Thomaeum Kempen Gastschüler: Lob für deutsches Brot

Kempen · Für ihr schulisches Europaprofil konnte das Gymnasium Thomaeum eine Partnerschule in England gewinnen. Die britischen Schüler sind zum ersten Besuch in Kempen angereist.

 Im Ratssaal empfing Bürgermeister Volker Rübo gestern die Delegation aus Cambridge.

Im Ratssaal empfing Bürgermeister Volker Rübo gestern die Delegation aus Cambridge.

Foto: Norbert Prümen (nop)

„Das ist unsere Martins-Skulptur mit den Fackeln tragenden Kindern und der Bloes. Das ist die mit Süßigkeiten gefüllte Tüte, die es am Martinstag für die Kinder gibt“, sagt Völker Rübo. Fragende Gesichter umgeben den Kempener Bürgermeister, der vor der Skulpturengruppe auf dem Buttermarkt steht. Den zehn aus England angereisten Schülern und den beiden betreuenden Lehrerinnen ist das Martinsfest unbekannt, denn in ihrem Heimatland gibt es das nicht. Daher muss Rübo weiter ausholen und erklären, was es mit diesem Brauchtum auf sich hat.

Aber nicht nur darüber informiert der Bürgermeister. Er hat sich für die Gastschüler Zeit genommen und gibt einen kleinen Einblick in Kempens Geschichte, die Besonderheiten der Stadt und das Leben in der Thomasstadt an sich. „Wir finden es ganz toll, dass sich der Bürgermeister diese Zeit nimmt, denn es drückt doch die Wertschätzung aus, die unserem nicht ganz alltäglichen Besuch entgegengebracht wird“, freut sich Agnes Regh. Die Schulleiterin des Thomaeums ist stolz darauf, dass es dem Gymnasium gelungen ist, eine Partnerschule in England zu gewinnen. Studienfahrten nach England gehören im Rahmen des Europaprofils, das das Thomaeum prägt, mit zu den klassischen Angeboten für die Gymnasiasten.

In England aber eine Partnerschule zu finden, mit der ein Austausch laufen kann, gestaltet sich als nicht einfach. „Die deutsche Sprache hat in England keinen so hohen Stellenwert. Deutsch wird daher wenig unterrichtet. Entsprechend schwierig ist es, eine Schule zu finden, wo das der Fall ist und die auch ein Interesse an einem Austausch hat“, sagt Michael Lenz. Dem Englischlehrer des Thomaeums gelang dies allerdings. Bei Studienfahrten nach Cambridge entstand ein Kontakt zum Sawston Village College, das ungefähr zehn Kilometer von Cambridge entfernt liegt. „Wir konnten dort den Schulunterricht besuchen und unseren Schülern das englische Schulsystem näher bringen. Aus diesen Begegnungen ergab sich nach vielen Gesprächen der Austausch“, berichtet Lenz.

Im Juni reisten zehn Schüler nach England und lebten eine Woche in Gastfamilien. „Bei einem solchen Aufenthalt in einer englischen Familie lernt man das Land, die Menschen und die Kultur viel besser kennen, als wenn es eine Studienfahrt oder ein Urlaub ist“, sagt Gereon. Wobei der 15-Jährige bereits einen Urlaub in England verbracht hat und daher weiß, wovon er spricht. Auch Caroline und Ann-Cathrin waren vom Aufenthalt in England begeistert. Es sei mehr als nur interessant gewesen, und sprachlich hätten sie viel für sich mitnehmen können, sind sich die 15- und die 16-Jährige einig.

Voller Begeisterung berichten sie vom Besuch der Uni in Cambridge, dem gemeinsamen Golfspielen und dem klassischen Essen Fish and Chips. Aber auch die zehn Gastschüler fühlen sich bei ihren Gastfamilien in Kempen wohl. „Es ist eine gemütliche altmodische Stadt mit ihren historischen Häusern. Die Parks sind toll. Überhaupt gibt es hier viel Natur“, sagt die 15-jährige Johanna. Hannah findet die Menschen in Deutschland freundlicher als in England. Alex ist vom deutschen Brot begeistert, und Hughie schwärmt von der Wurst, die es hier zu essen gibt. Die Unterschiede im Schulsystem erstaunen dagegen. Dass keine Schuluniformen getragen werden müssen, alles regelfreier abläuft und es mehr Hausaufgaben als daheim gibt, sind nur einige der Punkte, die Themen der Gespräche sind.

In dem englischen College wird Deutsch ab der achten Klasse unterrichtet. „Wir fangen mit Französisch an, dann kommt in der Klasse sieben Spanisch, und wer will, kann in der achten Klasse Deutsch als dritte Fremdsprache wählen“, erklärt Deutschlehrerin Deborah Eills, die Deutsch studierte und ein Auslandsjahr in der Nähe von Stuttgart verbrachte, zudem in der Schweiz arbeitete. Da es sich bei den Austauschschülern allesamt um Schüler der zehnten und elften Klasse handelt, lernen sie seit drei oder vier Jahren die deutsche Sprache. Mit dem Sawston Village College hoffen die Kempener nun auf Dauer eine Schulpartnerschaft führen und damit einen weiteren Baustein im Gebilde des Europaprofils setzen zu können.

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