Duisburg Gilbert & George beehren Duisburg

Duisburg · Die neuesten Werke des Londoner Künstlerpaars sind eine Enttäuschung.

In der internationalen Szene haben sich Gilbert & George, 69 und 71 Jahre alt, nicht nur durch ihre Kunst, sondern ebenso durch ihr unverwechselbares Outfit zur Marke stilisiert. Auch als sie sich jetzt im Duisburger Museum Küppersmühle der Öffentlichkeit stellten, trugen sie ihre bewährten, farblich einander stark angenäherten Businessanzüge und dazu nicht ganz passende, in ihrem Muster identische Krawatten.

Kannte man die beiden bislang als naiv-poppige Schöpfer von Fotocollagen, die Themen wie Religion, Sexualität und Diskriminierung ins Bild setzten, so überschwemmen sie jetzt die Küppersmühle mit Moralinsäure. Jahrelang haben sie in London Plakate mitgehen lassen, auf denen Zeitungsverkäufer mit den Schlagzeilen der neuesten Ausgabe werben. Eine Auswahl haben sie nun konfektioniert – zu wandfüllenden Serien zusammengefasst und mit ihren eigenen Konterfeis unterlegt. Das ist fein sortiert nach Kernwörtern wie "Waffen", "Horror", "Polizei" oder "Tod" und strotzt vor handwerklicher Perfektion. Daraus setzen sich schreiende Überschriften zusammen, wie man sie täglich der Londoner Boulevardpresse entnehmen kann. So sind aus 3712 illegal gesammelten sogenannten Händlerschürzen 292 plakative Bilder geworden.

Deren Botschaft könnte lauten: Seht her, Leute, was für einen Mist ihr lest – wofür ihr eure Zeit verschwendet und was für Voyeure ihr seid. Doch so direkt rückt die Pop-Art ja nie mit der Sprache heraus. Wie Andy Warhol haben sich auch Gilbert & George immer schon damit begnügt, die Wirklichkeit bloß wiederzugeben. Doch die mittlerweile etwas altbackene Gesellschaftskritik, die darin insgeheim steckt, findet von allein den Weg zu den Betrachtern.

So schnell wie diesmal hat man bislang noch keine Ausstellung in der Küppersmühle abgehakt. Die Machart der Plakate und ihre Zusammenfassung zu Gruppen, die jeweils die Gesichter von Gilbert und George durchziehen, ist in allen Räumen des Hauses dieselbe. Am Ende verdichtet sich der Eindruck, dass hier Künstlern, die einmal mit dem Turner Prize ausgezeichnet wurden, die den britischen Pavillon der venezianischen Biennale bespielten und ihre Arbeit in den großen Museen von New York, Paris und London vorstellten, nicht mehr viel einfällt. Man mag sich das ansehen, wenn man sowieso mal in Duisburg ist, und sei es nur auf der Durchreise zu Christos Spektakel im Oberhausener Gasometer.

Ausstellung im Museum Küppersmühle, Philosophenweg 55 am Duisburger Innenhafen, vom 20. März bis zum 30. Juni; geöffnet Mi. 14–18 Uhr, Do.–So. 11–18 Uhr; Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4,50 Euro – www.museum-kueppersmuehle.de

(RP)
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