ADAC-Skandal weitet sich aus "Gelber Engel" schon seit Jahren manipuliert

München · Beim ADAC-Preis "Gelber Engel" gab es seit Jahren umfangreiche Manipulationen bei der Wahl zum Lieblingsauto. Zu diesem Schluss kam der Deloitte-Prüfbericht. Sowohl die Reihenfolge der Modelle als auch die Anzahl der abgegebenen Stimmen seien fehlerhaft gewesen.

Chronologie der Pannen beim ADAC
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Foto: dpa, Peter Kneffel

Beim ADAC ist die Vergabe des Preises "Gelber Engel" auch in den zurückliegenden Jahren kräftig manipuliert worden. In den Jahren 2009 bis 2013 seien die Anzahl der abgegebenen Stimmen erhöht und die Rangfolge der Modelle verändert worden, teilte die Wirtschaftsprüfergesellschaft Deloitte am Montag in München mit.

Sie war vom ADAC mit der Überprüfung der Preisvergabe beauftragt worden und hatte vor einer Woche eine vorläufige Fassung ihres Berichts vorgelegt. Im nun präsentierten Abschlussbericht heißt es, auch von 2005 bis 2008 seien die Ergebnisse der Leserwahl teils gravierend verändert worden - für eine abschließende Prüfung sei die Datengrundlage aber nicht ausreichend gewesen.

"Wut auf den gelben Giganten"
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Foto: dpa, Federico Gambarini

"Für sämtliche Jahre, die wir auswerten konnten, können wir eindeutig belegen, dass sowohl die Teilnehmerzahlen als auch die Stimmergebnisse bei der Wahl zum Lieblingsauto des 'Gelben Engels' umfangreich manipuliert worden sind", erklärte Deloitte. Durch die Manipulationen sei eine größere Markenvielfalt bei den jeweiligen besten fünf Modellen erreicht worden.

ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair erklärte, "einzelne Personen" hätten offenbar bereits seit Jahren die Hersteller und die Öffentlichkeit systematisch getäuscht. Der ADAC lasse daher die Preise in allen Kategorien des "Gelben Engel" seit 2005 überprüfen; diese Untersuchung dauere noch an. Die Ergebnisse sollen Anfang kommender Woche veröffentlicht werden.

Dudenhöffer: "Manipulationen dienten dem Machtausbau"

Die jahrelangen Manipulationen dienten nach Ansicht von Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer dem "Machtausbau" des ADAC. "Man wollte zeigen, wie eng man mit den Autobauern verbunden ist. Da liegt die Vermutung nahe, dass davon auch das Werbeanzeigengeschäft des ADAC profitieren sollte", sagte der Automobilexperte von Universität Duisburg-Essen am Montag.

"Man lief außerdem Gefahr sich mit einer geringen Teilnehmerzahl lächerlich zu machen". Durch geschönte Zahlen habe der ADAC vertuschen wollen, "dass die meisten ADAC-Mitglieder nur Pannenhilfen-Kunden sind und ansonsten kein Interesse am ADAC-Gedöns haben", sagte Dudenhöffer.

Rechtliche Schritte gegen Ramstetter

Der inzwischen zurückgetretene ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter hatte die Manipulation bei den "Gelben Engeln" 2014 gestanden. Gegen ihn würden rechtliche Schritte vorbereitet, bekräftigte der ADAC seine Ankündigung von vergangener Woche.

Die Manipulation war Mitte Januar ans Licht gekommen. Drei Wochen später trat am vergangenen Montag ADAC-Präsident Peter Meyer zurück. Die Hersteller Volkswagen, Daimler und BMW wollen in dieser Woche insgesamt 40 "Gelbe Engel" der zurückliegenden Jahre zurückgeben. Der Volkswagen-Konzern hat seine Ankündigung bereits wahr gemacht: "Die 19 ersten Plätze sind alle in einem einzigen Paket auf dem Weg", sagte ein Sprecher am Montagnachmittag.

Den ADAC führt kommissarisch der 65-jährige Vizepräsident August Markl. Ein neuer Präsident soll bei der nächsten Hauptversammlung im Mai gewählt werden. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte den Autoclub auf, die Vereinsmitglieder bei der Suche nach einer neuen Vereinsspitze "umfassend zu beteiligen". "Auch einem Verein dieser Größe schadet etwas mehr Demokratie nicht", sagte Dobrindt der "Bild"-Zeitung vom Montag.

(AFP)
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