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Kubicki stellt Autobiographie vor „Immer mehr Karrierefeiglinge in Parlamenten“

Berlin · Er ist wohl einer der letzten Raufbolde der Politik: Wolfgang Kubicki, FDP-Politiker, Bundestagsvizepräsident, Strafverteidiger und früherer Bibel-Lehrer hat eine politische Autobiographie vorgelegt. Vorgestellt hat sie ausgerechnet der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel.

 Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) und der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel schätzen sich gegenseitig.

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) und der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel schätzen sich gegenseitig.

Foto: dpa/Carsten Koall

Fast hätte man den Eindruck gewinnen können, der FDP-Politiker und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki sei altersmilde geworden. Man müsse begreifen, dass die eigene Wahrheit nicht immer die richtige sein müsse, sagt er. Zuvor hat er aus seiner Jugend erzählt, als mit 16 beim Christlichen Verein Junger Männer (CVJM - heute: Junger Menschen) als Bibel-Lehrer tätig war. Die protestantische Gemeinschaft verließ er, als er seiner ersten großen Liebe, einer Katholikin, begegnete.

Kubicki ist aber nicht der Typ der wehmütig wird. Die Schilderungen über seinen Glauben enden in ein paar Witzchen über Gott. Und dann ist er schnell wieder bei der Politik. Bitter beklagt er sich über das Niveau in den Parlamenten. Dort gebe es „immer mehr Karrierefeiglinge“, sagt er. Gemeint sind Leute, die aus Opportunitätsgründen ihre Meinung nicht sagen. Auch gegen diese Art von Feigheit hat Kubicki sein Buch „Sagen, was ist!“ geschrieben. Vor allem Berufs- und Lebenserfahrung vermisst der Bundestagsvizepräsident bei vielen Parlamentarieren. Er habe eine Kneipe gehabt und Straßenschlägereien erlebt, sagt der spätere Rechtsanwalt über sich. Die Idee des demokratischen Gemeinwesens bestehe darin, dass Leute aus verschiedenen Berufen zusammenkämen. Zugleich kritisiert der 67-Jährige, dass kaum noch einer richtige Verantwortung übernehmen wolle. Stattdessen würden Sachverständigengutachten bestellt und Kohlekommissionen eingesetzt.

Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel, der als Laudator für Kubickis neues Buch auftrat, stimmte dem Liberalen in fast allen Punkten zu. Auch ihn treibt die mangelnde berufliche Erfahrung vieler Abgeordneter um. Man müsse Kriterien schaffen, welche Voraussetzungen Politiker brauchen, sagt er. Alle Unternehmen hätten zur Besetzung von bestimmten Positionen Vorgaben, nur die Parteien glaubten, „dass das Amt den Verstand mitbringt.“

Und da die FDP ja keine Verbots- oder Gebotspartei sein möchte, beließ es Kubicki bei seinen weiteren Ausführungen dabei, dass es „sinnvoll“ wäre, wenn ein Abgeordneter zumindest zwei bis drei Jahre Berufserfahrung hätte.

Wer gerne austeilt, muss auch einstecken können. Kubicki listet in seiner Autobiographie eine Reihe von Beschimpfungen auf, die er über sich hat hören oder lesen müssen. Darunter: „Querulant, Quartalsirrer, Enfant terrible, Selbstdarsteller, Egomane Zyniker“ Die Auflistung, die an dieser Stelle nicht vollständig wiedergegeben ist, versieht er mit Humor und einem kräftigen Gegenschlag: „Ich habe 15 Jahre Ralf Stegner hinter mir, mich kann nichts mehr beleidigen.“ Der besagte Ralf Stegner, dem man auch nicht vorwerfen kann, er sage nicht, was Sache ist, möchte übrigens SPD-Chef werden, in der Nach-Nachfolge von Sigmar Gabriel.

Wolfgang Kubicki: Sagen, was Sache ist!, Econ, 22 Euro

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