RP-Sommerserie Unternehmer am Niederrhein (Folge 31) Umzug für Duisburg ein schwerer Verlust

Duisburg · Für Willi Verhuven war Duisburg mehr als nur eine Durchgangsstation. 2001 zog der Alltours-Firmenboss von Kleve in den Innenhafen. Im Frühjahr 2014 wird Düsseldorf neuer Firmensitz des Reise-Riesen.

 Alltours-Firmenchef verlegt den Sitz des Unternehmens nach Düsseldorf. Das hat in Duisburg viele überrascht.

Alltours-Firmenchef verlegt den Sitz des Unternehmens nach Düsseldorf. Das hat in Duisburg viele überrascht.

Foto: ARchiv

In wenigen Tagen feiert Willi Verhuven seinen 63. Geburtstag. Der Mann mit der sanften Stimme und dem Charakterkopf denkt aber keineswegs ans Aufhören. Mit der Umsiedelung seines Reiseunternehmens ins Dreischeibenhaus in der Landeshauptstadt hat sich Verhuven im Gegenteil viel vorgenommen. Für Duisburg war es eine herbe Enttäuschung, als seine Umzugs-Pläne bekannt wurden. Schließlich hatte der Firmen-Boss mit dem Bau seiner Firmenzentrale um die Jahrtausendwende maßgeblich zum Aufschwung des Innenhafens beigetragen.

Zuletzt hatte Alltours neben dem eigenen Gebäude am Nordufer direkt an der Brücke auch Büroflächen im Nachbargebäude, dem "Looper", belegt. Zudem hatte Verhuven den Büroteil des Werhahnspeichers am Südufer gekauft, was allgemein als "Bekenntnis zum Standort Duisburg" gewertet wurde. Offensichtlich zu Unrecht. Denn was er von Duisburg hält, lässt sich zwischen Zeilen seiner Pressemitteilung zum Umzug nach Düsseldorf lesen. "Die derzeit dynamische städtebauliche Entwicklung in Düsseldorf passt zum weiteren Expansions- und Wachstumskurs von Alltours", heißt es da. Das bedeutet wohl im Umkehrschluss, dass er in Duisburg eben alles andere sieht als eine dynamische Entwicklung.

Fast schon rührend erscheint da die Reaktion von Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link, der auf künftige Büroflächen auf der "Duisburger Freiheit" verwies. Die erneut gestiegene Gewerbesteuer in Duisburg oder die Verurteilung Verhuvens, der einen Motorradpolizisten angefahren haben soll, der dem Alltours-Chef bei einer Demonstration die Durchfahrt verweigern wollte, werden von vielen als seine wahren Rückzugs-Motive angeführt. Verhuven selbst hat diese Punkte nie angeführt. Für ihn bestimmte in den vergangenen vier Jahrzehnten vor allem das Wohl seiner Firmengruppe die Richtschnur seines Handelns. 1974 hatte er als 23-Jähriger mit einem kleinen Reisbüro in Kleve begonnen. Bevorzugtes Reiseziel: die griechische Insel Mykonos, auf der er selbst gern Urlaub machte. Inzwischen entstand ein Firmenimperium, das zuletzt einen Vorsteuergewinn von 39 Millionen Euro verzeichnete und rund 1,8 Millionen Urlauber in den Süden flog. All das ist nicht zuletzt Verhuvens Verhandlungsgeschick geschuldet, der als knallharter Verhandler und Preisdrücker gilt. Davon profitieren die Kunden, die ein anerkannt gutes Preis-LeistungsVerhältnis für die Pauschalreisen bekommen. Auch für die rund 400 Beschäftigten gibt es Sonderleistungen — wenn die Ergebnisse stimmen. Da ist es auch kein Widerspruch, wenn Verhuven trotz des verlorenen Prozesses keine Ruhe gibt. Der Firmenchef war zu einer Geldstrafe und einem Fahrverbot verurteilt worden — und verlangt nun trotzdem Schadensersatz für einen Mercedes-Scheibenwischer, den der Polizist beschädigt haben soll. Diese knapp 500 Euro verlangt der Mann, dessen eigenes Vermögen im Internet-Ranking der 500 reichsten Deutschen auf rund 600 Millionen Euro taxiert wird.

(RP)
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