Mariele Millowitsch im Interview "Mit Hannelore Kraft singe ich Karaoke"

Köln · Mit der NRW-Ministerpräsidentin verbindet Mariele Millowitsch eine Freundschaft. Die beiden treffen sich am liebsten zu Spieleabenden oder zum lautstarken Singen. In Köln hat die Schauspielerin jetzt eine Wohnung an Flüchtlinge vermietet.

Hannelore Kraft am Set mit Mariele Millowitsch
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Hannelore Kraft am Set mit Mariele Millowitsch

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Mariele Millowitsch (59) ist die jüngste Tochter des Schauspielers Willy Millowitsch. Sie spielte nicht nur im Kölner Familientheater, sondern auch im Düsseldorfer Kom(m)ödchen, bevor sie als Tierärztin promovierte — und schließlich als TV-Schauspielerin berühmt wurde. Nach "Girl Friends" und "Nikola" ist sie regelmäßig mit Hinnerk Schönemann in "Marie Brand" (ZDF) zu sehen. Am 14. März läuft der 15. Fall.

Sie ermitteln als Marie Brand zwei Mal pro Jahr, haben einen Assistenten und ihre Fälle werden sozialkritischer. Das erinnert an den "Tatort". Hat die ARD schon bei Ihnen angefragt?

Millowitsch Es gab noch kein unmoralisches Angebot. Das wäre auch Quatsch. Wir sind ein gutes Ermittlerduo, lassen den Humor nicht beiseite und nehmen uns nicht so wahnsinnig ernst. Das ist ein guter Weg, und ich möchte, dass das so bleibt. Wir bleiben dem ZDF treu.

Ist die Zukunft für "Marie Brand" denn weiter gesichert?

Millowitsch Was mich betrifft ja, und Hinnerk genauso. Er kann mich auch noch im Rollstuhl herumfahren.

Das ist bei den Kollegen von "Zimmer frei" anders. Was halten Sie als Kölnerin vom Aus der WDR-Sendung?

Millowitsch Das tut mir leid, sehr sogar. Ich habe mit Christine Westermann und Götz Alsmann noch nicht gesprochen. Aber vielleicht sind sie ja auch ganz froh, so wie Walter Sittler und ich damals bei "Nikola". Da haben wir uns auch tief in die Augen geguckt und gesagt: ,Komm, das ist nach neun Jahren jetzt genug'. Bevor man anfängt, sich im Kreis zu drehen, geht man besser. Lieber die Leute sagen ,schade' als ,na endlich'. Vielleicht war das bei den beiden ähnlich.

Offenbar spielt das Alter auch eine Rolle, wie Westermann erklärt hat. Treibt Sie das auch mit Sorge um?

Millowitsch Da mache ich mir keine Sorgen. In der Moderation mag das etwas schwieriger sein. Da spielt man keine Rolle, sondern man ist, wer man ist. Wenn das Gesicht sichtbar 60 ist, kann das eher zum Problem werden. Ich bin ganz froh, dass wir nicht hören, wie über uns gesprochen wird, nach dem Motto: Was ist das denn für eine alte Kuh? Nehmt die vom Sender!

Sie haben eine Wohnung in der Kölner Südstadt an Flüchtlinge - eine Mutter und ihren Sohn - vermietet. Wie kamen Sie auf die Idee?

Millowitsch Ich habe versucht, mich in die Menschen hineinzuversetzen. Und ich fand es grässlich, dass sie zu Hunderten in Turnhallen oder Baumärkten untergebracht werden. Von zu Hause werden sie verjagt, und dann kommen sie in ein Land, in dem sie niemand haben will. Sie sind nicht hier, weil es so schön ist, sondern weil sie in ihrer Heimat nicht überleben könnten. Ich hätte gerne mehr getan, aber so konnte ich wenigstens einer Mutter mit ihrem Kind helfen. Sie haben jetzt ein vernünftiges Dach überm Kopf.

Besuchen Sie ihre neue Mieterin?

Millowitsch Ich besuche sie öfters. Meine Wohnung liegt nicht weit entfernt, ich kann rüberlaufen, und es ist schön zu sehen, wie wohl sie sich jetzt fühlen. Wenn sie irgendwann als Kindergärtnerin arbeitet, dann fände ich das toll.

Wie haben Sie die Behörden erlebt?

Millowitsch Das war kein Problem. Das Auszugsmanagement der Stadt Köln hilft schnell und gut weiter. Die freuen sich über Menschen, die ihre Wohnung zur Verfügung stellen wollen. Bitte nachmachen!

Sind Sie der Mutter und Ihrem Sohn bei der Miete entgegengekommen?

Millowitsch Die Stadt Köln übernimmt die Miete und richtet sich dabei nach dem Mietspiegel. Ein paar Euro weniger tun mir nicht weh.

Warum ist die Willkommenskultur in Deutschland nicht so offen, wie sie sein könnte?

Millowitsch Es wird viel mobil gemacht gegen Flüchtlinge von Pegida und Co. Diese Menschen denken nicht nach. Sie brauchen ein Feindbild und marschieren los. Das hatten wir schon mal in unserem Land, das darf einfach nicht vergessen werden, und jetzt geht es wieder los. Das finde ich schlimm, das macht mich sauer. Aber inzwischen nimmt die Hilfsbereitschaft trotzdem zu.

Wir befinden uns mitten im Karneval. Wie jeck sind Sie?

Millowitsch Früher war ich verrückter, habe mich gerne kostümiert, inzwischen haue ich gerne ab. Der Karneval und ich haben sich auseinandergelebt.

Wie kam das?

Millowitsch Ich war zwischendurch in Hamburg und in München und habe den Anschluss verloren. Inzwischen kann ich nicht mehr alle Lieder mitsingen, und ich sehe überall die Alkoholleichen. Das kann es auch nicht sein!

Wohin flüchten Sie denn?

Millowitsch Ins Oberbergische mit meinem Hund Luigi. Da treffen wir Leute, kochen, machen Spiele.

Mit Henriette Reker gibt es eine gemeinsame Oberbürgermeister-Kandidatin von CDU und Grünen in Köln. Was würden Sie von einer Frau im Chefsessel halten?

Millowitsch Ich möchte den Job nicht machen. Aber frischer Wind wäre super! Es wird nicht leicht, aber vielleicht gelingt es ihr, sich durchzusetzen. Leute, die in die Kamera lächeln, haben wir genug gehabt.

Sind Sie denn ein politischer Mensch?

Millowitsch Durch meine Freundschaft zu Hannelore Kraft bekomme ich viel mit.

Wie oft sehen Sie sich?

Millowitsch Wir machen Spieleabende. Mal in Mülheim, mal in Köln, so drei bis vier Mal im Jahr. Hannelore macht jeden Blödsinn mit, die ist sich für nichts zu schade. Wir spielen gerne Spiele, bei denen man Pantomime machen muss oder etwas zeichnen. Da ist sie ganz vorne dabei. Manchmal singen wir auch Karaoke.

Was singen Sie denn so?

Millowitsch Alles, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist (lacht). Am liebsten Abba oder andere Klassiker.

Haben Sie gute Stimmen?

Millowitsch Danach nicht mehr (lacht). Wir versuchen die Töne zu treffen. Die Nachbarn haben sich noch nicht beschwert.

Eine reine Frauenrunde?

Millowitsch Nicht nur. Es sind auch Männer zugelassen.

Leslie Brook führte das Interview.

(lb)
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