Olympische Spiele in Sotschi Mitglieder von Pussy Riot sind wieder frei

Sotschi · Die mit Polizeigewalt in Sotschi am Rande der Olympischen Winterspiele festgenommenen Aktivistinnen der kremlkritischen Punkband Pussy Riot sind wieder in Freiheit.

 Nach ihrer Freilassung sprachen die beiden unter Skimasken mit den wartenden Journalisten.

Nach ihrer Freilassung sprachen die beiden unter Skimasken mit den wartenden Journalisten.

Foto: afp, ski

Das teilte Nadeschda Tolokonnikowa am Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Auch der Bürgerrechtler Semjon Simonow von der Menschenrechtsorganisation Memorial sagte, dass er und alle anderen Festgenommenen nach ihren Verhören im Stadtteil Adler wieder auf freiem Fuß seien.

Tolokonnikowa warf den Uniformierten brutale Gewalt vor. Sie sei mit dem Gesicht über das Parkett gezerrt und geschlagen worden. Die Aktivistin kündigte eine Klage an.

Die russischen Aktivistinnen Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Alechina von der Punkband Pussy Riot waren in Sotschi festgenommen worden. "Wir sitzen in einem Polizeiauto. Sie bringen uns zur Polizei im Stadtteil Adler", hatte Alechina zuvor der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag aufgeregt am Telefon gesagt.

Pussy Riot war demnach in der Stadt der Olympischen Winterspiele am Schwarzen Meer, um einen neuen Videoclip zu drehen mit dem Titel "Putin bringt Dir bei, die Heimat zu lieben". Das Ringe-Spektakel gilt als Prestigeprojekt des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

"Wir haben keinen Widerstand geleistet. Aber sie sind mit grober Gewalt gegen uns vorgegangen. Sie zerrten uns in ein Polizeiauto", sagte Aljochina. Die Festnahmen erfolgten demnach im Stadtzentrum von Sotschi. Die Telefone seien ihnen zunächst nicht abgenommen worden.

Auch Menschenrechtsaktivist festgenommen

Semjon Simonow teilte via Twitter mit, er werde gemeinsam mit den Pussy-Riot-Aktivistinnen in das Polizeiquartier im Stadtteil Adler, wo sich der Olympiapark befindet, gebracht. Simonow schrieb weiter, dass den insgesamt zehn Aktivisten Diebstahl im Hotel vorgeworfen werde.

Der Menschenrechtler hatte vor allem die Ausbeutung von Gastarbeitern beim Bau der Olympia-Anlagen kritisiert. Ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter des Innenministeriums sagte Moskauer Medien zufolge hingegen, die Frauen hätten "gegen Meldeauflagen verstoßen".

Amnesty fordert Freilassung

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte die sofortige Freilassung gefordert. Die Menschen in Polizeigewahrsam müssten im Olympia-Ort Sotschi auf freien Fuß kommen, teilte Amnesty-Sprecher John Dalhuisen am Dienstag mit. "Unter Präsident Wladimir Putin werden die olympischen Ringe zu Handschellen", sagte er.

Die Aktivistinnen meldeten zuerst beim Kurznachrichtendienst Twitter ihre Festnahmen.

Mittlerweile twittert Tolokonnikowa auch Bilder. Hier sind die Augen von Alechina durch einen Spalt zu sehen:

Маша Алехина, я и еще одна участница Pussy Riot едем в отдел полиции Блиново за нахождение в Сочи. pic.twitter.com/bj8qpX7gMN

Alechina sagte, Tolokonnikowa und sie seien in den vergangenen Tagen in Sotschi bereits mehrfach festgenommen worden. "Am 16. wurden wir für sieben Stunden festgehalten, und am 17. waren wir zehn Stunden beim (Inlandsgeheimdienst) FSB", sagte sie.

Tolokonnikowa und Alechina hatten im Februar 2012 an einem "Punkgebet" in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale teilgenommen, das sich gegen den heutigen russischen Präsidenten Putin richtete.

Sie wurden daraufhin wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Im Dezember kamen sie durch eine Amnestie vorzeitig frei. Die Freilassung erfolgte im Zuge einer vom Parlament auf Initiative von Putin verabschiedeten Amnestie für Tausende von Gefangenen, darunter auch der Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski.

Erst vor einer Woche hatten sie in Berlin für ihre neue Organisation Zona Priva geworben, mit der sie sich für die Verbesserung der Haftbedingungen in russischen Gefängnissen einsetzen wollen.

(afp/dpa/ap)
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