Aktion in Mönchengladbach Ärzte informieren über die Gefahren von Tihange

Mönchengladbach · Im Fall einer Atomkatastrophe eine effektive medizinische Hilfe nahezu unmöglich sei, sagen die Mediziner. Sie fordern, dass zumindest die Voraussetzungen für eine schnelle Jodeinnahme geschaffen werden.

 Ärztinnen und Ärzte informierten am Alten Markt über die Risiken, die von den belgischen Atomkraftwerken ausgehen.

Ärztinnen und Ärzte informierten am Alten Markt über die Risiken, die von den belgischen Atomkraftwerken ausgehen.

Foto: IPPNW

„Stop Tihange!“ Unter diesem Motto informierte die Regionalgruppe Mönchengladbach der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) an der Tihange-AUS-Säule am Alten Markt über die Gesundheitsbedrohungen, die von den Atomreaktoren in Doel und Tihange ausgehen. Das Dreiländereck ist eine der am dichtesten besiedelten Regionen der Welt. Rund 46 Millionen Menschen in der gesamten Region könnten im Fall einer Kernschmelze durch radioaktiven Niederschlag verstrahlt werden. Mönchengladbach liegt nur etwa 110 Kilometer von Tihange entfernt. „In den Reaktordruckbehältern von Doel 3 und Tihange 2 wurden tausende Risse nachgewiesen. Sie bieten daher keine hinreichenden Sicherheitsreserven und auch vergleichsweise geringfügige Störfälle könnten zu einer Kernschmelze führen“, so die Ärzte. Deshalb sei auch die Lieferung von Brennelementen aus der deutschen Atomfabrik in Lingen (Niedersachsen) nicht zu verantworten.

Die im Mai von der Reaktor-Sicherheits­kommission (RSK) vorgelegte Stellungnahme habe keinen Sicherheitsnachweis gebracht. „Sie traf keine Aussage über die Unbedenklichkeit der Risse und konnte nicht feststellen, wann und warum sie entstanden. Weiterhin bleiben diesbezüglich zahlreiche Fragen offen.“ Zudem sehen die Ärzte Befangenheitsprobleme, da sich mehrere Mitglieder der RSK und ihrer Ausschüsse aufgrund ihrer Tätigkeit in Unternehmen der Atomindustrie in einem Interessenskonflikt befänden. Der Forderung nach einer Neuauflage der Reaktorsicherheitskommission schlossen sich zahlreiche Passanten mit ihrer Unterschrift an.

Die Ärztinnen und Ärzte wiesen darauf hin, dass im Fall einer Atomkatastrophe eine effektive medizinische Hilfe nahezu unmöglich sei. Zumindest aber für die rasche Einnahme von Jodtabletten müssten die Voraussetzungen geschaffen werden. Der einzig verantwortungsvolle Umgang mit den Gefahren von Tihange und Doel bestehe allerdings in der sofortigen Abschaltung der Atomkraftwerke.

Die Ausschaltbewegungen an der Säule werden gezählt, auf der Seite www.tihange-alarm.eu veröffentlicht und zudem der belgischen Regierung übermittelt. In Mönchengladbach haben bereits über 300.000 für ein Abschalten votiert.

(gap)
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