Vor 30 Jahren Als der Papst nach Kevelaer kam

Kevelaer · Eigentlich wird die traditionelle Marienwallfahrt in Kevelaer am 1. Mai eröffnet - außer im Jahr 1987. Damals war nämlich Papst Johannes Paul II. zu Gast. Ein Riesenereignis. Die Predigt im Hülsparkstadion verfolgen damals 70.000 Christen.

 Das Warten auf den Papst war manchem Gast offenbar etwas lange.

Das Warten auf den Papst war manchem Gast offenbar etwas lange.

Foto: Evers

Es ist der 2. Mai 1987. Einen Tag später als sonst wird die Wallfahrt eröffnet. Das hat seinen besonderen Grund; denn erstmals und bislang einmalig in der nunmehr 375-jährigen Wallfahrtsgeschichte wird diese Zeremonie von einem Papst vorgenommen. Seit dem Drei-Päpste-Jahr 1978 steht der Pole Karol Wojtyla an der Spitze der katholischen Kirche. Er weiß sich dem Christus-Auftrag, in alle Welt zu gehen, verpflichtet und nutzt im Sinne des Völkerapostels Paulus dafür die heutigen Mittel wie Flugzeug und Medien.

Dass Johannes Paul II. seinen Dienst als Pontifex Maximus vor allem unter pastoralem Aspekt sieht, weiß auch sehr bald Wallfahrtsrektor Richard Schulte-Staade. Mit Diözesanbischof Prof. Dr. Josef Höffner, der ihn 1963 zum Priester weihte, bemüht er sich, Johannes Paul II. auch für Kevelaer anzusprechen. Der kommt 1980 erstmals nach Deutschland, wo man ihn bei Dauerregen in Köln auf dem Butzweiler Hof erleben konnte. Als der Bischof von Rom einen weiteren Deutschland-Besuch ankündigt, gelingt es, Kevelaer neben Münster als Station in die Reiseroute einzubeziehen.

In Kevelaer laufen in Priesterhaus und Rathaus die Vorbereitungen für den Besuch des Papstes rasch an. Einladungen gehen raus, Busse und Züge werden bestellt, ein vom Xantener Regionalkantor Winfried Erkens geleiteter Projektchor mit dezentral vorweg genommenen Einstudierungen macht sich mehrere Sätze zu eigen. Presse und Rundfunk kennen die Aufnahme-Termine. Die Werbung läuft.

Dann bricht der Samstag an. Zu Fuß, mit dem Rad, in Bussen oder mit dem Auto strömen um die 70.000 Pilger in die Marienstadt. Lange Anfahrtswege haben die Wecker früh klingeln lassen. Für die Sänger steht noch die Generalprobe 90 Minuten vor Beginn des Morgenlobs an. Dann heißt es: Warten.

 Mancher machte direkt eine Tonaufnahme der Ansprache, als Sitzgelegenheiten gab es Papphocker.

Mancher machte direkt eine Tonaufnahme der Ansprache, als Sitzgelegenheiten gab es Papphocker.

Foto: Evers Gottfried

Plötzlich kreist der Hubschrauber über dem Stadion und verschwindet wieder - die Gedanken gehen zum Kapellenplatz, wo der Papst im Papamobil ankommt, von Bischof Lettmann und Pastor Schulte-Staade begrüßt wird, zum Hauptportal schreitet und mit drei Hammerschlägen die Wallfahrt 1987 eröffnet. Die große Tür geht auf, Johannes-Paul II. schreitet zum Hochchor. Als Pilger und Beter kniet er auch vor dem Gnadenbild an der Kapelle nieder. Der Basilikachor unter Josef Lohmann und der Musikverein entbieten dem Papst ihre Reverenz. Draußen trägt sich der Gast in das goldene Buch der Stadt ein.

Nun ist für die immense Pilgerschar im Hülsparkstadion der große Augenblick gekommen. Mit dem Bischof und dem Pfarrer betritt das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche die Bühne. Auch hier begrüßt der Bischof den Papst, Mächtig stimmen 3000 Cäcilianer das "Gloria Patri" und den Psalm "Lobt Gott in seinem Heiligtum" an. Eine halbe Stunde richtet der römische Pontifex sich an die durch Fernsehen und Rundfunk vergrößerte Gebetsgemeinde. Er betont die Bedeutung des Pilgerortes, an dem nach dem Krieg die deutsche Sektion von "Pax Christi" gegründet worden sei.

Vor 30 Jahren: Als der Papst nach Kevelaer kam
Foto: Evers Gottfried

Er beklagte, dass vielen Menschen das kleine Wörtchen "Ich" zu sehr auf der Zunge liege - ohne Zeit für Gott. ohne Brot für den Hungernden, ohne Platz für den Fremden. Er verwies auf Christus. Maria rufe uns zu: "Was er euch sagt, das tut!" Das bringe Frieden in die Herzen und in die Welt. Ein eindrucksvoller Morgen, wenngleich zum Schluss Petrus etwas unfreundlich wurde. Vor drei Jahren, am 27. April 2014, wurde Johannes Paul II. heiliggesprochen. Man ist also 1987 einem Heiligen begegnet, wenige Monate später weilte auch eine Heilige in Kevelaer, nämlich Mutter Teresa von Kalkutta. An sie erinnert ein kleines Metallschild auf der ersten linken Basilikabank, an den Papst sein Porträt in der linken Seitentür dieses Gotteshauses.

(RP)
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