Session 2014/15 in Düsseldorf Anwohner beschweren sich wegen Karnevalszelt

Benrath · Das Ordnungsamt ist mit seinen Mitarbeitern derzeit an den Wochenenden wenn auch nicht gern, aber oft gesehener Gast bei Karnevalsveranstaltungen. Immer öfter rufen Anwohner die Ordnungsmacht zu Hilfe.

Lärmbelästigung an Karneval: Das sagen unsere Leser
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Foto: Berney

Zumeist geht es dann um die Lautstärke der Feier — wie etwa bei der Tonnengarde in Niederkassel, der bei der Party im Alten Bahnhof der Saft abgedreht wurde, oder den Holthausener Räbbelche, die am 16. Januar in einem Festzelt auf dem Schützenplatz in Wersten ihr jeckes Treiben hatten und ebenfalls Besuch vom OSD bekamen.

Beim Prinzenempfang der Benrather Schlossnarren am Samstag an der Friedhofstraße erreichte die wachsende Beschwerdeflut aber das nächsthöhere Level. Es ging nicht um das Problem, wegen der eventuell zu lauten Musik nicht in den Schlaf zu finden, sondern um gerademal vier Zentimeter.

So viel sollte nach Angaben eines Anliegers einer der beiden wegen des Schneetreibens aufgebauten Pavillons auf fremden Terrain gestanden haben. Jochen Scharf, Inhaber des Schokoladens und Präsident der Schlossnarren, hat kein Verständnis für den Nachbarn: "Wir wollten doch nur fröhlich Karneval feiern. Da ruft er wegen einer Nichtigkeit gleich das Ordnungsamt an."

Bereits am Morgen beim Aufstellen soll sich der Anwohner beschwert haben, dass das Zelt um besagte vier Zentimeter auf sein Grundstück reiche. Der Fluchtweg, so der Nachbar in seiner Beschwerde, müsse frei bleiben. Zudem könnten Behinderte mit Rollstuhl die Stelle nicht passieren. Daraufhin, berichtete Scharf, habe sich der Schatzmeister der Schlossnarren persönlich darum gekümmert und habe den linken Pavillon um ein paar Zentimeter versetzt. Damit, so dachten die Benrather Jecken, sei der Beschwerde Genüge getan.

Bis in den Nachmittag wurde ausgelassen gefeiert. Während des Auftritts der KG Regenbogens gegen 15 Uhr erschienen plötzlich zwei Mitarbeiter des Ordnungsamtes, die sich durch die Menge kämpften und den Präsidenten Jochen Scharf sprechen wollten. Der Schokoladen-Chef: "Sie waren sehr nett. Und wir hatte ja auch eine amtliche Genehmigung für unser Zelt." Die beiden Herren vom Ordnungsamt schauten sich den Pavillon gründlich von allen Seiten an, schüttelten dann nur den Kopf und befanden, dass nichts zu beanstanden sei. Unter "Helau"-Rufen der Karnevalisten zogen sie wieder ab und ließen die Schlossnarren zu Ende feiern.

Über das Fingerspitzengefühlt der beiden OSD-Mitarbeiter hat sich Jochen Scharf so gefreut, dass er sich am Sonntag in einer Mail bedankt hat. Einen Orden sollen sie nicht bekommen, da Stadtbedienstete ja nichts annehmen dürfen. Und auch im Gespräch mit Josef Hinkel, Präsident des Comitee Carneval, den Scharf am Wochenende gleich bei mehreren jecken Veranstaltungen traf, warb Scharf um ein wenig Verständnis: "Die machen ja auch nur ihren Job und haben den bei uns mit Augenmaß gemacht."

Ihrer Arbeit gingen die Mitarbeiter des OSD auch bei der großen Karnevalssitzung der Räbbelche am Freitag vor zehn Tagen nach. "Wir hatten eine Genehmigung bis 1 Uhr und wurden gegen 22 Uhr gebeten, die Musik etwas leiser zu stellen", sagt Räbbelche-Präsident Rainer Fuhrmann. Das ist allerdings nicht so einfach, wenn man in einem Festzelt feiert. Dieses bietet nicht die Lärmschutzmöglichkeiten wie ein geschlossener Raum, daher hofft Fuhrmann auf den baldigen Bau der Multifunktionshalle auf dem brachliegenden Sportgelände an der Itterstraße. Weiteres Problem: "Die vielen Raucher, die wegen des Nichtraucherschutzes vor die Tür gehen, verursachen natürlich auch Lärm", ergänzt er. Bis voriges Jahr feierten die Räbbelche im Saal des Klarenbach-Hauses der evangelischen Gemeinde. Das hat inzwischen die koreanische Gemeinde übernommen.

Albert Brüntrup, Präsident der Reisholzer Quatschköpp, sieht die Beschwerdeflut gegenüber dem Karneval gelassen: "Wir sind der größte Verein in Reisholz und die allermeisten Anwohner feiern mit." Am ausgelassensten ist die Stimmung bei der Party am Karnevalssamstag. Da ist aber immer so gegen 1.30 Uhr Schluss mit lustig: "Es wollen ja auch alle fit sein für den Veedelszoch am Sonntag."

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