Paris Marine Le Pen will bei den Parlamentswahlen angreifen

Paris · Trotz des klaren Votums holte sie das beste Ergebnis in der Geschichte des Front National. Le Pen will alle "Patrioten" versammeln.

Sie wollte Frankreichs erstes weibliches Staatsoberhaupt werden - und ist gescheitert. Doch geknickt war Marine Le Pen nicht. Vielmehr blickte sie auf ihren nächsten Kampf: die Parlamentswahlen im Juni. Das historisch gute Ergebnis ihrer Partei zeigt, dass sich der Front National von einer Randerscheinung zu einem politischen Schwergewicht gewandelt hat. Le Pen ist eine Kämpferin, die dem Unwahrscheinlichen trotzt.

Die Ehrgeizige setzte sich selbst für die kommenden Wochen eine neue Herausforderung: "eine tiefgründige Reform unserer Bewegung, um eine neue politische Kraft zu bilden". Der Interimspräsident des Front National, Steeve Briois, sagte, zu den Änderungen gehöre, der Partei einen neuen Namen zu geben. "Es öffnet die Türen der Bewegung zu anderen Persönlichkeiten", sagte Briois. Eine Namensänderung war auf dem Höhepunkt von Le Pens Bemühungen diskutiert worden, das Image der Partei zu verbessern und Spuren von Rassismus und Antisemitismus zu entfernen, die auf viele potenzielle Unterstützer abschreckend wirken. Doch treue Parteianhänger sahen die Änderung als zu radikal.

Jetzt will Le Pen ein noch breiteres Spektrum an Wählern erreichen. Dabei handelt es sich um "diejenigen, die Frankreich wählen, seine Unabhängigkeit verteidigen, seine Freiheit, seinen Wohlstand, seine Sicherheit, seine Identität und sein Gesellschaftsmodell", wie Le Pen sagte. "Ich werde an der Spitze dieses Kampfes sein", sagte Le Pen. Sie bescheinigte sich, die politische Landschaft Frankreichs durcheinandergebracht und dabei eine Spaltung "zwischen Patrioten und Globalisten" geschaffen zu haben. Die Franzosen würden bei Parlamentswahlen vor eine "große Wahl" gestellt. Sie werde sich um neue Allianzen bemühen, nachdem sie vor der Stichwahl ein Bündnis mit dem Anführer einer kleinen konservativen Partei, Nicolas Dupont-Aignan, erzielt hatte.

Le Pen rief "Patrioten" auf, sich ihr anzuschließen. Mit dem Wort "Patriotin" beschreibt sie sich auch gern selbst. Trotz ihrer Kraft ist der Front National im Nachteil. Die Partei hat derzeit nur zwei Abgeordnete in der Nationalversammlung, weil das Wahlrecht Parteien mit mehr Mainstream-Charakter bevorzugt. Es war nicht einmal klar, ob sie sich um einen eigenen Sitz in der Nationalversammlung bemühen würde. Ihre Nichte Marion Maréchal-Le Pen ist derzeit Abgeordnete.

"Ich war nie fasziniert von Macht", versicherte Le Pen kürzlich in einem Interview. Macht, sagte sie, sei "ein Werkzeug, nicht ein Selbstzweck". Die 48-Jährige stellt sich selbst als Beschützerin eines Frankreichs dar, wo Bürger ihre Kultur an einen übergreifenden Islam verlören.

(ap)
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