Kommentar Traumzeit wird beliebiger

Chartplatzierungen, Youtube-Klickzahlen, "der ultimative Soundtrack für heiße Sommerpartys" – die Attribute, mit denen die Traumzeit-Macher in diesem Jahr ihre zugkräftigsten Künstler bewarben, machten schon vorab deutlich, welche Währung inzwischen beim einstigen Jazz- und Weltmusikfestival gilt: Zunächst mal muss die Kasse stimmen. Wenn das mit künstlerischem Anspruch verbunden werden kann – umso besser.

Chartplatzierungen, Youtube-Klickzahlen, "der ultimative Soundtrack für heiße Sommerpartys" — die Attribute, mit denen die Traumzeit-Macher in diesem Jahr ihre zugkräftigsten Künstler bewarben, machten schon vorab deutlich, welche Währung inzwischen beim einstigen Jazz- und Weltmusikfestival gilt: Zunächst mal muss die Kasse stimmen. Wenn das mit künstlerischem Anspruch verbunden werden kann — umso besser.

Die Mischung war bunt, die Stimmung gut und die Besucherzahlen stiegen mit über 5000 verkauften Karten auf neue Rekordhöhen. Insofern kann Frank Jebavy als Leiter des Festivalbüros sich und seinen Mitarbeitern auf die Schulter klopfen. Für den Erfolg hat das Festival aber vieles von dem in Zahlung gegeben, was es bisher einzigartig gemacht hatte: ein Programm, das eben nicht in erster Linie darauf aus war, ein möglichst breites Publikum anzusprechen. Bands mit dem Potenzial, durch Wagnisse und Unvorhersehbares die Horizonte zu erweitern, Musiker mit dem Willen, künstlerische Risiken einzugehen, den Zuhörern etwas abzuverlangen — es gab sie auch in diesem Jahr, aber man musste sie suchen zwischen den Gruppen, die vor allem ablieferten.

Die visionäre Kraft von Kunst, Ideen anzuregen, auf die das Wort Traum im Festivalnamen eigentlich mal gedeutet hat, rückt da in den Hintergrund. Denn bei allen schönen Worten bleibt die bittere Erkenntnis: Träume muss man sich erst einmal leisten können.

(RP)
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