann sie ihren äußerst interessanten und mit vielen Bildern und Videosequenzen gespickten Bericht über ihr freiwilliges Jahr in dem abgeschiedenen Dorf, in dem es eine Grundschule und 60 Schüler gibt, wo zweimal im Monat ein Arzt kommt, wo es weder private Autos (aber zwei Taxis) noch ein öffentliches Stromnetz oder eine staatliche Wasserleitung gibt. Solarpanele und Stromgeneratoren ermöglichen trotzdem abendliches Fernsehen (davon gibt es zwölf im Dorf), das kalte Wasser kommt aus einem Aquadukt. Hauptnahrungsmittel sind wie wohl im ganzen Land Reis und Bohnen.

Jede Familie hat ihr Haus mit dem aus Palmblättern gefertigten Dach ziemlich mittig auf ihrem Land stehen, sodass sich das Dorf über ein paar Kilometer erstreckt. Zwischen den Häusern viel Grün, Bananen, Obstbäume und Kakao, seit den 30er Jahren bis Mitte der 70er Haupteinnahmequelle der Menschen in Costa Rica. Dann wurde der Kakaopilz eingeschleppt, ein Großteil der Ernte wurde vernichtet. Die Folge: „Viele Männer gingen in die Städte, fanden Arbeit auf Bananenplantagen, die Familien wurden gespalten“, erzählt die sympathische junge Frau. Das, so erzählte man ihr, hätten drei Frauen im Dorf nicht länger hinnehmen wollen, gründeten 1992 die Tourismusorganisation Stribrawpa, fertigten und verkauften Kunsthandwerkliches. Die ersten Männer kamen wieder zurück, 2003 kamen dann die ersten Touristen nach Yorkin. Heute besteht der Vorstand aus acht Frauen, die Organisation beschäftigt 45 Mitarbeiter.

Eines habe sie ganz schnell gelernt, erzählt Lia Bernhauser: „Es geht immer, irgendwie.“ Nächste Woche will sie wieder nach Costa Rica fliegen, aber diesmal nicht ein ganzes Jahr bleiben. Wo der Weg für sie einmal hingehen wird, weiß sie noch nicht genau. Nur eines weiß sie genau: Es muss ein ökologischer sein. „Ich möchte ökologische Landwirtschaft studieren.“

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