Schwesig, Dreyer und Schäfer-Gümbel Das ist die neue Troika an der SPD-Spitze

Berlin · Manuela Schwesig, Malu Dreyer und Thorsten Schäfer-Gümbel übernehmen kommissarisch den SPD-Vorsitz. Wer sie sind und was sie antreibt.

 Manuela Schwesig (Mitte), Malu Dreyer und Thorsten Schäfer-Gümbel geben in der SPD-Parteizentrale eine Pressekonferenz.

Manuela Schwesig (Mitte), Malu Dreyer und Thorsten Schäfer-Gümbel geben in der SPD-Parteizentrale eine Pressekonferenz.

Foto: dpa/Bernd Von Jutrczenka

Für Franz Müntefering war es noch das „schönste Amt neben dem Papst“. Den Job des SPD-Parteichefs teilen sich nun drei Sozialdemokraten und das kommissarisch, und bleiben wollen sie es auch nicht. Als Krisenmanager im Willy-Brandt-Haus fungieren nun zwei Ministerpräsidentinnen und einer, der so gerne Regierungschef in Hessen geworden wäre:

Manuela Schwesig – mit 45 Jahren ist sie die Jüngste im Trio. Die Ministerpräsidentin aus Mecklenburg-Vorpommern ist seit 2009 Vize-Parteichefin und war von 2013 bis 2017 Bundesfamilienministerin. Sie gilt als sehr ehrgeizig und wurde immer auch als Führungsreserve in der SPD gehandelt. Ihr Verdienst: Nachdem sich Ursula von der Leyen aus der Familienpolitik zurückgezogen hatte, gelang es ihr, das Feld für die SPD zurück zu erobern. Als Verhandlungspartnerin ist sie beim Koalitionspartner Union unbeliebt. Sie gilt als hartnäckig, aber nicht zuverlässig. Auch Parteifreunde aus anderen Ministerien beklagten sich mitunter über nicht-professionelles Vorgehen. In der Partei fiel Schwesig zuletzt mit dem Sozialstaatspapier auf, in dem die SPD die Abkehr von Hartz IV vollzieht. Es wurde maßgeblich von ihr und Juso-Chef Kevin Kühnert erarbeitet. Im Herbst 2021 wird in Mecklenburg-Vorpommern gewählt. Schwesig übernahm ihr Amt von Erwin Sellering, der wegen einer Krebserkrankung zurücktrat. Sie muss erst noch beweisen, dass sie Wahlen gewinnen kann.

Ganz anders Malu Dreyer. Die 58-jährige Ministerpräsidentin aus Rheinland-Pfalz ist für die SPD eine Bank. Sie gehört zu den wenigen Spitzengenossen, die auch schon schwierige Wahlen gewonnen hat – zuletzt gegen Julia Klöckner (CDU). Inmitten der Flüchtlingskrise 2016 holte sie mit einem klaren Kurs für eine liberale Migrationspolitik gegen Klöckner mächtig auf und verteidigte am Ende ihre Ampel-Koalition in Mainz, die sie weitgehend geräuschlos führt. Doch sie hat schon lange signalisiert, dass sie keine Ambitionen hat, als Parteichefin nach Berlin zu wechseln. In Rheinland-Pfalz will sie hingegen wieder antreten. Dreyer ist in der SPD beliebt, wirkt integrativ, sie strahlt Zuversicht aus.

Auch Thorsten Schäfer-Gümbel ist in der Partei beliebt, er wird respektiert, obwohl ihm noch kein auch Wahlsieg auf Landesebene gelang. Der 49-Jährige kündigte vor gut zwei Monaten seinen vollständigen Rückzug aus der Politik an. Am 1. Oktober wird er als Arbeitsdirektor Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. Dreimal war er für die SPD als Spitzenkandidat in Hessen angetreten. Er schaffte es nicht, der CDU die Staatskanzlei abzuknöpfen. 2018 musste die SPD herbe Verluste hinnehmen, es gab massive Verärgerungen über das Agieren der Bundespartei zu der Zeit. An ihm vorbei schmiedete Volker Bouffier in Hessen das erste schwarz-grüne Bündnis auf Landesebene.

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