Remscheid Deutsch üben im Atelier

Remscheid · Justine Abgrall aus der Bretagne nimmt an einem Ferienjob-Austausch teil, organisiert vom Partnerschaftsverein Remscheid - Quimper.

 Geduld und Geschick sind gefragt: Justine Abgrall (l.) lernt im Remscheider Schneider-Atelier von von Kerstin Spiekermann, wie Perlen, Steinchen und Spitze an den zarten Stoff eines Bodys genäht werden.

Geduld und Geschick sind gefragt: Justine Abgrall (l.) lernt im Remscheider Schneider-Atelier von von Kerstin Spiekermann, wie Perlen, Steinchen und Spitze an den zarten Stoff eines Bodys genäht werden.

Foto: jürgen moll

Selbst einmal ein T-Shirt, eine Hose oder ein Tuch mit Nadeln und Faden zu fertigen, das hat Justine Abgrall bisher noch nie gemacht. Nun bestimmen Schnitte, Stoffe, Schere und Nadelöhr ihr Leben in den nächsten Wochen.

Die 17-jährige Französin absolviert im Modeatelier "Die Pralinenschachtel" von Kerstin Spiekermann in diesem Sommer einen Ferienjob. Das Projekt findet im Rahmen der Städtepartnerschaft Remscheid-Quimper statt. Für einen Monat tauschen die Jugendlichen Stadt und Familie, um jeweiligen anderen Land zu arbeiten.

Abgrall fühlt sich bei ihrer Gastfamilie Coesfeld sehr wohl, und auch an ihrem Job findet sie nach den ersten Tagen Gefallen: "Es ist gut, eine Arbeit mit den Händen zu machen und zu sehen, was man geschaffen hat", erklärt sie mit französischem Akzent und einem breiten Lächeln.

Abgrall hatte die Wahl zwischen der Schneiderei und einem Kindergarten. Weil sie aber bereits in Frankreich ehrenamtlich mit Kindern arbeitet, fiel die Entscheidung auf das Atelier, in dem sie sich in der ersten Woche kreativ an einem hautfarbenen Strechttüll-Body für ein Fotoshooting austoben durfte. Sie hat ihn sehr kunstvoll mit Goldspitze, Perlen und Swarovski-Steinen bestückt - ein wahres Unikat ist entstanden.

Der fertige Body ist nun Teil des Portfolios, an dem Kerstin Spiekermann gerade arbeitet. Neben Auftragsarbeiten von Kundinnen und Kunden in allen Größen, schneidert die Modedesignerin gerade alles - angefangen bei Kostümen über Fashion und bis hin zu Mode im klassischen Sinne, um als freie Schneiderin im Film und Fernsehen Fuß fassen zu können. Viele ihrer Arbeiten will sie künftig auch an Fotografen verleihen.

"Der Body war gut zum Einstieg. Als nächstes darf sie an die Nähmaschine - Tuch, Top, Hose. Ich schmeiße sie ins kalte Wasser", sagt Spiekermann, die immer wieder Praktikanten aller Art in ihrer Werkstatt wirken lässt. Auf die Frage, warum sie gerade auch einer Austausch-Jobberin Gelegenheit gibt, antwortet sie: "Die Preisfrage ist, warum nicht? Ich wäre froh gewesen, hätte es solche Möglichkeiten für uns gegeben."

Justine Abgrall ist dankbar dafür. In Frankreich darf sie erst mit 18 Jahren arbeiten. "Es gibt nicht viele, die das machen. Ich finde klasse, dass ich hier arbeiten darf und bin positiv überrascht", sagt die junge Frau aus der Bretagne.

Die sprachliche Verständigung ist kein Problem, funktioniert durch Abgralls zweimonatigen Aufenthalt in Duisburg gut. Wenn es zeitlich noch klappt, sieht Abgrall noch, wie der von ihr angefertigte Body am Leib eines Models in Szene gesetzt wird.

(RP)
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