EM-Aus der deutschen Handballer Kapitän Gensheimer — Sinnbild für den Absturz

Uwe Gensheimer steht sinnbildlich für den Absturz der deutschen Handballer. Der Kapitän bot bei der EM wie viele seiner Teamkollegen eine enttäuschende Leistung.

Handball-EM: Das deutsche Zeuignis
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Das EM-Zeugnis der deutschen Handballer

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Foto: dpa, skm hpl

Uwe Gensheimer checkte um kurz vor 9.00 Uhr als einer der letzten Spieler im Hotel LifeClass aus. Seine Tasche hatte er sich über die Schulter geworfen, den Rollkoffer zog er missmutig hinter sich her. Reden wollte der Kapitän der deutschen Handballer eigentlich nicht. "Enttäuscht" sei er, sagte Gensheimer. Dann verschwand er in seinem grauen Kapuzenpulli mit hängendem Kopf im Mannschaftsbus.

Gensheimer steht sinnbildlich für den Absturz des Titelverteidigers bei der EM in Kroatien. Nicht gekannte Schwächen vom Siebenmeterpunkt, vergebene Großchancen und leichte Ballverluste - dem Starspieler von Paris St. Germain fehlten ausgerechnet bei den wichtigen Spielen in Zagreb und Varazdin die Leichtigkeit und der Killerinstinkt.

Dabei hatte sich der 31-Jährige ganz viel vorgenommen. Nachdem er beim sensationellen Titelgewinn vor zwei Jahren verletzt gefehlt hatte, sollte die Endrunde sein Turnier werden. Doch nach einem guten Start gegen Mazedonien mit neun Toren ging es bei Gensheimer und dem Team gleichermaßen bergab.

Statt seine Mitspieler in kritischen Situationen zu stützen und aufzurichten, wirkte der Mann mit dem genialen Handgelenk gehemmt. Nach der Niederlage gegen Dänemark gab es sogar öffentliche Kritik von Bundestrainer Christian Prokop. "Wir wissen, dass Uwe stärker spielen kann. Ich bin nicht zu hundert Prozent zufrieden", sagte Prokop.

Das war auch Gensheimer nicht. "Ich weiß, dass ich es besser kann", hatte er vor dem entscheidenden Duell gegen Spanien (27:31) eingeräumt. Den Beweis blieb er aber erneut schuldig und musste seinen Platz zwischenzeitlich für den nachnominierten Rune Dahmke räumen. Nach dem Spiel hastete Gensheimer wortlos durch die Mixed Zone und verweigerte jeglichen Kommentar.

Mit der Zukunft wollte sich Gensheimer nach dem EM-Aus erst einmal nicht beschäftigen. Genau wie Prokop. Der Coach wurde am Donnerstag gefragt, ob er weiterhin auf Gensheimer als Kapitän setze. "Darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken", antwortete Prokop kurz und knapp und sprach lieber über die generellen Probleme im deutschen Angriffsspiel.

Gensheimers Geschichte mit der Nationalmannschaft ist seit jeher eine besondere. Seit seinem Debüt im Jahr 2005 ist der gebürtige Mannheimer immer mehr in die Rolle einer prägenden Figur gewachsen. Doch ein Titel im Trikot mit dem Adler auf der Brust fehlt dem trickreichen Torjäger noch immer. Das schmerzt. Bei der Abreise aus Kroatien war es Gensheimer deutlich anzusehen.

(sid)
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