Rhein-Kreis Neuss: Kopfschmerz ist erstes Warnzeichen Mit einem kleinen Pieks in die Leiste Leben retten

Rhein-Kreis · Mit dem Katheter zum Gehirn: Bei der Gesundheitskonferenz stellte Mediziner die Behandlung von Schlaganfall-Patienten vor.

Nach einem Schlaganfall mit dem Katheter von der Arterie hoch zu den Hirngefäßen – so kurz und knapp beschreibt der habilitierte Mediziner Dan Meila, Leiter der interventionellen Neuroradiologie am Neusser Johanna-Etienne-Krankenaus sein Arbeitsgebiet. Und das stellte er auf der Konferenz für Gesundheit, Pflege und Alter des Rhein-Kreises im Kreishaus Grevenbroich vor. „Was der Kardiologe am Herzen macht, das machen wir jetzt im Gehirn.“ Verwendet werden für den Eingriff Mikro-Sonden, die im Durchmesser kleiner als 0,5 Millimeter sind, sehr weich, flexibel und damit manövrierfähig. Um den Patienten die Angst zu nehmen, berichtete Dan Meila aus der Praxis: „Zur Diagnostik ist das ein kleiner Pieks in die Leiste.“

Während man früher einen Teil der Schlaganfall-Patienten mit der medikamentösen Lyse-Therapie, von Neurologen vorgenommen, behandelte, ist jetzt der Katheter das Mittel der Wahl. Oder es gibt eine Kombination von beiden. Der Katheter allein geht mechanisch vor und beseitigt das störende Gewebe im Kopf. Sehr wichtig für den Erfolg, das gibt Dan Meila zu bedenken, sei der Zeitpunkt.

Bei Notfällen ist höchste Eile geboten, denn die sofortige Reaktion in der Kette Hausarzt, Neurologe und Neuroradiologie ist überlebensentscheidend. Der Fortschritt ist daran zu messen, dass sich bei der Lyse-Therapie nur ein Zeitfenster von viereinhalb bis sechs Stunden auftut. Die mechanische Behandlung am Ort des Hirnschadens bietet dagegen ein breiteres Handlungs-Spektrum. Mikro-Katheter werden neuerdings auch bei Aneurysmen eingesetzt. Das sind kleine Gefäßaussackungen, die im Gehirn zu Blutungen führen können. Mit der Folge schwerster Behinderungen bis zu halbseitigen Lähmungen, Sprachstörungen und der Einstufung als Pflegefall. Das besonders Tückische am Aneurysma besteht darin, dass viele Menschen überhaupt nichts von diesen Gefäß-Fehlbildungen wissen. Erst wenn unerklärliche Kopfschmerzen schlimm werden, wird der Arzt konsultiert.

„Drei bis sechs Prozent der Gesamtbevölkerung tragen solch einen Gefäß-Schaden in sich“, berichtet Dan Meila, „und den können wir mit unseren heutigen Möglichkeiten frühzeitig erkennen.“ Um es gar nicht dazu kommen zu lassen, rät der Klinik-Arzt dringend zu einem gesunden Lebensstil. Und dazu gehöre vor allem auch viel Bewegung. Und Rauchen sei natürlich tabu, sagte der Mediziner im Kreishaus und blickte sicher in das ein oder andere betretene Gesicht. „Bei Kopfschmerz sofort den Arzt aufsuchen“, riet der Fachmann und sprach damit diejenigen an, die erst mal abwarten wollen, bevor sie sich Hilfe holen. Nicht umsonst hat sich rund um die Neuroradiologie, wie zuvor beim Herzkatheter, ein regelrechter Boom aufgebaut. Sie packt die Leiden an der Wurzel.

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