Freier Eintritt als Anreiz Museum Folkwang verdreifacht seine Besucherzahl

Essen · Fast dreimal so viele Besucher wie im Vorjahr konnte das Museum in Folkwang 2018 verbuchen. Der Grund: Gäste müssen bis 2020 keinen Eintritt bezahlen. Andere Museen folgen dem Beispiel nun – jedenfalls teilweise.

 Das Museum Folkwang bei Nacht (Archiv).

Das Museum Folkwang bei Nacht (Archiv).

Foto: dpa, vh cul skm

Der freie Eintritt in die Kunstsammlung des Folkwang-Museums zieht offenbar zahlreiche neue Besucher in das Essener Ausstellungshaus. 2018 kamen nach Museumsangaben 106.000 Besucher. 2014, als noch Eintritt verlangt worden war, zählte das Haus knapp 37.000 Besuche. „Insbesondere bei der wichtigen Zielgruppe der Erstbesucher im Alter von 16 bis 34 Jahren bestätigten zuletzt 45 Prozent, dass der freie Eintritt ausschlaggebend für den Besuch war“, sagte eine Sprecherin.

Das Museum Folkwang zeigt viele hochkarätige Kunstwerke aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Die Essener gehören zu den bundesweit wenigen großen Häusern mit freiem Zugang. Ausgenommen sind allerdings die Sonderausstellungen.

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Foto: Hans-Jürgen Bauer

Das Projekt ist bis Sommer 2020 befristet: Um entgangene Einnahmen auszugleichen, erhält das Museum währenddessen jährlich 200.000 Euro von der Krupp-Stiftung. Das Ausstellungshaus strebt eine Verlängerung des Vorzeigeprojekts an. Zur Folkwang-Sammlung gehören Kunstwerke berühmter Maler wie Claude Monet, Paul Cézanne, Vincent van Gogh und Pablo Picasso.

Die Vorsitzende des Verbands Rheinischer Museen, Regine Zeller, hält das Öffnen der Museen bei freiem Eintritt grundsätzlich für eine gute Sache. „Es muss allerdings gegenfinanziert sein“, betonte sie.

Andere Museen führen den freien Zugang zumindest tageweise oder für bestimmte Besucher ein. So sollen laut Kulturausschuss des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) dessen 18 Museen von April an für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei sein. Damit reagiert der LWL auch darauf, dass die Zahl der minderjährigen Besucher jedes Jahr um 7400 sinkt. Insgesamt hatten die Museen, darunter das Kunstmuseum in Münster und mehrere Industriemuseen, im vorigen Jahr 1,5 Millionen Besucher.

Auch tageweise freier Eintritt bringt neue Besucher. So verzeichnet das Clemens Sels Museum Neuss an seinem kostenlosen ersten Sonntag im Monat deutliche Zuwächse. Ein Vergleich habe eine Steigerung um rund 250 Prozent ergeben, sagte eine Sprecherin. In Dortmund gilt seit Jahresbeginn in neun städtischen Museen der Besuch „für umsonst“.

Auch in Düsseldorf wird seit Januar in einigen Häusern, etwa dem Theater-, Goethe und Schifffahrtmuseum, sonntags kein Eintritt verlangt. Teils seien die Besucherzahlen verdoppelt bis vervierfacht worden, erklärte die Stadt. Für eine generelle Bewertung sei es aber zu früh. „In den ersten Wochen des eintrittsfreien Sonntags ist es offenbar gelungen, neues Publikum für die Kulturinstitute zu gewinnen“, sagte Kulturdezernent Hans-Georg Lohe.

Nach Angaben des Instituts für Museumsforschung in Berlin verlangen von den bundesweit rund 6800 Museen etwa zwei Drittel Eintritt. Nur wenige Museen mit über 100 000 Besuchern im Jahr sind kostenlos. Darunter ist das Haus der Geschichte in Bonn.

(ham/dpa)
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