Düsseldorf Sabine Heinrich liest aus Debüt-Roman

Düsseldorf · Die Moderatorin des Radiosenders 1Live hat ihren ersten Roman geschrieben - er heißt "Sehnsucht ist ein Notfall". Der Text ist berührend und hebt sich von anderen Debüts ab. Am Mittwoch wird die 38-Jährige im Zakk daraus lesen.

 Sabine Heinrich legt ihren ersten Roman vor.

Sabine Heinrich legt ihren ersten Roman vor.

Foto: KiWI

Ihr Job ist Reden: Sabine Heinrich begleitet vormittags die Zuhörer von 1Live. Geschrieben hat sie aber schon fast immer: Mit 15 begann sie bei einer Lokalzeitung im Ruhrgebiet und hat nie mit dem Texten aufgehört, schließlich gehört das auch zum Handwerk einer Rundfunkjournalistin. "Auf die Idee für einen Roman wäre ich von allein aber nicht gekommen. Der Verlag hat mich angesprochen", berichtet sie. Das Prinzip ist klar: Beliebte Moderatorin schreibt Buch, die Zielgruppe ist ja schon da.

"Warum nicht?", hat sich die 38-Jährige gefragt, auch wenn sie sich nicht als Promi sieht und nicht davon überzeugt ist, dass das Romanschreiben ein Selbstläufer ist und die Leser schon auf sie warten. Sie gibt sich zurückhaltend, fast schüchtern im Umgang mit dem fertigen Buch. "Das Schreiben war ein intensiver Prozess, der immer wieder von Zweifel und Unsicherheit begleitet war", sagt sie dann auch.

Aber sie ist der Typ, der sich gern auf Neues einlässt und auch vorher schon mehr gemacht hat als Radio und Hörfunk: Im Jahr 2010 hat sie etwa mit Matthias Opdenhövel den Vorentscheid für den Eurovision Song Contest in der ARD moderiert, und sie gehört zum Reporterteam von "Zimmer frei".

Jetzt hat sie sich aufs Romanhandwerk eingelassen. "Sehnsucht ist ein Notfall" heißt ihr Erstlingswerk und ist beileibe keine anspruchsvolle Literatur, aber ein überaus liebenswerter (Frauen-)Roman. Der Sound passt durchaus zu 1Live: jung und ein bisschen chaotisch, die Protagonistin Eva ist noch auf der Suche nach dem, was sie von sich, ihrem Leben und der Liebe will.

Eigentlich beginnt die Geschichte aber nicht mit ihr, sondern mit ihrer Großmutter: Die 79-Jährige verlässt ihren Mann nach 60 Jahren Ehe. "Meine Großmutter hat das tatsächlich getan, und mich hat das sehr fasziniert", erklärt Sabine Heinrich. Alles andere, von dem sie erzählt: das Leben von Frauen in den 30ern und ihre Frage, ob sie Kinder wollen und wenn ja, mit welchem Mann, sei aber nicht dem eigenen Leben entnommen, sondern vor allem beobachtet.

Wie viel das mit ihr selbst zu tun hat, sagt sie nicht: Sie lässt sich nicht in die Karten schauen. Offensichtlich hat sie aber mit ihren Themen einen Nerv getroffen: "Einige Leserinnen haben mir schon erzählt, dass sie in derselben Situation sind wie meine Heldin."

Die lebt seit sechs Jahren mit einem netten, aber reichlich nüchternen Kerl zusammen, dem Partnerschaft wichtiger ist als Familie. Sie will am liebsten dauernd in Kontakt mit ihm sein und schreibt ihm etliche SMS am Tag. Er ist dagegen alles andere als eine Quasselstrippe und meint: "Ein Handy ist für den Notfall da."

Sie antwortet mit dem Satz, der dem Roman den Titel gegeben hat: "Sehnsucht ist ein Notfall." Sie will Gefühl, Spontaneität, Romantik, gern auch Heirat und Kinder, er ist aber in einem ganz anderen Film. Alles wie so oft im echten Leben, allerdings hat Sabine Heinrich etwas Druck von ihrer Heldin Eva nehmen wollen: "Sie ist nicht Ende, sondern Anfang 30, die biologische Uhr tickt noch nicht so sehr laut", sagt die Autorin.

Dann funkt es zwischen Eva und einem anderen. Noch ein netter Kerl, dieses Mal einer, der schon einen Sohn hat, getrennt von seiner Frau lebt, aber sich um den Kleinen kümmert. Zwei Männer, beide liebenswert mit Qualitäten - und weil Eva sich nicht zwischen ihnen entscheiden kann, setzt sie sich mit Oma ins Auto und fährt ins Sehnsuchtsland Italien. Und jetzt beginnt die eigentliche Geschichte. Denn tatsächlich ist Sabine Heinrichs Debüt nicht vor allem ein Roman über die Liebe, sondern über Entscheidungen. "Ich bewundere Menschen, die so mutig sind wie meine Großmutter, so klar in ihren Entscheidungen", sagt sie. Die Vertrautes hinter sich lassen, eine Abzweigung auf ihrem Lebensweg nehmen und schauen, was ihnen hier begegnet.

Diese Momente sind es, die ihren Roman von anderen Liebesgeschichten abheben, ebenso die berührende Beziehung zwischen Eva und ihrer Großmutter: zwei ganz unterschiedliche Frauen, die sich aber nahe sind, sich gemeinsam eine Auszeit vom Alltag nehmen wollen und sich über das austauschen, was wirklich wichtig ist in ihrem Leben.

"Der letzte Satz des Romans ist für mich der entscheidende", sagt Sabine Heinrich. Am Ende liest Eva am Stuttgarter Hauptbahnhof den Satz, der auch als Motto über dem Roman stehen könnte: " . . . dass diese Furcht zu irren schon der Irrtum selbst ist." Darum geht es der Autorin: über das Leben nachzudenken und sich etwas zu trauen.

Und das alles hat Sabine Heinrich in eine lockere, leicht lesbare Form verpackt.

(RP)
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