Persönlich Martin Winterkorn . . . soll früh Bescheid gewusst haben

Volkswagen, das kann man wohl so sagen, war Martin Winterkorns Leben. Der heute 70-Jährige war 1981 als Qualitätsassistent zur VW-Tochter Audi gekommen und von dort bis zum Vorstandschef des Weltkonzerns Volkswagen aufgestiegen. Er war der Mann, der den Hersteller von Rekord zu Rekord trieb, Konkurrenten abhängte und so die Wolfsburg zum größten Autokonzern der Welt machte.

Für viele Manager ist der Sturz aus solchen Höhen hart. Für manche, wie Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff, endet er sogar im Gefängnis. Wie es mit Winterkorn weitergeht, ist noch unklar - aber es sieht nicht gut aus.

Der VW-Abgasskandal hat den Ingenieur erst seinen Posten gekostet - und seitdem so manchen Nerv. Öffentlich bestreitet der Mann, den viele in Wolfsburg noch immer fast schon ehrfürchtig "Doktor" oder "Professor" nennen, zwar jede Kenntnis. Er sei doch kein Software-Ingenieur, sagte Winterkorn, der Metallkunde und Metallphysik an der Universität Stuttgart studierte, vor dem Bundestags-Untersuchungsausschuss.

Die "Bild am Sonntag" zitiert nun jedoch aus Akten der US-Bundespolizei FBI, in denen Zeugen den früheren VW-Chef schwer belasten. Bereits am 27. Juli 2015, also knapp zwei Monate vor Bekanntwerden des Abgasskandals, soll Winterkorn zusammen mit VW-Markenvorstand Herbert Diess von Mitarbeitern darüber informiert worden sein, dass eine Betrugssoftware in den Motoren verbaut wurde. "Habt ihr auch so etwas verwendet?", soll Winterkorn den erst kurz zuvor von BMW nach Wolfsburg gewechselten Diess gefragt haben. Dieser verneinte. Längst ermitteln die Staatsanwälte gegen Winterkorn, der sich aus der Öffentlichkeit seitdem - bis auf wenige Ausflüge zu Spielen des FC Bayern München - größtenteils zurückgezogen hat. Gut möglich, dass er bald wieder häufiger öffentlich auftritt, dann nämlich, wenn ein Gericht Anklage erheben sollte.

(RP)
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