Persönlich Arseni Jazenjuk . . . braucht mehr Geld für Kiew

Im Rennen darum, wer im Moment den schwierigsten Job der Welt hat, liegt Arseni Jazenjuk mindestens in aussichtsreicher Position. Der ukrainische Ministerpräsident soll die kriegsgebeutelte und hoch verschuldete Ukraine retten. Eine Aufgabe, die wohl selbst erfahrenste Politiker bis ans Maximum fordern würde - und erst recht einen vergleichsweise unerfahrenen 40-Jährigen. So alt ist Jazenjuk.

Die Ukrainer legten die Zukunft ihres Landes dennoch in die Hände dieses Mannes, der gestern in Berlin zu Besuch war, auch, um mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Gespräche über finanzielle Hilfen für sein Land zu führen. Bereits am Mittwoch hatte die Bundesrepublik Jazenjuk Kreditgarantien über eine halbe Milliarde Euro zugesagt. Geld für den Wiederaufbau der Ost-Ukraine erhofft sich Jazenjuk auch vom Internationalen Währungsfonds, der auch mit Milliarden geholfen hat. Seine Landsleute trauen ihm das nötige diplomatische Geschick zu, damit die heikle Rechnung zur Rettung aufgeht.

Jazenjuk galt schon früh als intellektueller Wirtschaftsexperte; seine Karrierekurve verlief steil. Mit 27 Jahren und direkt nach seiner Promotion wurde er Wirtschaftsminister der Autonomen Republik Krim, zwei Jahre darauf Wirtschaftschef der ukrainischen Zentralbank, weitere zwei Jahre später Wirtschaftsminister und schließlich Außenminister, der bis dato jüngste in Europa.

Trotz dieser Vita scheinen viele Westeuropäer nicht so recht zu wissen, was sie von dem Vorsitzenden der im März des vergangenen Jahres gegründeten Partei "Volksfront" halten sollen. Nachdem Jazenjuk während der Demonstrationen auf dem Maidan den Platz der inhaftierten Präsidentin Julia Timoschenko eingenommen hatte, schrie der 40-Jährige den Menschen ein ums andere Mal radikale Parolen entgegen. "Heute verteidigen wir den Maidan. Und wenn wir morgen Kugeln im Kopf haben, haben wir Kugeln im Kopf", rief er während der Proteste.

Sebastian Fuhrmann

(RP)
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