Abschlüsse, Zweikämpfe, Einstellung Bayers Mängelliste ist lang

Leverkusen · Heiko Herrlich und die Werkself stehen nach dem enttäuschenden Auftakt mit zwei Niederlagen in der Kritik. Die Länderspielpause will der Trainer nutzen, um die richtigen Lehren aus dem Fehlstart zu ziehen. Ansätze gibt es genug.

Trainer Heiko Herrlich (r.) hat mit seiner Mannschaft viel Redebedarf.

Trainer Heiko Herrlich (r.) hat mit seiner Mannschaft viel Redebedarf.

Foto: AP/Martin Meissner

Bei Bayer hängt der Haussegen schief. Nach zwei ernüchternden Niederlagen zum Start in die 40. Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte droht bei einer weiteren Pleite in München (15. September) sogar der Sturz auf einen Abstiegsrang. Sollten die aktuell auf dem 16. Platz rangierenden Leverkusener auch ihr drittes Spiel in Serie verlieren, wäre das der schlechteste Saisonstart seit dem Aufstieg in die erste Liga. Zuletzt hat die Werkself 1994 mit zwei Niederlagen eine Spielzeit begonnen. Die Mängel, die Bayer 04 in den Partien in Mönchengladbach und gegen Wolfsburg offenbarte, lassen sich auch an einigen Zahlen festmachen.

Abschlüsse 17 Torschüsse gab das Team von Trainer Heiko Herrlich gegen die „Wölfe“ ab – und damit vier mehr als der Gegner. Während die vom ehemaligen Leverkusener Coach Bruno Labbadia trainierten Niedersachsen aus ihren Möglichkeiten aber drei Tore erzielten, agierte die Werkself wie schon in Mönchengladbach (14 Schüsse, kein Tor) viel zu unpräzise. Lediglich drei Versuche erreichten das von VfL-Ersatztorhüter Pavao Pervan bewachte Gehäuse. Leon Baileys sehenswerter Treffer zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Herrlich-Elf wie schon im vergangenen Jahr ein Effizienz-Problem hat.

Zweikämpfe Von den eigenen Fans wurde Innenverteidiger Jonathan Tah zum Spieler der Saison 2017/18 gewählt. In der aktuellen Spielzeit ist der erst 22-jährige Nationalspieler aber weit davon entfernt, der Abwehr die nötige Sicherheit zu verleihen. Gegen Wolfsburg verlor der gebürtige Hamburger mehr als die Hälfte seiner direkten Duelle (fünf von neun) – ein schlechter Wert für einen Abwehrspieler. Doch Tah ist nicht der einzige, dem es aktuell an Widerstandsfähigkeit mangelt. Auch den Bayer-Stürmern kann nicht einmal Normalform bescheinigt werden. Bestes Beispiel ist Lucas Alario: Der Argentinier war gegen Wolfsburg fast nicht zu sehen. Nur sechs von 19 gewonnenen Zweikämpfen sind ein weiteres Indiz für fehlendes Durchsetzungsvermögen. Trainer Heiko Herrlich hat die Zweikampfschwäche seines Teams bereits notiert. „42 Prozent gewonnene Zweikämpfe in der ersten Halbzeit sind einfach zu dünn“, betonte er.

Einstellung Torhüter Ramazan Özcan bemängelte sie, und auch Kapitän Lars Bender sah in ihr einen Hauptkritikpunkt: Die Grundhaltung, mit der Bayer 04 in die Partie gegen Wolfsburg gegangen ist. Zwar lässt sich die Einstellung nur schwer messen, doch die Körpersprache nach dem erneuten Doppelschlag nach dem Seitenwechsel sprach Bände. Nach dem zweiten Gegentreffer durch Renato Steffen eine halbe Stunde vor dem Schlusspfiff schien der Wille der Werkself, sich gegen die drohende Heimpleite zu stemmen, bereits gebrochen. „Wir können uns nicht erlauben, nur 95 Prozent zu geben“, sagte Kapitän Lars Bender. Das bevorstehende Duell in München nach der Länderspielpause könne nun aber genau das richtige für die Werkself werden, hofft der 29-Jährige: „Wir werden dort sehen, wer seinen Mann stehen kann.“

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