Suche nach neuem VDA-Präsidenten Sigmar Gabriel könnte bald Deutschlands oberster Autolobbyist werden

Düsseldorf · Neben dem Ex-SPD-Chef wird auch Hildegard Müller als VDA-Kandidatin gehandelt. Eine Entscheidung könnte bereits Anfang November fallen.

 Der damalige Bundesumweltminister Sigmar Gabriel besichtigt in der Firma Li-Tec einen Elektro-Smart (Archivbild).

Der damalige Bundesumweltminister Sigmar Gabriel besichtigt in der Firma Li-Tec einen Elektro-Smart (Archivbild).

Foto: dpa/Matthias Hiekel

Eigentlich hatte Sigmar Gabriel einen Job als Lobbyist ausgeschlossen: „Man soll nicht an Türen klopfen, hinter denen man selbst mal gesessen hat.“ Doch nun steht der frühere SPD-Chef offenbar kurz vor einer Ernennung zum wichtigsten Cheflobbyisten des Landes.

Die „Bild am Sonntag“ berichtete, Gabriel sei Favorit bei der Suche nach einem neuen Chef des Automobil-Branchenverbands VDA. „Gabriel ist zu 99 Prozent sicher“, zitierte die Zeitung einen Manager – allerdings ohne Namensnennung. Neben Gabriel soll auch noch die Ex-Innogy-Managerin Hildegard Müller im Gespräch sein.

Eile bei der Neubesetzung ist geboten, denn der amtierende VDA-Präsident, Ex-Ford-Chef der frühere Ford-Chef Bernhard Mattes, hat seinen Rückzug zum Jahresende angekündigt. Und so könnte auf der nächsten Vorstandssitzung am 7. November in Berlin bereits eine Entscheidung fallen. Der VDA wollte sich nicht äußern.

Die Personalie ist für die Branche enorm wichtig, denn die deutsche Automobil-Industrie steht vor großen Herausforderungen durch härtere Umweltvorgaben, den Ausbau alternativer Antriebe wie der E-Mobilität oder der Brennstoffzelle und Trends wie dem autonomen Fahren. Aufgrund der Bedeutung der Industrie für Arbeitsplätze und Wohlstand in Deutschland liegt ihre Zukunftsfähigkeit zwar auch im politischen Interesse des Landes – doch in Berlin war man nach diversen Abgasskandalen zuletzt nicht mehr besonders gut auf die Manager aus Wolfsburg, Stuttgart und Co. zu sprechen.

Für Gabriel spricht, dass er als früherer Außen-, Umwelt- und Wirtschaftsminister über das nötige politische Gewicht verfügt. Gleichzeitig kennt er die Branche gut. So war er unter anderem als niedersächsischer Ministerpräsident Mitglied im VW-Aufsichtsrat.

Allerdings ließe sich auch die Ernennung von Hildegard Müller in der männerlastigen Automobilindustrie als Modernisierungsschub verkaufen. Als Ex-Chefin des Verbands der Energie- und Wasserwirtschaft kennt die langjährige Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel das Geschäft und verfügt über die nötige Kompetenz. Müller war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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