Apples neues Betriebssystem Siri und die Schafe - macOS Sierra im ersten Praxistest

Düsseldorf · Das "X" bei Apple ist bald weg. 18 Jahre lang war es im Namen des Betriebssystems vertreten, jetzt macht es Platz. Schuld daran ist Siri. Sie übernimmt im neuen macOS Sierra die Kontrolle über den Mac - und lässt diesen näher an iPhone und iPad rücken. Ein erster Test.

Apple - das neue macOS Sierra mit Siri im Test
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Apple - das neue macOS Sierra im Test

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Foto: dpa, tsn krk

Der Buchstabe "X" im Apple-Betriebssystem OS X passte einfach nicht mehr in die Reihe: Neben iOS für iPhone und iPad, watchOS für die Apple Watch und tvOS für das Apple TV reiht sich nun das neue macOS für die Desktop-Systeme von Apple ein.

Mit macOS Sierra kommt der Assistent Siri erstmals auf den Mac. Wie beim iPhone oder iPad kann man via Siri auf dem Mac Fragen stellen, Mitteilungen formulieren und versenden oder Suchen im Web anstoßen - ohne mit der Tastatur tippen zu müssen.

Die Such-Ergebnisse können in anderen Dokumenten mit "Drag and Drop" verschoben oder kopiert werden. Siri hilft auch, Einstellungen zu verändern oder Dateien aufzuspüren. Die Sprachassistentin versteht dabei komplexere Anfragen, wie "Zeige mir alle Tabellen, die ich vorgestern bearbeitet habe."

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Foto: Christoph Schroeter

Im Vergleich zur US-Version, die viele Wissensanfragen aus Datenbanken wie WolframAlpha direkt beantwortet, beschreitet die deutschsprachige Beta-Version des Systems aber gelegentlich Umwege und verweist auf eine Websuche.

So kann die US-Version die Frage nach der Anzahl der Schafe in Neuseeland direkt beantworten. Das deutschsprachige Pendant spuckt dagegen nur eine Liste von Weblinks aus, mit der man die Antwort recherchieren kann.

Von den Spracheinstellungen unabhängig funktioniert die Synchronisation von Dateien, die auf dem virtuellen Schreibtisch im Dokumentenordner abgelegt werden. Wenn der Anwender es wünscht, werden diese zwischen verschiedenen Rechnern abgeglichen oder auch auf den Mobilgeräten von Apple via iCloud zur Verfügung gestellt.

Das ist ungemein praktisch, wenn man beispielsweise am Schreibtisch an einem iMac arbeitet und unterwegs vom MacBook, iPad oder iPhone auf diesen Datenbestand zugreifen möchte. Es gibt auch eine iCloud-App für Windows, so dass man PCs einbinden kann.

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Foto: AP/Marcio Jose Sanchez

Über die Grenzen von iOS und macOS hinweg funktioniert nun eine universelle Zwischenablage. Damit können Texte, Fotos und andere Inhalte verschlüsselt zwischen iPad beziehungsweise iPhone und einem Mac in die eine oder andere Richtung via "Copy & Paste" ausgetauscht werden.

Die neue Funktion "Optimized Storage" ist besonders für die Apple-Notebooks interessant, auch weil dort die SSD-Speicher in der Regel deutlich kleiner sind als früher die herkömmlichen Festplatten. Dabei werden selten genutzte Objekte in die iCloud verschoben.

Außerdem macht das System smarte Vorschläge, welche großen Dateien gelöscht werden können, beispielsweise ein Video, das man bereits angeschaut hat. Damit können auf einen Schlag etliche Gigabyte auf der SSD freigeschaufelt werden.

Die Verbesserungen beim Handling der Dateien in macOS Sierra sind ein Vorbote für eine größere Änderung, die Apple im kommenden Jahr vornehmen wird. Auf der Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco kündigte Apple für 2017 ein komplett neues Dateisystem "Apple File System" (APFS) an, das nicht nur auf dem Mac zum Einsatz kommen soll, sondern auch auf den anderen Plattformen (iOS, tvOS, watchOS).

APFS löst das betagte Format HFS+ ab, dass mit OS X vor 18 Jahren auf den Markt kam. Das neue Dateisystem kann bis zu neun Trillionen Dateien (das ist die Zahl mit 18 Nullen) auf einem Volume speichern.

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Foto: dpa-tmn/Garmin

Außerdem kann APFS viel genauer festhalten, wann Änderungen in einer Datei vorgenommen wurden. Weiterhin unterstützt das System von vornherein die Verschlüsselung aller Daten mit einem einzelnen Schlüssel oder mehreren Keys.

Wenn Sierra im Herbst auf den Markt kommt, wird die fertige Variante von APFS allerdings noch nicht zur Verfügung stehen. Warten müssen zumindest die Kunden in Deutschland auch darauf, dass "Apple Pay im Web" hierzulande funktioniert.

In Europa können bislang nur Kunden in der Schweiz und in Frankreich mit dem als besonders sicher geltenden System bezahlen. Es mehren sich allerdings die Anzeichen, dass Apple Pay in einigen Monaten zumindest von den Sparkassen unterstützt wird.

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Foto: afp, js/mpb

Keine regionalen Unterschiede gibt es beim neuen Feature "Auto Unlock". Damit können Besitzer einer Apple Watch ihren Mac entsperren, ohne dafür ein Passwort einzutippen. In der aktuellen Beta-Version funktioniert das noch nicht. Bis zum Start im Herbst soll aber alles klappen, verspricht Apple. Dabei stellt die Smartwatch via WLAN die Verbindung zum Mac her, nicht via Bluetooth.

Wenn die Apple Watch entsperrt ist, wird auch der Mac freigeschaltet, sobald der Besitzer sich in unmittelbarer Nähe befindet. Dass er auch tatsächlich vor Ort ist, wird über eine Analyse der Laufzeiten der Funksignale ermittelt.

Von den vielen neuen Features in macOS Sierra dürften Anwender in deutschsprachigen Ländern vermutlich am meisten von der neuen Speicherverwaltung profitieren. Siri auf Deutsch kann mit den Fähigkeiten seiner englischsprachigen Schwester nicht richtig mithalten.

Gelungen sind Detailverbesserungen in den wichtigsten Medien-Programmen: Die Musik-App iTunes erscheint nun etwas übersichtlicher. Und bei dem Programm Fotos bietet Apple nun ähnliche Funktionen, die man bereits von Google Fotos her kennt.

So können beispielsweise Gegenstände in den Bildern oder Motive wie "Sonnenuntergang" in der Foto-Bibliothek gefunden werden, ohne dass der Begriff im Dateinamen oder in anderen Meta-Informationen der Datei auftaucht.

Bei den Hardware-Voraussetzungen wagt Apple bei macOS Sierra einen härteren Schnitt als sonst. Das neue System läuft nur noch auf MacBooks und iMac-Modellen ab Ende 2009 sowie auf einem MacBook Air, MacBook Pro, Mac mini und dem Mac Pro aus dem Jahr 2010 oder später.

Die Vorgängerversion OS X 10.11 El Capitan konnte noch beispielsweise auf iMacs und MacBook Pros aus dem Jahrgang 2007 aufgespielt werden. Das Upgrade auf macOS Sierra wird von Apple im Herbst kostenlos zur Verfügung gestellt.

(csr/dpa)
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