Immobilien der Top-Klasse In Düsseldorf werden Villen knapp

Düsseldorf · Wohnungsnot der ganz anderen Art: Die Nachfrage für Immobilien der Top-Klasse ist nach wie vor hoch und kann in Düsseldorf kaum befriedigt werden. Vor allem aber fehlt billiger Wohnraum. Manche fürchten Münchner Verhältnisse: Die Stadt könnte zu teuer werden für Normalverdiener.

 Oberkassel gehört zu den Top-Adressen in Düsseldorf. Die Preise sind hier in den vergangenen Jahren enorm gestiegen.

Oberkassel gehört zu den Top-Adressen in Düsseldorf. Die Preise sind hier in den vergangenen Jahren enorm gestiegen.

Foto: Werner Gabriel

Demnächst lädt Kö-Juwelier Pomellato zu einem Private Christmas Cocktail ein. "Ladies only" steht auf der Einladung, Männer haben keinen Zutritt. Und noch eins schränkt die eh handverlesene weibliche Gäste-Schar ein: Wer dabei sein darf, gilt als wohlhabend genug, sich demnächst eine Eigentumswohnung zu kaufen, deren Preis zwischen 3800 Euro und 5000 Euro pro Quadratmeter liegt. Denn der Cocktail wird nicht von dem Juwelier allein angerührt, sondern dabei sind die Vermarkter der Heinrich-Heine-Gärten an der Hansa-Allee. Dieses Neubauprojekt ist jetzt in Arbeit und spricht als neues Wohnquartier Kunden der oberen Einkommensklassen an. Beim süffigen Mix sollen die Damen gelockt werden, beim möglichen Wohnungswechsel die Heine-Gärten in Erwägung zu ziehen.

"Wir investieren ausschließlich in 1A-Lagen und fahren konsequent eine High Quality Strategie. Dabei denken wir immer langfristig und nachhaltig", erklärt Uwe Schmitz, Vorsitzender des Vorstandes der Frankonia Eurobau AG, die als Projektgesellschaft für die Gesamtkonzeption der Heinrich Heine Gärten zuständig ist. Er räumt ein, dass sein Projekt im oberen Preissegment liegt, hält das aber für typisch in vergleichbaren Städten. Insgesamt werden in das neue Stadtquartier 148 Millionen Euro investiert. Den künftigen Bewohnern will man reichlich Service anbieten — es gibt sogar eine eigene Rauchlounge. Und eine eigene Kita, das war Auflage der Stadt.

Das Projekt Heine-Gärten (das als Neu-Oberkassel angepriesen wird, aber in Heerdt liegt!), ist eines der typischen Projekte, die derzeit in Düsseldorf in ausgesuchten Vierteln zu beobachten sind.

Oberkassel, Golzheim, Flingern, Pempelfort — Top-Adressen, die in den letzten Jahren eine enorme Preissteigerung erlebten. Inzwischen ist es nicht ungewöhnlich, dass bestehende Häuser (manchmal erst wenige Jahrzehnte alt) abgerissen und durch neue mit deutlich mehr Wohneinheiten ersetzt werden. Sowohl an der Cecilienallee als auch am Kaiser-Friedrich-Ring gibt es dafür Beispiele.

Um das Besondere zu unterstreichen, heißen sie nicht nur Heine-Gärten (Prospekt: "Das größte Denkmal, das die Stadt dem Dichter setzt!"). Sondern bekommen Namen wie Villa Hardenberg, Palais Bergh, Sophienhof oder ähnlich. Allen gemeinsam: feinste Ausstattung, Optik an einen nicht klaren neo-klassizistischen Stil angelehnt, der gediegene Eleganz signalisieren soll. Sie zu verkaufen, scheint nicht schwer: Als an der Wasserstraße beim alten Landtag (K 21) in einem Objekt zehn Wohnungen zum Preis zwischen zwei und drei Millionen angeboten wurden, waren sie weg, bevor drinnen die erste Fliese verlegt war. Auch Heine-Gärten-Entwickler Uwe Schmitz berichtet von reger Nachfrage. Dietrich Ruß von Hausmann Bauregie würde das bestätigen.

Was die Wirtschaftskraft und Attraktivität der Stadt unterstreicht, stürzt Städteplaner und Politiker in Sorge. Denn auf der Strecke bleibt der Bau bezahlbarer Wohnungen. Pro Jahr braucht Düsseldorf 3000 neue Wohnungen, aber die werden nicht einmal ansatzweise gebaut. "Nur noch für Reiche?" überschrieb der Spiegel neulich eine Analyse des Münchner Wohnungsmarktes. In der Bayern-Metropole stiegen die Preise derart, dass selbst das Wohnen in bisher nicht angesagten Vierteln kaum noch bezahlbar ist für Normalverdiener. Ein Trend, der in Düsseldorf in den Anfängen zu beobachten ist — am Beispiel Flingern: noch vor wenigen Jahren ein preiswertes Viertel, von Studenten bewohnt, kleinen Betrieben, Handwerkern. Heute begehrte Adresse für Gutverdienende, die dort aufwändig sanierte Altbauwohnungen beziehen, um die Stimmung und das Flair zu genießen, das bald verschwinden wird, weil die, die es produzieren, Wohnen dort nicht mehr bezahlen können.

Längst haben die Planer andere Viertel im Blick: Was in Bilk rund um den Hafen längst normal ist, kann auch in Oberbilk passieren, und die Straßen in Heerdt zwischen Heerdter Landstraße und dem alten Hafen mit seinen ungenutzten früheren Fabrikgebäuden ist bereits im Fokus von Immobilien-Entwicklern. "Heerdt ist up-coming-Area," sagte gestern einer dazu.

(RP/jco)
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