Grunewald Ein Licht aus dem Stall in Bethlehem

Grunewald · Jedes Jahr holt Theo Wurth das Friedenslicht aus Bethlehem in die katholische Kirche nach Grunewald. Von dort gelangt es in viele Laternen in Wermelskirchen. Rund 3200 Kilometer hat es zurückgelegt.

 Friedenslicht ereicht die Katholische Kirche St. Michael an der Kölner Straße. Jeder kann dort seine Kerze anzünden.

Friedenslicht ereicht die Katholische Kirche St. Michael an der Kölner Straße. Jeder kann dort seine Kerze anzünden.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Theo Wurth hatte am dritten Advent wertvolle Fracht an Bord. Während er vorsichtig das Auto vom Altenberger Dom aus nach Hause Richtung Grunewald steuerte, stand neben ihm in einer Laterne eine brennende Kerze. Und weil der Feuerschein rund 3200 Kilometer hinter sich gelegt hat, ist er besonders wertvoll und Theo Wurth besonders bedacht unterwegs. „Inzwischen steht die Laterne bei uns in Grunewald in der Kirche“, erklärt Wurth. „Sie will vom Licht in der Dunkelheit und vom Frieden erzählen.“ Seit vielen Jahren holt Theo Wurth am dritten Advent das Friedenslicht aus Bethlehem in die kleine katholische Gemeinde und von dort verbreitet es sich über St. Michael in viele Flure und vor viele Haustüren in Wermelskirchen. „Das ist nicht irgendein Licht“, sagt Wurth. „Die Flamme wird in der Geburtsgrotte in Betlehem entzündet und dann mit dem Flugzeug Richtung Europa gebracht.“

Anfang des Monats reisten ein Mädchen aus Oberösterreich und Vertreter des österreichischen Fernsehsenders ORF nach Bethlehem – wie seit 32 Jahren, als das ORF die Aktion ins Leben rief. In der kleinen Grotte im Westjordanland in Bethlehem, die an die Geburt Jesu erinnert, entzündete das Mädchen das Licht. Dank einer explosionssicheren Lampe überstand die Flamme den Flug nach Wien. Und dort steckten auch deutsche Pfadfinder ihre Kerzen an der besonderen Flamme an, brachten sie mit nach Hause und sorgten dafür, dass das Friedenslicht aus Bethlehem über den ganzen Kontinent verbreitet wird. Es erreichte den Kölner Dom, und von dort aus holten Vertreter der Altenberger Taizé-Gruppe, zu der Protestanten wie Katholiken, Männer wie Frauen gehören, das Licht ins Bergische. Und weil es in Wermelskirchen keine Pfadfindergruppe mehr gibt, reisen all jene, die sich das Friedenslicht für ihr Zuhause wünschen, am dritten Advent nach Altenberg. Dort sorgt die Taizé-Gruppe dafür, dass das Licht weitergegeben wird.

„Das ist immer sehr beeindruckend“, sagt Theo Wurth. Im vollen Dom erklingen Lieder aus Taizé. Die Menschen haben Laternen mitgebracht. Und der Kerzenschein erhellt nach und nach den großen Dom und dann die vielen Laternen der Besucher. Das sei ein stiller, besonderer Moment, sagt der Grunewalder. „In Bethlehem liegt der Ursprung des Christentums“, ergänzt er dann. Und weil das Christentum in sich ein Friedensangebot statt einer Kampfansage sei, wolle das Licht zu Versöhnung und Frieden aufrufen. „Es erinnert uns vielmehr an unsere Pflicht, uns für den Frieden einzusetzen“, sagen die Erfinder der Aktion aus Österreich.

Inzwischen brennt das Friedenslicht auch in St. Michael. „Und jeder, der mag, kann seine eigene Kerze daran entzünden und das Licht mit nachhause nehmen“, erklärt Wurth. Dort brennt es bis ins neue Jahr und will von der Geburt im Stall von Bethlehem erzählen, von Weihnachten und davon, dass Frieden möglich ist.

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