Kleve Ein internationaler Campus am Niederrhein

Kleve · Mehr als 6000 Studenten lernen heute an den Standorten in Kleve und Kamp-Lintfort.

 Studenten an der Hochschule Rhein -Waal. Foto: HRW/Michael Bergmann

Studenten an der Hochschule Rhein -Waal. Foto: HRW/Michael Bergmann

Foto: Internationale

Nein, Chancen hatte sich niemand im Kreis Kleve ausgerechnet. Im Gegenteil. "Wir gingen davon aus, dass wir gegenüber den Ballungsräumen das Nachsehen haben würden", erinnert sich der Landrat des Kreises Kleve Wolfgang Spreen an ein Ereignis, das vor allem die Kreisstadt Kleve in eine neue Zeit katapultieren sollte.

2009 bekam der Kreis Kleve nach einer landespolitischen Bildungsinitiative der schwarz-gelben Regierung den Sitz einer Hochschule. Nicht eine Dependance oder einen kleinen privaten Campus, sondern einen richtigen Standort: Die Hochschule Rhein-Waal (HSRW) war geboren. Spreen hatte die Chance, die er nicht hatte, genutzt, die Bürgermeister des Kreises, die Wirtschaft und die Kreditinstitute hinter sich und die Bewerbung geschart und in dieser Einheit die Jury überzeugt.

Dass der Kreis eine staatliche Hochschule mit bis zu 5000 Studenten bekam, wurde am Unteren Niederrhein als Jahrhundertereignis gefeiert. Denn die Klever Herzöge hatten schon im ausgehenden Mittelalter versucht, eine Universität in ihre Residenzstadt zu bekommen - erst jetzt, 500 Jahre später, sollte es endlich klappen. "Als dann die Zusage kam, hätte ich die Welt umarmen können", sagt der damalige Klever Bürgermeister Theo Brauer.

Heute hat die Hochschule an ihren Standorten in Kleve und in der Dependance Kamp-Lintfort längst die ursprünglich angepeilte Studentenzahl von 5000 Studierenden überschritten. Allein in Kleve besuchen rund 4000 Studenten die Hochschule.

Mit ihrem Konzept, die Hochschule international zu etablieren, legte Gründungspräsidentin Marie-Louise Klotz den Grundstein für den Erfolg. Englischsprachige Studiengänge locken Studenten aus dem Ausland, der internationale Campus lockt mit seiner bunten Vielfalt Studenten aus dem Inland und junge Menschen aus dem Kreis Kleve haben die Möglichkeit, zuhause zu studieren.

Beim Kreis schuf man sofort nach der Zusage Fakten. Spreen überzeugte mit seiner Mannschaft den Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen, den Klever Campus in Eigenregie zu bauen. 120 Millionen Euro machte das Land locker, die Stadt Kleve stellte Flächen des alten Hafens gleich neben der City zur Verfügung. Nach einem Wettbewerb bekamen die Hamburger nps-tchoban-voss Architekten zusammen mit dem Klever Architekten Hülsmann und Thieme den Zuschlag.

Es entstand ein Campus wie eine kleine Stadt mit Blick auf die Türme der Stadt. Mit dem alten Getreidespeicher als künftigen Wissensspeicher (Bibliothek) in der Mitte überzeugte. Kleve bekam einen neuen Stadtteil. Die kommunale Kreis Klever Baugesellschaft des Kreises schaffte es, den Bau nicht nur fristgerecht, sondern auch noch im Kostenrahmen hochzuziehen. 2012 wurde der Campus an das Land übergeben.

Die Hochschule konzentriert sich mit ihren vier Fakultäten Sozial- und Betriebswirtschaft vor allem auf die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik Naturwissenschaften und Technik) und hat zudem Agrarstudiengänge im Angebot.

HSRW-Präsidentin Heide Naderer, die 2015 auf Marie-Louise Klotz folgte, rechnet mit bis zu 7500 Studenten, die die Hochschule bald an ihren beiden Standorten erreichen wird. "Wir profitieren vor allem von unserer internationalen Ausrichtung: Mehr als 30 Prozent unserer Studenten kommen aus dem Ausland", sagt Naderer. "Damit das so bleibt, müssen sich die Internationalen bei uns gut und sicher fühlen. Das gute Klima, das bis jetzt für die ausländischen Studenten in Kleve und Kamp-Lintfort herrscht, dieses offene Willkommensklima müssen wir halten", sagt die Präsidentin. Denn die internationale Ausrichtung, die die Welt in die beiden Standorte bringt, sei ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal der HSRW.

(RP)
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