Radevormwald Jodtablette — nicht wegen Japan

Radevormwald · Nach der Reaktorkatastrophe in Japan besteht auch in Deutschland Angst vor Verstrahlung. Die Einnahme von Jodtabletten ist aber nicht ratsam. Die Rader bewahren Ruhe, in den Apotheken gibt es kaum Anfragen.

Das starke Erdbeben und der Tsunami in Japan haben seit dem 11. März für viel Aufregung gesorgt. Der nachfolgende Atomunfall schürt sogar in Deutschland Ängste, denn durch die Luftströmung kommen radioaktive Partikel bis zu uns. Die sollen allerdings keine gesundheitsschädliche Wirkung haben.

Während es in vielen Apotheken im Oberbergischen Kreis eine erhöhte Nachfrage nach Jodtabletten gibt, bewahren die Radevormwalder Ruhe. In den Apotheken gab es wenig bis keine Anfragen nach solchen Tabletten, die vermeintlichen Schutz vor der Strahlenbelastung bieten.

"Mehr Schaden als Nutzen"

"Wir würden von der Einnahme abraten, da es hier in Deutschland nicht notwendig ist. Es würde eher Schaden anrichten als nützen", sagt Bettina Konrad von der DocMorris Apotheke (Kaiserstraße). Dort habe es bisher noch keinerlei Anfragen von Kunden gegeben. Genauso in der Wupper-Apotheke (Keilbeck), in der die Empfehlungen ähnlich lauten. "Prophylaktisch sollte man Jodtabletten nicht einnehmen. Wenn die Schilddrüse gesättigt ist, nimmt sie das Jod sowieso nicht auf", sagt Inhaberin Christina Dargel. Auch in der Bergischen Apotheke (Kaiserstraße) gab es bisher keine Nachfragen.

Von der Bevorratung und vorbeugenden Einnahme dieser Tabletten rät die Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker (AMK) dringend ab. "Es ist zwar verständlich, wenn sich die Menschen Sorgen machen, aber in diesem Fall ist es unnötig", sagt auch Klaus D. Heinz, Pressesprecher der Apotheker im Oberbergischen Kreis. In der Sonnen-Apotheke am Marktplatz gab es zumindest geringfügige Nachfragen zu Jodtabletten. "Es gibt allerdings keinen Anlass, so etwas jetzt einzunehmen. Wir raten dringend davon ab" sagt Chefin Sylvia Hanatschek.

Für Schutz zu gering

Was viele Menschen nicht wissen: Die Dosierung in handelsüblichen Jodtabletten, die beispielsweise bei einer Schilddrüsenerkrankung eingenommen werden, wäre für den Schutz vor Radioaktivität sowieso zu gering. Entsprechend hoch dosierte Jodpräparate müssen nur bei akuter Strahlenbelastung eingenommen werden — und die besteht in Deutschland nicht. "Bei uns gab es ein paar Anfragen, aber wir raten ab, weil man damit in die Schilddrüse eingreift. Das sollte nicht ohne ärztlichen Rat genommen werden", sagt Claudia Mushoff von der Bären-Apotheke.

"Jodtabletten darf man nicht vorbeugend und nicht im Nachhinein nehmen, nur im akuten Fall. Die Masse scheint aber darüber aufgeklärt zu sein", sagt Edit Vogel von der Löwen-Apotheke. Hier gab es ebenfalls nur einige wenige Nachfragen.

(RP)
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