Remscheid Anwohner wollen Hindenburg behalten

Remscheid · Die Idee, die Hindenburgstraße einen anderen Namen zu geben, stößt bei Anwohnern, Geschäftsleuten und Vereinen nicht auf Gegenliebe. Der frühere Kantor der Lutherkirche, Hans Martin Theill, hatte sich mit dem Ansinnen an den Beschwerdeausschuss des Stadtrats gewandt.

Der frühere deutsche Reichspräsident Paul von Hindenburg habe es zugelassen, dass Adolf Hitler in Deutschland an die Macht kam, heißt es unter anderem zur Begründung. Der Beschwerdeausschuss kann aber keine Beschlüsse fassen und hat angeregt, dass sich die Bezirksvertretung (BV) Alt-Remscheid mit dem Wunsch beschäftigt. Auch die Remscheider Linken plädieren bereits seit zwei Jahren für einen neuen Namen der traditionsreichen Straße.

"Dieser Wunsch nach Namensänderung kommt 70 Jahre zu spät", findet Siegmut Multhaupt, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Hindenburgstraße. Geschichte könne man nicht mehr rückgängig machen. Ein kritischerer oder sensiblerer Umgang mit derlei Repräsentanten des NS-Regimes - Hindenburg war bis zu seinem Tod im Sommer 1934 Reichspräsident - wäre direkt nach dem Krieg angebracht gewesen, sagt Multhaupt. Eine Namensänderung sei heute mit einem unglaublichen Aufwand für Geschäftsleute und Anwohner verbunden. "Stellen Sie sich mal vor, Sie müssen tausend Mal die Adressen in Führerscheinen und Personalausweisen ändern", gibt er zu bedenken.

Diese Ansicht teilt auch Stephan Fahlenbock, Mitinhaber des amadeus Hifi-Studios. Unabhängig von der Erstellung neuer Druckschriften und Geschäftsstempel müssten alle Zulieferer angeschrieben werden. "Da kämen eine Menge Arbeit und Kosten auf uns zu", befürchtet der Einzelhändler. Die Hintergründe zu dem Vorschlag könne er zwar verstehen. Aber auch hier: "Der Impuls kommt zu spät. Das hätte man direkt nach Ende des Krieges machen müssen." Außerdem gebe es mit Sicherheit in Remscheid weitere Straßen, bei denen man mit dem Blick in die Geschichte ähnliche Überlegungen anstellen müsse.

Seit 30 Jahren wohnt Gisela Burchert in der Remscheider Hindenburgstraße. "Ich täte mich schwer damit, mich umzugewöhnen." Auch sie weist auf die entstehenden Kosten und Umstände hin, die ein neuer Straßenname mit sich bringen würde.

"Ich finde die Idee blöd", stimmt ihr Petra Pöschk zu, die seit 27 Jahren hier wohnt und sich ebenso nicht umstellen möchte. In der Nachbarschaft sei der Vorstoß bislang kein Grund zur Diskussion gewesen.

(bona)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort