Frühling in Wermelskirchen Gelber Puder ist lästig - aber harmlos

Wermelskirchen · Die Fichte befindet sich im Mastjahr und produziert derzeit besonders viel gelben Pollenstaub. Das ärgert vor allem Autobesitzer. Allergiker allerdings haben von der Fichte wenig zu befürchten, sagt Allergologe Dr. Henning Harke.

 Eine Fichtenblüte produziert 200.000 der mikroskopisch kleinen Pollenkörner. Eine Fichtenkrone hat hunderte unscheinbare männliche Blüten; sie sind gelblich und sitzen eher seitlich. Die weiblichen Zapfenblüten sind auffällig rotviolett gefärbt. Wenn sie befruchtet sind, senken sie sich nach unten.

Eine Fichtenblüte produziert 200.000 der mikroskopisch kleinen Pollenkörner. Eine Fichtenkrone hat hunderte unscheinbare männliche Blüten; sie sind gelblich und sitzen eher seitlich. Die weiblichen Zapfenblüten sind auffällig rotviolett gefärbt. Wenn sie befruchtet sind, senken sie sich nach unten.

Foto: udo teifel

Gartenstühle, Fensterscheiben, Autos: Der feine gelbe Pollenstaub der Fichte trifft in diesen Wochen längst nicht nur weibliche Blütenzapfen. Stattdessen ärgert er Autofahrer, die gleich mehrfach in die Waschanlage fahren müssen und Fensterputzer, die für klare Sicht sorgen wollen.

"Der Staub hat eine ganz natürliche Ursache", sagt Kay Boenig, Leiter des Regionalforstamtes Bergisches Land. Mit den wärmeren Temperaturen und den zunehmenden Sonnenstunden beginnt die Fichte zu blühen. Und weil sie sich in einem Mastjahr befindet, falle die Produktion von Samen und Früchten besonders großzügig aus. Nur alle zwei bis drei Jahre - meist nach einem besonders warmen Frühling im Vorjahr - konzentriere sich die Fichte so stark auf die Blüten- und Fruchtbildung, dass zum Beispiel die Blätter viel weniger Energie abbekommen und kleiner bleiben. Auch der Holzzuwachs ist dann viel geringer.

"Eine einzige Fichtenblüte produziert dann 200.000 der mikroskopisch kleinen Pollenkörner", berichtet der Leiter des Regionalforstamtes.

Und da kommt einiges zusammen: Denn eine Fichtenkrone hat hunderte unscheinbare männliche Blüten. "Pro Baum werden also Millionen Pollen auf den Weg geschickt", sagt Boenig.

Die Menschen im Bergischen Land und rund um Wermelskirchen bekommen das Mastjahr der Fichten besonders zu spüren. Ein Drittel aller Bäume im Bereich des Regionalforstamtes sind Fichten.

Allergikern allerdings sollte der vermehrte Pollenflug in diesen Wochen keine zusätzlichen Sorgen bescheren. "Allergien gegen Fichtenpollen sind sehr selten", sagt Dr. Henning Harke, Hautarzt und Allergologe in Wermelskirchen. Zwar würden die Fichtenpollen zuweilen für ein Niesen sorgen, aber in seiner 30-jährigen Laufbahn als Arzt habe er nur äußerst selten Patienten mit Fichtenpollen-Allergie erlebt.

Erle, Hasel und Birke blühen zur gleichen Zeit

Das ist für Allergiker allerdings nur ein schwacher Trost: Denn die gesundheitliche Belastung ist aktuell trotzdem groß. Die gleichzeitige Blüte von Frühblühern wie Erle, Hasel und Birke mit anderen Bäumen wie Buche, Kiefer und Eiche sorgt für Augenreiben und laufende Nasen. "Bald kommen die Pollen der Gräser dazu", sagt Dr. Harke und rät zur Behandlung. Denn Allergien könnten mit den Jahren einen "Etagenwechsel" durchlaufen. "Erst jucken die Augen, dann läuft die Nase, und dann können Atembeschwerden bis hin zu Asthma hinzukommen", erklärt der Allergologe. Und spätestens dann sei es mit der Behandlung der Symptome durch Antihistaminika nicht mehr getan. "Hinzu kommt, dass die Frühblüher die Schleimhäute schon so gereizt haben, dass die Gräser später ein leichtes Spiel haben", sagt Harke. Vielen Patienten hilft dann eine Hyposensibilisierung.

Die Hyposensibilisierung gibt es auch ohne Spritzen

"Dabei werden die Allergene extrahiert und dem Patienten kontrolliert zugeführt", erklärt der Arzt. Was früher nur über Spritzen funktionierte, wird heute häufig durch die Einnahme über den Mund gelöst. "Das können Patienten Zuhause machen und brauchen nicht mehr für jede Spritze in die Praxis kommen", sagt Harke. Ziel des Verfahrens ist es, dass das Immunsystem die Allergene tolerieren lernt. Bei 60 bis 70 Prozent der Patienten schlage die Therapie an. Beschwerdelinderungen seien fast immer bemerkbar, sagt Harke.

Eine Entwarnung gibt Forstamtsleiter Kay Boenig unterdessen für Autoliebhaber und Fensterputzer: "Der Spuk des Pollenflugs ist meist so schnell vorbei, wie er kommt", sagt er, "nach dieser Woche sollte die Blüte vorbei sein."

(resa)
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