Gut versichert Welche Krankenversicherung sich fürs Haustier wirklich lohnt

Wenn das Tier krank ist, wird die Rechnung beim Tierarzt teurer. Wer sich vor hohen Kosten schützen will, kann zwischen verschiedenen Versicherungen wählen.

 Versicherungen für Tiere sollen Kosten für Operationen decken. Je größer das Tier ist, umso sinnvoller ist solch ein Schutz.

Versicherungen für Tiere sollen Kosten für Operationen decken. Je größer das Tier ist, umso sinnvoller ist solch ein Schutz.

Foto: Frank Rumpenhorst/dpa-tmn/Frank Rumpenhorst

Arztbesuche sind für Tierhalter völlig normal, ob zur Impfung oder für Vorsorgeuntersuchungen. Doch auch wenn das Tier krank wird oder vielleicht einen Unfall hat, muss man zum Tierarzt. Das kann ins Geld gehen. Tierärzte rechnen nach ihrer Gebührenordnung (GOT) ab und können den ein- bis dreifachen Satz veranschlagen. So kann die Kastration einer weiblichen Katze zwischen 58 und 173 Euro kosten. Dazu kommen die Kosten für die allgemeine Untersuchung (zwischen neun und 27 Euro), die Narkose (19 bis 58 Euro), Materialien wie ein Verband sowie die Mehrwertsteuer. Eine aufwendige Operation, beispielsweise bei einer Hüftfehlstellung, lässt die Gesamtsumme schnell auf mehrere Tausend Euro steigen.

Versicherungen versprechen Abhilfe und bieten Operations- oder Vollkostenschutz an. Die OP-Versicherung deckt kostspielige chirurgische Eingriff ab, die Vollversicherung übernimmt darüber hinaus auch Heilbehandlungen und teilweise Vorsorgemaßnahmen. Je größer das Tier, desto eher ist eine Krankenversicherung (KV) tatsächlich sinnvoll, sagt Philipp Opfermann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Die Pferdebesitzerin sollte also eher über eine sogenannte Tier-KV nachdenken als der Katzenfreund. „Meist lohnt sich viel mehr die OP-Variante als der vermeintliche Rundumschutz“, erläutert Opfermann. Auch die Haltung kann einen Unterschied machen. So hat der Stubentiger sicherlich ein geringeres Unfallrisiko als die freilaufende Katze.

Wichtig ist vor allem, das Kleingedruckte zu lesen, also die Versicherungsbedingungen. Hier werden die Verhaltenspflichten des Halters geregelt und festgehalten, welche Krankheiten von vornherein nicht abgedeckt sind. „Die Hüftgelenksdysplasie, also die Fehlstellung bei Hunden, wird beispielsweise oft ausgeschlossen.“ Dagegen seien manche Impfungen Pflicht, um den Versicherungsschutz aufrecht zu erhalten. Wer dem nicht nachkommt, erhält im Krankheitsfall nicht die volle Leistung.

„Beim Abschluss des Vertrages muss das Tier in der Regel gesund sein“, sagt Romy Philipp von der Stiftung Warentest. Sie hat acht Operationskosten- und zehn Krankenvollversicherungstarife untersucht. Laut Philipp müssen die zu versichernden Tiere meist zwischen zwei und drei Monaten alt sein. Einige Tarife versichern ohne Höchstalter, bei anderen liegt es zwischen vier und neun Jahren. „Bei älteren Tieren wird es deutlich schwieriger, überhaupt ein Angebot zu erhalten“, sagt Philipp. Ist der Liebling bereits krank, verlangen manche Anbieter einen höheren Beitrag oder lehnen den Vertragsabschluss ganz ab.

Stiftung Warentest und Verbraucherzentrale raten Haltern, eine Selbstbeteiligung einzukalkulieren. „Absolute Selbstbehalte können sinnvoll sein. Prozentuale Selbstbehalte ohne Höchstgrenze sind schwerer kalkulierbar und können teuer werden“, sagt Opfermann.

Wie die Stiftung Warentest ermittelt hat, ist bei beiden Versicherungsarten eine Selbstbeteiligung von meist 20 Prozent an der Rechnung üblich. „Finanzielle Rücklagen für den Fall der Fälle sollten daher unbedingt vorhanden sein“, rät Opfermann. Außerdem muss der Halter laut Philipp oft eine Wartezeit von drei Monaten zwischen Vertragsabschluss und Beginn des Leistungsanspruchs einplanen.

Einen Tarif uneingeschränkt empfehlen kann Philipp nach ihrer Recherche nicht. Sollten sich Tierfreunde für eine Versicherung entscheiden, rät sie, auf eine genügend hohe Deckung zu achten. Und: „Man sollte sich darüber im Klaren sein, bis zu welchem GOT-Satz die Anbieter die Kosten erstatten.“ Zahlt eine Versicherung bis zum dreifachen Satz, ist der Kunde auf der sicheren Seite.

Der Deutsche Tierschutzbund weist darauf hin, dass Tierhalter trotz Versicherung auf ihren Kosten sitzen bleiben können. „Hilfreicher kann es sein, regelmäßig etwas Geld auf die Seite zu legen und die Kosten dann aus eigener Tasche zu bezahlen“, sagt Pressesprecherin Lea Schmitz.

„Fakt ist: Genau das tut keiner“, sagt Astrid Behr, Sprecherin des Bundesverbands Praktizierender Tierärzte. Der Verband empfiehlt daher, sich vorher abzusichern. „Viele Halter warten bei den ersten Krankheitsanzeichen zu lange, bevor sie zum Arzt gehen, aus Angst vor den Kosten“, sagt Behr. „Dann wird es richtig teuer.“ Auch Vorsorgeuntersuchungen würden deshalb gerne ignoriert. Nur durch sie ließe sich aber rechtzeitig feststellen, ob etwas mit dem Tier nicht stimmt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort