Jüchen Bei Atom-Gau Jodtablette schlucken

Jüchen · Jüchens Bürgermeister fordert "Reaktoren aus!" statt Tablettenausgabe.

Ein grünes Blatt vom Landrat mit einer "explosiven" Mitteilung zum Strahlenschutz wurde den Mitgliedern des Umweltausschusses zwar nur zur Kenntnis gereicht. Es fragte auch niemand nach; der Hintergrund ist aber umso brisanter. Jüchen befindet sich in der sogenannten Fernzone der nicht mehr betriebssicheren alten Atomkraftwerke in Belgien, wäre bei einem Gau aber immer noch erheblich betroffen. Deshalb hat der Landrat jetzt auch der Gemeinde Jüchen informiert, dass vorsorglich Jodtabletten verteilt werden sollen.

Dafür wiederum ist die Bezirksregierung Düsseldorf zuständig. Bis nächste Woche Freitag soll die Gemeindeverwaltung nun mitteilen, wie viele Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Jüchen leben. Die haben nämlich Anspruch auf die Ausgabe von Tabletten, um im Notfall eine Jodblockade aufzubauen. Das gilt auch für Schwangere. "Im Ereignisfall" sollen dann ausreichend Jodtabletten im Rathaus zur Ausgabe an die "Bezugsberechtigten" bereitliegen, heißt es in der Mitteilung.

Bürgermeister Harald Zillikens wird sich natürlich nach diesen Maßgaben richten, wie er betont, hinterfragt aber zugleich auch im Gespräch mit unserer Redaktion die Sinnhaftigkeit solcher Tablettenausgaben: "Die alten, nicht mehr sicheren Atomkraftwerke in Belgien müssen ausgeschaltet werden. Wir haben unsere alten Reaktoren längst vom Netz genommen und diskutieren hier über die Umweltbelastungen durch die Braunkohle-Kraftwerke. Dabei müsste es längst ein europaweites Vorgehen gegen die alten Kraftwerke in Belgien geben", fordert Zillikens.

Da dies aber nicht zu erwarten sei, werde jetzt die Anzahl der Berechtigten für die Tablettenausgabe nach Düsseldorf gemeldet. "Und wir werden, wenn die Jodtabletten eingetroffen sind, alle Schulen, Kindergärten und natürlich auch die Ärzte in Jüchen darüber informieren", kündigt der Bürgermeister an. Damit werde dann der Vorsorgeplanung der Katastrophenschutzbehörden zum Strahlenschutz Genüge getan. Am Grundübel einer möglichen Katastrophe ändere sich aber bedauerlicherweise erstmal nichts.

(NGZ)
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