Borussia Mönchengladbach Ein früher Exportschlager

Was hat Albert Brülls mit Günter Netzer, Hansi Müller, Felix Magath, Lothar Matthäus, Thomas Häßler und Lukas Podolski gemeinsam? Auch der 2004 im Alter von 67 Jahren daheim in Korschenbroich-Raderbroich verstorbene Fußballer trug bei Weltmeisterschaften mit der 10 die wohl wichtigste Nummer im internationalen Fußball.

Schon mit 22 war der Stürmer Borussias ein Hit. Gleich in seinem ersten Länderspiel am 4. Oktober 1959 steuerte er beim 4:0-Sieg über die Schweiz das 2:0 bei. Kein Wunder, dass ihn der AC Florenz schon 1961 verpflichten wollte. Brülls spielte unter Bundestrainer Sepp Herberger jedoch erst noch das WM-Turnier 1962 in Chile und kam bis zum Aus im Viertelfinale gegen Jugoslawien (0:1) in allen Partien zum Einsatz. Am 2:1-Erfolg über die Schweiz war er mit einem Treffer beteiligt.

Zurück aus Südamerika verließ er Borussia, die er 1960 im DFB-Pokalfinale gegen den Karlsruher SC als Kapitän mit seinem Tor zum 3:2-Endstand zum bis dahin größten Erfolg der Vereinsgeschichte geschossen hatte. Nach 160 Spielen in der legendären Oberliga West (38 Tore) war er nach Helmut Haller der zweite deutsche Kicker, der im Lire-Paradies Italien einen Profivertrag unterschrieb. Borussia strich für den Wechsel vom FC Modena für damalige Verhältnisse rekordverdächtige 260 000 Mark ein. 10 000 Mark pro Monat soll Brülls verdient haben — netto, versteht sich. Nach den Stationen Brescia Calcio und Young Boys Bern (Schweiz) sowie der WM 1966 in England (unter Helmut Schön kam er auf dem Weg zum zweiten Platz noch zweimal zum Einsatz) kehrte er 1970 nach Deutschland zurück, wo er seine Spielerkarriere zwei Jahre später beim damals noch drittklassigen VfR Neuss ausklingen ließ.

Obwohl es in der Folge finanziell und sportlich (vergeblich hoffte er auf einen Job als Jugendtrainer bei der Borussia), bergab ging, behielt der dreifache Familienvater seinen Platz in den Herzen der Fans. "Bis zum Schluss kamen für ihn noch Autogrammwünsche", wusste Manfred Heling, Leiter des Medienzentrums im Rhein-Kreis Neuss, wo Brülls mit Kurierfahrten seine schmale Rente aufstockte, 2004 kurz nach dem Tod des 25-fachen Nationalspielers zu berichten

Vergessen ist der überragende Borusse der späten 50er- und frühen 60er Jahre bis heute nicht. In Mönchengladbach trägt eine Straße am Borussia-Park seinen Namen, in Anrath, seinem Geburtsort, auch. Und die Fanband B.O. (www.bo-mg.de) hat ihn in ihrer Hymne "Es gibt nur eine Borussia" verewigt.

(RP)
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