Flüchtlingskrise Cameron schickt Polizisten nach Calais

London · Aufgrund des Flüchtlingsandrangs am Ärmelkanal richten die britische und die französische Polizei ein gemeinsames Kommando- und Kontrollzentrum im nordfranzösischen Calais ein.

Die Zentrale diene der Verfolgung "organisierter Krimineller", die versuchten, Migranten illegal nach Nordfrankreich und durch den Ärmelkanal nach Großbritannien zu schmuggeln, teilte das britische Innenministerium am Donnerstag in London mit.

Die verschärften Sicherheitsmaßnahmen seien notwendig, hatte Premierminister David Cameron am vergangenen Wochenende gesagt. Ein "Schwarm" von Menschen käme auf der Suche nach einem besseren Leben über das Mittelmeer.Großbritannien habe immer großzügig Asyl gewährt, aber "wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen in unser Land eindringen."

Das gemeinsame Kommandozentrum soll demnach die Zusammenarbeit der Polizeien beider Länder intensivieren und gleichberechtigt von einem britischen und einem französischen Chef geleitet werden. Zur Zahl der dortigen Beamten wurden keine Angaben gemacht.

Die gemeinsame Kommandozentrale ist eine der Maßnahmen, die die britische Innenministerin Theresa May und ihr französischer Kollege Bernard Cazeneuve am Donnerstag bei einem Treffen in Calais in einem Abkommen vereinbaren wollen. Vorgesehen sind auch die Stationierung weiterer französischer Polizeieinheiten am Ärmelkanal, zusätzliche Fracht-Durchsuchungen, die Installation von Überwachungskameras und Flutlichtanlagen und der Einsatz von Infrarot-Technik. Neben der Sicherheitszusammenarbeit und dem Kampf gegen Schleuserbanden geht es darin auch um humanitäre Hilfe.

In Calais sind tausende Flüchtlinge gestrandet, die auf ein besseres Leben in Großbritannien hoffen. Die meisten von ihnen leben unter miserablen Bedingungen in einem selbst errichteten Zeltlager, das als "Neuer Dschungel" bekannt ist. Hilfsgruppen erwarten, dass die Zahl der Bewohner des Lagers bis Monatsende auf 4000 anwächst.

Täglich versuchen Flüchtlinge, in Calais auf die Züge durch den Eurotunnel oder auf die Fähren über den Ärmelkanal zu kommen, um so nach Großbritannien zu gelangen. Ende Juli eskalierte die Situation mit mehr als 2000 Versuchen pro Nacht, auf das Gelände des Eurotunnels zu gelangen. Seitdem neue Zäune um das Gelände am Eurotunnel-Eingang errichtet wurden, ging die Zahl der Fluchtversuche allerdings auf etwa 150 pro Nacht zurück.

Nach Angaben von Eurotunnel wurden von Jahresbeginn bis Ende Juli 37 000 Migranten abgefangen. Mindestens neun starben. In der nordfranzösischen Stadt Calais campieren Tausende Flüchtlinge in der Hoffnung, illegal durch den Kanaltunnel nach Großbritannien zu kommen.

(AFP/dpa)
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