Nach Massenvergewaltigung Hauptangeklagter in Indien begeht Selbstmord

Neu Delhi · Der Hauptangeklagte im Fall der tödlichen Vergewaltigung einer Inderin hat in seiner Gefängniszelle Selbstmord begangen. Der 35-Jährige habe sich erhängt, sagte ein Vertreter des Tihar-Gefängnisses in Neu Delhi, Sunil Gupta, am Montag.

 Ein Krankenwagen steht am Haupteingang des Tihar-Gefängnisses. Der Hauptangeklagte im Vergewaltigungsprozess hat in seiner Zelle Selbstmord begangen.

Ein Krankenwagen steht am Haupteingang des Tihar-Gefängnisses. Der Hauptangeklagte im Vergewaltigungsprozess hat in seiner Zelle Selbstmord begangen.

Foto: afp, MANAN VATSYAYANA

Der Hauptverdächtige habe sich aus seiner Kleidung einen Strang gedreht, sagte Gupta weiter. Der Mann hatte in dem Hochsicherheitsgefängnis in einer Einzelzelle gesessen. Es seien Ermittlungen zu dem Selbstmord eingeleitet worden, bei denen auch mögliche Sicherheitslücken geklärt werden sollten.

Der 33-jährige Mann war während seines Todes nicht allein in seiner Gefängniszelle. Mit ihm seien drei weitere Insassen untergebracht gewesen, die nicht wegen des Verbrechens an der 23-jährigen Studentin angeklagt waren, sagte Gupta. Die Leiche habe keine äußeren Verletzungen aufgewiesen und werde zur Autopsie in ein Krankenhaus gebracht.

Nach Angaben des Gefängnissprechers gibt es in den Zellen keine Überwachungskameras, die Insassen würden direkt von den Sicherheitskräften überwacht. Die Verteidiger der Angeklagten hatten mehrfach erklärt, ihre Klienten würden im Gefängnis von anderen Insassen auf Geheiß der Polizei gefoltert. Der Tod von Ram Singh sei "eine durchgeplante Verschwörung", sagte sein Verteidiger. Sein Klient sei nicht depressiv gewesen und habe vor einigen Tagen noch seine Familie getroffen. Er sagte, er habe bei Gericht darum gebeten, dass die Sicherheitsvorkehrungen für die fünf Angeklagten erhöht werden.

Familie des Opfers ist schockiert

Auch die Familie der vergewaltigten und misshandelten Studentin warf den Behörden nachlässige Sicherheitskontrollen vor. Der Vater der 23-Jährigen, die im Dezember im Beisein ihres Freundes so brutal vergewaltigt worden war, dass sie wenige Tage später starb, kritisierte die Behörden. "Wie konnten sie ihn die Art wählen lassen, auf die er sterben wollte?", sagte er.

Die Polizei habe versagt und er frage sich, wie es mit dem Verfahren weitergehen werde. Die Mutter der Toten zeigte sich ebenfalls schockiert. Sie habe Gerechtigkeit für ihre Tochter gewollt, aber nun sei der Hauptangeklagte tot, sagte sie.

Ein ranghoher Polizeibeamter versicherte, dass der Selbstmord keinen Einfluss auf das Gerichtsverfahren haben werde. Dieses werde fortgeführt, sagte er. Ein weiterer Polizeivertreter sagte, die Leiche des Gefangenen sei in ein Krankenhaus gebracht worden. Dort hätten Ärzte noch versucht, den Mann wiederzubeleben, dies sei aber vergeblich gewesen.

Der Hauptangeklagte soll den Bus gefahren haben, in dem das Verbrechen begangen wurde. Wegen des Falls, der weit über Indien hinaus Entsetzen ausgelöst hatte, sind nun noch vier Männer unter anderem wegen Mordes angeklagt, darunter ein Bruder des Toten. Ihnen droht die Todesstrafe. Ein 17-Jähriger steht vor einem Jugendgericht.

(AFP/dpa/das)
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