Flüchtlingsarbeit in Moers Arbeit des Bunten Tisches hat sich verändert

Moers · Thomas Kutschaty, SPD-Fraktionschef in Düsseldorf, hat den Moerser Verein besucht, um sich über die Flüchtlingshilfe vor Ort zu informieren.

 Die SPD-Landtagsabgeordneten Thomas Kutschaty (2.v.r.) und Ibrahim Yetim (3.v.r.) im Gespräch mit Geschäftsführerin Hayat Ketfi.

Die SPD-Landtagsabgeordneten Thomas Kutschaty (2.v.r.) und Ibrahim Yetim (3.v.r.) im Gespräch mit Geschäftsführerin Hayat Ketfi.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Thomas Kutschaty, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion und ehemaliger Justizminister, ist auf Sommertour während der sitzungsfreien Zeit. In Moers besuchte er jetzt den Bunten Tisch am neuen Standort an der Asberger Straße. Der Landespolitiker informierte sich dort über die Flüchtlingsarbeit vor Ort.

„Ich möchte Menschen kennenlernen, die für die Gesellschaft etwas tun. Die stillen Helfer, die unverzichtbare Arbeit leisten, und die der Kitt unserer Gesellschaft sind“, beschrieb Thomas Kutschaty im Freizeitdress die Zielrichtung seiner so genannten Respekt-Tour. Er will „Signale setzen“ und wirbt zugleich für die SPD. Über seinen Fraktionskollegen Ibrahim Yetim bekam er den Tipp, die Mannschaft vom „Bunten Tisch“ zu besuchen, die besonders in der Flüchtlingskrise ab 2014 dazu beigetragen hat, geflüchteten Menschen Hilfe und Orientierung zu geben.

Hören, wo der Schuh drückt, wo es Knackpunkte in der Flüchtlingshilfe und -betreuung gibt, wie Integration auf dem Arbeitsmarkt klappt, machten daher einen großen Teil des Austausches aus. Die nicht gelungene Umsetzung von Flüchtlingshilfe und die Hürden der Bürokratie kamen deutlich zur Sprache.

Geschäftsführerin Hayat Ketfi (34) gab gemeinsam mit Adell Sliwa (29), Pädagogische Projektleiterin beim Bunten Tisch, und anderen Vorstandsmitgliedern einen kurzen Einblick in Entstehungsgeschichte und Arbeit des Moerser Vereins. Dass Bildung ein Grundrecht für Flüchtlinge ist, ist für den Bunten Tisch ein Leitprinzip, das mit Partnern und dichtem Netzwerk bis hin zum Jobcenter gestemmt wurde. Hayet Ketfi formulierte dazu klar ihre Kritik. Nur außerordentliches bürgerschaftliches Engagement mache diese Arbeit vor Ort möglich, sagte sie. Für die allgemeine Situation seien Politik und Bürokratie verantwortlich. „Es fehlt an Transparenz. Zuständigkeiten sind nicht klar definiert. Unsere Arbeit ist versandet, wir sind gegen Wände gerannt“, so Ketfi.

So seien beispielsweise Menschen abgeschoben worden, die sich mitten in der Ausbildung befanden oder sich mit Ausbildungsende per Unterschrift verpflichteten, in die Heimat zurückzukehren. Enttäuschend für den Auszubildenden, ärgerlich für den Ausbildungsbetrieb, die Kreishandwerkerschaft, die sich zudem vergeblich einschaltete. Die Integration auf dem Arbeitsmarkt sei nur in wenigen Fällen gelungen, das Prinzip der Ausbildungsduldung unterlaufen worden, sagt Ketfi.

Für Kutschaty wie auch für Yetim nicht hinnehmbar, „weil geltendes Integrationsgesetze so ausgehebelt wurden.“ Aktuell habe sich die Arbeit des Bunten Tisches verändert, führte Ketfi weiter aus. Die Probleme hingegen seien vielschichtiger geworden und mit noch mehr Bürokratie verbunden.

So hapere es bei der Anerkennung von Berufsausbildungen, Module müssten zusätzlich absolviert werden. Auf die Frage, ob der Bunte Tisch angefeindet werde, sagte Kefti: „Wir werden aus dem rechten Lager beobachtet, erleben über Facebook Reaktionen oder die Flüchtlinge Rassismus auf ihrer Arbeitsstelle.“ Auf die Frage, wo der Bunte Tisch in fünf Jahren sein wird, antworteten Ketfi und Sliwa: „Unser Konzept ist Teil der ‚Eine-Welt-Arbeit‘. Wir haben viel zu tun.“

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