Nach Verwüstung auf den Bahamas Hurrikan „Dorian“ in den USA auf Land getroffen

Miami/Nassau · „Dorian“ hat die Bahamas zwar verlassen, das ganze Ausmaß der Zerstörung ist aber längst noch nicht zu überblicken. Die dortige Regierung rechnet mit vielen weiteren Toten. Jetzt hat der Sturm die Küste der USA erreicht.

Hurrikan „Dorian“ verwüstet die Bahamas - Bilder zeigen Ausmaß der Zerstörung
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Hurrikan „Dorian“ verwüstet die Bahamas

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Foto: AP/Gonzalo Gaudenzi

Hurrikan „Dorian“ ist nach der tödlichen Verwüstung auf den Bahamas mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometern pro Stunde in den USA auf Land getroffen. Das Nationale Hurrikan-Zentrum (NHC) in Miami teilte mit, das Auge des auf einen Sturm der Kategorie 1 heruntergestuften Hurrikans sei am Freitag bei Cape Hatteras auf der Inselkette Outer Banks angekommen. Die Outer Banks im Bundesstaat North Carolina sind dem Festland vorgelagert. Auf den Bahamas hat „Dorian“ nach offiziellen Angaben mindestens 30 Menschen das Leben gekostet. Dort wurden viele weitere Tote befürchtet.

Das Nationale Hurrikan-Zentrum warnte am Freitag vor lebensbedrohlichen Sturmfluten sowie vor „großen und zerstörerischen Wellen“ an der Küste von North Carolina. Auch Gegenden nahe der Küste, die normalerweise trocken blieben, würden von steigenden Wassermassen geflutet werden. Nach der tödlichen Verwüstung auf den Bahamas hatte „Dorian“ weiter an Kraft verloren und war in die niedrigste Hurrikan-Kategorie 1 heruntergestuft worden.

Auf den Bahamas befürchteten die Behörden, dass die bestätigte Zahl von 30 Toten deutlich höher ausfallen wird. Gesundheitsminister Duane Sands sagte: „Ich glaube, die Zahl wird überwältigend sein“, sagte er im Rundfunk. Angesichts der Zerstörung kommen die Helfer nur schwer in die betroffenen Gebiete. „Dorian“ war auf den Bahamas als Hurrikan der höchsten Kategorie 5 mit Windgeschwindigkeiten von fast 300 Kilometern pro Stunde auf Land getroffen.

Auch die Ärztin Caroline Burnett-Garraway vom Princess Margaret Hospital in Bahamas Hauptstadt Nassau sagte dem US-Sender CNN mit Blick auf die zunächst 30 bestätigten Todesopfer: „Es ist mit Sicherheit schlimmer als das.“ Man müsse sich zunächst um die Kranken und Verletzten kümmern. „Aber wir treffen auch Vorbereitungen für die Toten.“

Nach einem Bericht der Zeitung „The Nassau Guardian“ hat die Regierung des Karibikstaates zusätzliche Leichensäcke, Kühlkammern und auch Bestatter angefordert. Reporter des Blattes berichteten, in einer Klinik auf den schwer getroffenen Abaco-Inseln Dutzende Leichen gesehen zu haben. „Es werden buchstäblich noch Hunderte bis Tausende Menschen vermisst“, sagte Joy Jibrilu vom Tourismus- und Luftfahrtministerium der Bahamas CNN.

Die Europäische Union kündigte am Freitag an, den Bahamas 500 000 Euro Soforthilfe zur Verfügung zu stellen. Das Geld soll den Aufbau dringend benötigter Notunterkünfte finanzieren und die Versorgung der Menschen mit Wasser, Hygieneartikeln und Lebensmitteln ermöglichen. „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um zu helfen und die Menschen vor Ort zu unterstützen“, sagte der zuständige EU-Kommissar Christos Stylianides. „Die EU ist bereit, weitere Hilfe zu leisten.“

Auch 70 deutsche Marinesoldaten sollen sich an einem militärischen Hilfseinsatz beteiligen. Die Männer und Frauen seien auf dem niederländischen Docklandungsschiff „Johan de Witt“, das auf ein Zertifizierungsmanöver verzichte und Kurs auf die Bahamas nehme, hieß es am Freitag aus dem Verteidigungsministerium in Berlin. Das Schiff, ein Hubschrauberträger, liege vor der Karibikinsel St. Martin und erhalte am Wochenende Ladung und Material. Es sei für einen Hilfseinsatz besonders gut ausgerüstet. Das Schiff soll spätestens am Montag auslaufen. Am Freitag wurden in Berlin die Obleute des Verteidigungsausschusses unterrichtet.

Auf den Outer Banks teilte der Stromversorger Cape Hatteras EC auf Twitter mit, auf den Inseln Hatteras und Ocracoke sei der Strom ausgefallen. Cape Hatteras EC versorgt nach eigenen Angaben 7000 Kunden mit Elektrizität. Schon vor dem Auftreffen des Hurrikans in den USA waren in North und South Carolina wegen der Ausläufer des Sturms zahlreiche Haushalte ohne Strom, wie der Sender CNN berichtete. Auf Anordnung der Behörden habe es vielerorts Evakuierungen gegeben.

Die Behörden in North Carolina meldeten am Freitagmorgen noch vor dem Auftreffen des Sturms mehr als 70 gesperrte Straßen. Am Donnerstagabend war es bereits nahe der Küste von South Carolina zu Überschwemmungen gekommen. Zahlreiche Häuser wurden abgedeckt, Bäume und Strommasten stürzten um, wie örtliche Medien berichteten.

„Dorian“ war der verheerendste Wirbelsturm auf den Bahamas und einer der stärksten im Atlantik seit Beginn moderner Aufzeichnungen. Es kam zu meterhohen Sturmfluten und großflächigen Überschwemmungen. Nach Schätzung des Roten Kreuzes wurden etwa 13 000 Wohnhäuser auf den Bahamas-Inseln schwer beschädigt oder zerstört.

Im weiteren Verlauf wurde erwartet, dass sich „Dorian“ am Samstag Richtung Nordosten weg von den USA bewegt. 2018 hatten die Wirbelstürme „Florence“ und „Michael“ an der Südostküste der USA schwere Schäden verursacht und

(anst/dpa)
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