Politische Aktion von Pussy Riot Flitzer stören WM-Finale

Moskau · Vier Flitzer haben beim Finale der WM zwischen Frankreich und Kroatien für eine Unterbrechung gesorgt. Die Störenfriede waren Mitglieder Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot. Sie wurden von der Polizei festgenommen.

Kroatien-Star Dejan Lovren und Sicherheitskräfte zerren Pussy-Riot-Aktivisten vom Spielfeld
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Kroatien-Star Lovren und Sicherheitskräfte zerren Pussy-Riot-Aktivisten vom Spielfeld

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Foto: dpa/Ulrik Pedersen

Die russische Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot ließ kurz danach über die Sozialen Medien verlauten, die Uniformierten auf dem Spielfeld seien ihre Mitglieder gewesen. „Vier Mitglieder von Pussy Riot im Finale der Fußball-WM“, schrieb die Gruppe bei Facebook. Dazu stellte sie eine Liste von Forderungen auf: Politische Gefangene sollten freigelassen werden, Festnahmen bei Kundgebungen sollten aufhören, das Land brauche mehr politischen Wettbewerb.

Die Moskauer Behörden hielten sich zunächst bedeckt zu dem Fall. Das Innenministerium bestätigte Agenturen zufolge die Festnahme von drei Frauen und einem Mann durch die Polizei. Den Aktivisten wurde am Sonntagabend der Verstoß gegen Zuschauerrechte und das illegale Tragen von Polizeiuniformen vorgeworfen. Später teilte die Polizei mit, sie hätte Verwaltungsstrafen von bis zu 20.000 Rubel (etwa 2700 Euro) oder 160 Stunden gemeinnütziger Arbeit für die Flitzer beantragt.

Die beschuldigten Bürger seien zu einer lokalen Polizeistation gebracht worden, schrieb die für Moskau zuständige Abteilung des russischen Innenministeriums. In den sozialen Netzwerken kursierte ein Video, laut dem zwei der Protestler auf einer Polizeistation angeblich auf grobe Art und Weise verhört wurden. Das Video war nicht unabhängig zu verifizieren.

Die vier Flitzer trugen Uniformen, die an Polizisten erinnerten, und flitzten fröhlich winkend mitten im Finale auf den Platz - wurden aber schnell von Sicherheitsleuten geschnappt. Einer Aktivistin gelang es zuvor noch, mit Frankreichs Superstar Kylian Mbappe abzuklatschen. In ihrem Schreiben nannte Pussy Riot die Aktion „Der Polizist kommt ins Spiel“.

Der argentinische Schiedsrichter Nestor Pitana schien die Flitzer im ersten Moment nicht zu bemerken, stoppte die Partie dann aber doch für kurze Zeit. Nachdem die Sicherheitskräfte die Störer vom Platz geführt hatten, wurde die Begegnung fortgesetzt.

Die Punk-Band wurde 2012 mit ihrem Protest gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin weltbekannt. Putin sah sich das Finale am Sonntag im Stadion an, gemeinsam mit seinem französischen Kollegen Emmanuel Macron und Fifa-Präsident Gianni Infantino. Die Protestaktion war kurz in der internationalen Übertragung des Finales zu sehen. Normalerweise zeigen die Kameras solche Aktionen nicht.

Pussy Riot erklärte mit Blick auf ihre Aktion beim WM-Finale, die Polizeiuniformen der Aktivisten symbolisierten, dass die russische Polizei ihrer „himmlischen“ Darstellung in der Literatur nicht gerecht werde. Sie forderte Reformen. Unklar war, ob die Uniformen den Mitgliedern dabei halfen, in das streng gesicherte Stadion zu gelangen.

Pussy Riot ging auch auf den Fall des Aktivisten Oleg Sentsow ein, der wiederholt die russische Annexion der Krim 2014 scharf kritisierte. Er wurde 2015 wegen Terrorverdachts zu 20 Jahren Haft verurteilt. Sentsow hat die Anschuldigungen zurückgewiesen und befindet sich seit Mitte Mai im Hungerstreik.

Nach dem Protest veröffentlichte die Gruppe eine zweite Stellungnahme. Die Aktivisten erklärten, während der Weltmeisterschaft habe die Polizei eine entspanntere Haltung angenommen - das Turnier habe sehr gut gezeigt, wie sich Polizeibeamte benehmen könnten. „Aber was wird passieren, wenn es vorbei ist?“

(juju/pabie/dpa)
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