Wespenzeit in NRW Schädlingsbekämpfer im Dauereinsatz

Düsseldorf · Es sirrt und brummt: Der milde Frühling hat die Wespen-Völker gedeihen lassen. Experten raten aber zu Besonnenheit. Die Tiere seien in der Regel ungefährlich.

 Wespen fliegen auf ihr Nest zu (Symbolfoto).

Wespen fliegen auf ihr Nest zu (Symbolfoto).

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Sommerzeit ist Wespenzeit. So manche Grillfeier lockt derzeit wieder eine Reihe ungebetener Gäste an. „Die Wespenvölker haben gerade ihren größten Stand erreicht. Das ist in diesem Jahr schon früher als sonst der Fall“, sagt Birgit Königs vom Naturschutzbund (Nabu) NRW. Die Hauptsaison für Wespen sei eigentlich erst der August. Der Grund dafür ist das Wetter. Den milden Winter haben die Wespenschwärme gut überstanden, die hochsommerlichen Temperaturen der letzten Wochen haben die Population noch vergrößert.

Nun sind ein paar Wespen beim Abendessen vielleicht noch zu ertragen, zum Problem werden die Tiere erst, wenn sie im heimischen Garten ihre Nester bauen. Viele Menschen rufen dann den Schädlingsbekämpfer. „Wir erhalten zehn bis 15 Aufträge am Tag. Die Population ist so groß, dass die Wespen derzeit unser Hauptgeschäft sind“, sagt die Mitarbeiterin einer Schädlingsbekämpfungsfirma aus Solingen. Viele ihrer Kollegen berichten Ähnliches. Auch Fabian Görs von der Düsseldorfer Niederlassung der Firma Rentokil bestätigt das: „Es gibt sehr viele Anfragen wegen Wespen.“

Anfragen sind jedoch nicht immer auch Aufträge. „Viele Anfragen lehnen wir auch ab, da es einen triftigen Grund braucht, um ein Wespennest zu beseitigen“, ergänzt ein Sprecher des Unternehmens. Die Tiere unterliegen dem allgemeinen Naturschutz. Es ist nicht erlaubt, ohne weiteres gegen sie vorzugehen. Manche Wespen gehören sogar zur Gruppe der besonders geschützten Arten. Wer sie ohne triftigen Grund tötet, kann theoretisch zu einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro verurteilt werden. Auch bei nicht besonders geschützten Arten können bis zu 10.000 Euro fällig werden.

Für Dirk Jansen vom Landesverband NRW des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland ist es besonders wichtig, zwischen harmlosen Situationen und wirklichen Bedrohungen zu unterscheiden. „Wenn sich so ein Wespenschwarm am Schlafzimmerfenster angesiedelt hat, ist es natürlich schwer, die Ruhe zu bewahren. Generell rate ich jedoch zu großer Gelassenheit“, sagt er. Zudem sei zwischen den einzelnen Wespenarten zu unterscheiden. „Die Deutsche Wespe ist am weitesten verbreitet und diejenige, die sich leicht von Essensgerüchen anlocken lässt. Hier treten die meisten Fälle auf“, sagt er. Überhaupt reagieren nur zwei der acht heimischen Wespenarten auf derartige Düfte. Die übrigen Arten haben hieran schlichtweg kein Interesse.

„Sind Wespen am Haus, sollte man sich überlegen, ob man es nicht zwei Monate aushalten kann, bis die Kolonien absterben“, sagt auch Königs. Etwas anderes sei es, wenn Allergiker betroffen sind. „Dann ist es möglich, eine Umsiedlung der Tiere zu veranlassen“, sagt sie. Den Schädlingsbekämpfer zu rufen, sollte erst der allerletzte Schritt sein.

Diese Insekten und Spinnen krabbeln im Sommer
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Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Damit aus dem Abendessen im Freien kein Desaster wird, gibt es ein paar einfache Verhaltensregeln. „Nahrungsmittel abdecken, bei Kindern Eis und Süßspeisen vom Mund abwischen“, rät Königs. Auch ist es wichtig, die Tiere nicht einfach mit heftigen Bewegungen zu verscheuchen und auf keinen Fall wegzupusten. Das ausgeatmete Kohlendioxid macht die Wespen nur aggressiver. „Solange sie in Ruhe gelassen werden, sind Wespen ungefährlich. Kein Wespe würde von sich aus angreifen“, sagt Jansen.

Im Internet kursieren allerhand Tipps um Wespen fernzuhalten – Ätherische Öle, Wespenfallen, Nest-Attrappen. Königs hält das alles nicht für hilfreich. „Wespen sind zwar mit Parfüm leicht anzulocken, abstoßende Gerüche funktionieren hingegen nicht wirklich“, sagt sie. Vom Kauf von mit süßem Saft oder Bier gefüllten Wespenfallen rät der Nabu generell ab. Nur alte Tiere gerieten in die Falle, das aktive Volk werde nicht dezimiert. Zudem sterben die Tiere in der Flüssigkeit einen qualvollen Tod. Was manchmal funktioniert, sei etwas zur Ablenkung zu füttern. Am besten eignen sich dafür überreife Früchte. Doch Achtung: Wespen lassen sich nicht immer von Süßspeisen ablenken, auch Fleisch fressen sie gerne.

Um die Wespen aus dem Haus zu halten, empfiehlt es sich Fliegengitter an Fenster und Türen anzubringen. Wenn nicht gerade bei geöffneter Tür drinnen das helle Licht lockt, verirren sich Wespen generell eher selten in Innenräume. Sollten die Tiere trotz aller Vorkehrungen ins Haus gelangen, sind sie am besten in einem Glas einzufangen. Einfach ein Stück Papier als Boden unterschieben und die Wespe vorsichtig nach draußen bringen.

Wespennest

Wespennest

Foto: Wespennest/iStock | Montage: Ferl

Wird trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch einmal jemand gestochen, so helfen am besten sogenannte Stichheiler. Die Geräte erwärmen lokal die Stichstelle. Der Nabu empfiehlt auch Hausmittel wie halbierte Zitronen, Zwiebeln oder Rhabarber.

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