Persönlich Margot Käßmann . . . erspart uns eine Kandidatur

Wie ein Getriebener versucht SPD-Chef Sigmar Gabriel derzeit, einen rot-rot-grünen Kandidaten fürs Amt des Bundespräsidenten zu finden. Erst machte er den Deutsch-Iraner Navid Kermani aus, einen anerkannten Publizisten. Jetzt hat er sein Herz für die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Margot Käßmann (58), entdeckt.

Die streitbare Protestantin dürfte für viele eine Bundespräsidentin nach Maß sein - redegewandt, direkt und verständlich. Dass sie Probleme beim Namen nennt, wie bei ihrer berühmten Neujahrs-Predigt 2010 ("Nichts ist gut in Afghanistan"), hat ihr viel Beifall bei Friedensbewegten eingebracht.

Doch die einstige Bischöfin von Hannover hat ihrem Glaubensbruder Gabriel eine Absage erteilt. Und das ist auch gut so. Denn politisch ist die Kirchenfrau und EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 eher eine "lose Kanone", wie es im Politiker-Jargon heißt. Sie mag direkt und klar sein, aber sie läuft immer Gefahr, Freund und Feind damit vor den Kopf zu stoßen. Schon ihre Afghanistan-Äußerung war wenig dazu angetan, den deutschen Soldaten dort, die ihr Leben für unsere Sicherheit riskierten, Vertrauen zu vermitteln. Auch anderweitig polarisieren ihre manchmal rigoristischen Positionen mehr, als dass sie zum Nachdenken anregen. Genau das ist aber die Aufgabe eines Staatsoberhaupts.

Als Persönlichkeit des Glaubens hingegen brilliert die Theologin. Schließlich war sie es, die mehr Beten und Bibellektüre den Konfirmanden empfahl. Selbst evangelikale Gruppen bescheinigten ihr, eine "fromme Christin zu sein". Vielleicht hat die Erkenntnis ihrer eigenen Persönlichkeit die Protestantin dazu bewogen, schnell nein zu sagen. Sie fühle sich geehrt, gab sie zu Protokoll, aber sie stehe nicht zur Verfügung. Als Luther-Botschafterin wird die eloquente Christin sicherlich eine hervorragende Figur abgeben.

(RP)
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