Hückeswagen vor 20 Jahren Streit um die Aufstellung eines Stücks Berliner Mauer

Hückeswagen · Es gibt nur wenige Bauwerke in Deutschland, deren Errichtung für so viel Unfrieden, Tod und Verzweiflung gesorgt haben, wie die Berliner Mauer. Dass zehn Jahre nach ihrem Fall ein kleines Teilstück davon in einem von der ehemaligen Grenze weit entfernt liegenden Städtchen im Bergischen Land für Wirbel sorgen sollte, ist ungewöhnlich.

 Dieses Originalstück Berliner Mauer steht auf dem Bahnhofsplatz, direkt an der Bushaltestelle.

Dieses Originalstück Berliner Mauer steht auf dem Bahnhofsplatz, direkt an der Bushaltestelle.

Foto: Stephan Büllesbach

Alle Teilnehmer, egal ob sie zu dieser Denkmal-Enthüllung positiv oder negativ standen, hatten einen wochenlangen Streit im Hinterkopf, der zunächst in den städtischen Gremien und später mittels Leserbriefe und Kommentaren ausgetragen worden war.

Was war passiert? Bürgermeister Norbert Jörgens hatte bei einem Besuch in der mit Hückeswagen befreundeten Königs Wusterhausen nahe Berlin ein Mauerstück geschenkt bekommen, das im Hafen der brandenburgischen Stadt als eine Art Stützwand diente. Als dieser dann am 12. Oktober 1999 die Presse darüber informierte, dass besagtes Stück bald in der Schloss-Stadt aufgestellt werden soll, waren die Ratsmitglieder vor vollendete Tatsachen gestellt, denn eine Vorabinformation oder gar einen Beschluss in Bezug auf die Abwicklung des symbolträchtigen Geschenks hatte es nicht gegeben. Zwar wurde die Idee für gut befunden, jedoch stieß die Vorgehensweise von Jörgens auf Kritik. Im Hauptausschuss am 19. Oktober entschuldigte sich der Bürgermeister schließlich für den Alleingang, der, so der Rat, für die Akzeptanz des Denkmals beim Bürger nicht zuträglich gewesen sei.

Doch die Entschuldigung nutzte nichts, denn die Ratsmitglieder und vor allem die FDP pochten auf einen offiziellen Ratsbeschluss, schließlich sei es ein Denkmal. Die CDU um Fraktionschef Manfred Vesper indes versuchte, den offenen Streit zu entschärfen, denn am 9. November 1999 würde Besuch aus die Königs Wusterhausen eintreffen, und es drohte eine hochnotpeinliche Situation, sollte bis dahin der Hückeswagener Mauerstreit andauern. Hinzu kam, dass nun auch noch die Grünen sich am „Sponsoring“ des Transportes des Mauerstückes durch einen anonymen Spender störten und die SPD nach dem Baurecht rief, das einzuhalten sei. Leserbriefe, zum Beispiel einer mit dem Titel „Beschämend!“, streuten Salz in die Wunden. Am 28. Oktober schließlich fällte der Rat mit großer Mehrheit den offiziellen Beschluss und zog einen Schlussstrich unter die Debatte.

 Eine Tafel erinnert an den Fall der Mauer am 9. November 1989.

Eine Tafel erinnert an den Fall der Mauer am 9. November 1989.

Foto: Stephan Büllesbach

Und so versammelten sich am 9. November 1999 am Etapler Platz, dem heutigen Bahnhofsplatz, dann doch noch Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie der Posauenchor Scheideweg für die musikalische Begleitung. Mit von der Partie waren auch ein paar Bürger, um der Enthüllung des Mauerstücks beizuwohnen, das als Mahnmal samt zugehöriger Schrifttafel aufgestellt wurde.
NORBERT BANGERT

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