Gerüchte um Starbucks-Gründer Howard Schultz Aus dem Kaffee-Haus ins Weiße Haus?

Washington · Howard Schultz, der Gründer von Starbucks, hat am Montag seinen Rücktritt verkündet. Ihm werden politische Ambitionen nachgesagt. Sogar als Gegenkandidat zu Donald Trump 2020 ist er im Gespräch.

Es komme ihm so vor, als sei es erst gestern gewesen, dass er zum ersten Mal über die Türschwelle des Ladens am Pike Place lief, schrieb Howard Schultz in einem Brief an seine Beschäftigten. Auf dem Pike Place Market in Seattle begann 1971 die Firmengeschichte, und als Schultz das erste Café der damals noch sehr überschaubaren Kette betrat, wusste jenseits von Seattle kaum einer etwas anzufangen mit dem Namen Starbucks. Damals kam das Unternehmen auf elf Filialen. Heute sind es 28.000, verteilt auf 77 Länder.

Am Montag gab der 64-Jährige seinen Rücktritt bekannt, der Mann, der den Erfolg begründete, indem er seinen Landsleuten statt dünner oder bitterer Brühe ordentlichen Kaffee anbot. In einem Anflug von Nostalgie warf er einen Blick zurück auf die „Reise seines Lebens“, zu der er seinerzeit auf dem Pike-Place-Markt aufgebrochen sei. Was die Amerikaner indes brennender interessiert, ist der Blick nach vorn. Da wäre die Frage, ob der gebürtige New Yorker beim nächsten Präsidentschaftsvotum antritt, um dem New Yorker Donald Trump die Stirn zu bieten. Dem Nationalisten im Oval Office, über den er nicht viel Gutes zu sagen hat. Mit seiner Rhetorik, klagte er neulich bei CNN, habe der Präsident Leuten, die seine Sprache kopieren wollten, einen Freibrief ausgestellt.

Schon vor dem Votum 2016 war Schultz als Anwärter fürs Weiße Haus gehandelt worden, was nicht weiter überraschte, scheint es doch zu den ungeschriebenen Regeln amerikanischer Wahlen zu gehören, über die Bewerbung milliardenschwerer Geschäftsleute zu spekulieren. Mit Blick auf 2020 brodelt die Gerüchteküche schon jetzt. Trumps Coup lässt die Demokraten darüber nachdenken, ob sie nicht mit Personal aus der Welt des Business kontern sollten. Der Hightech-Unternehmer Mark Cuban ist ebenso im Gespräch wie die Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey. Nun gilt auch Schultz zum zweiten Mal als Aspirant.

„Ich denke über eine ganze Reihe von Optionen nach, von der Philanthropie bis hin zu einem öffentlichen Amt“, schrieb er in seinem Abschiedsbrief an die Belegschaft. In einem Interview mit der „New York Times“ sprach er von den Sorgen, die er sich um die Republik mache. Von der zunehmenden Spaltung daheim, von Amerikas lädiertem Ansehen in der Welt. In seinem nächsten Lebensabschnitt, sagte er, wolle er herausfinden, „ob es eine Rolle gibt, die ich spielen kann, um dem Land etwas zurückzugeben“. Das klang schon eher nach „Howard Schultz 2020“, auch wenn der 64-Jährige hinzufügte, er wisse noch nicht, welche Rolle dies konkret sein könnte.

Wo er politisch steht, daraus hat der Sohn eines Lastwagenfahrers, aufgewachsen in einer Sozialwohnung in Brooklyn, nie ein Geheimnis gemacht. „Dies ist nicht die Zeit, Mauern zu bauen. Dies ist die Zeit, Brücken zu bauen“, wandte er sich erst im Mai gegen Trumps Abschottungspläne. Die Steuersenkungen der Republikaner kritisierte er wegen der unvermeidlichen Haushaltsdefizite, die zu Lasten der jungen Generation gingen. Trumps Dekrete zur Beschränkung der Aufnahme von Flüchtlingen beantwortete er, indem er ankündigte, weltweit zehntausend Flüchtlinge einstellen zu wollen.

Darüber hinaus inszenierte sich Schultz stets als Unternehmer, der das Streben nach Gewinn mit sozialem Gewissen verbindet. Auch Teilzeitbeschäftigte sind bei Starbucks krankenversichert, was in den USA die Ausnahme ist. Wer neben dem Beruf einen Hochschulabschluss machen will, dem werden die Gebühren für ein Online-Fernstudium an der Arizona State University bezahlt. Zuletzt ist der Konzern allerdings durch eine haarsträubende Episode ins Gerede gekommen. Zwei Afroamerikaner, die in einem Café in Philadelphia auf einen Geschäftspartner warteten und die Toilette benutzen wollten, ohne etwas bestellt zu haben, wurden abgeführt, die Hände mit Kabelbindern auf dem Rücken zusammengebunden. Die Filiale hatte die Polizei alarmiert, angeblich, weil die beiden sich weigerten, das Lokal zu verlassen. Die Wogen der Empörung, die dem skandalösen Zwischenfall folgten, versuchte Schultz zu glätten, indem er einen Schulungstag anberaumte. Am 29. Mai blieben Tausende Kaffeehäuser geschlossen, damit am praktischen Beispiel geübt werden konnte, was der Chef immer als selbstverständlich ansah: Kunden sind gleich zu behandeln, egal, welche Hautfarbe sie haben.

(F.H.)
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