Naturschutz im Kreis Mettmann Komfortable Kinderstube für die Schwalben

Monheim/Mettmann · Naturschützer haben zwei Artenschutzbäume mit Nisthöhlen und Nestern aufgestellt. Sie hoffen noch in diesem Sommer auf Nachwuchs.

 Bianca Maaß, Reinhard Lederer und Heinfried Grote (v. li.) stellen den neuen Schwalbenbaum vor.

Bianca Maaß, Reinhard Lederer und Heinfried Grote (v. li.) stellen den neuen Schwalbenbaum vor.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Die pfeilschnellen Schwalben, die im Niedrigflug auf Insektenfang über den Rheinauen unterwegs sind, ahnen an diesem Nachmittag nicht, dass man ihnen in unmittelbarer Nachtbarschaft und luftiger Höhe eine komfortable Kinderstube aufgestellt hat, die gerade eingeweiht wird. „Wenn wir Glück haben, brüten sie sogar vielleicht im August noch einmal“, sagt Götz-Reinhardt Lederer, Landesvorstand des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland).

Das wäre von den pfeilschnellen Tieren sicher ein nettes Dankeschön an die vielen Menschen, die um ihr Fortbestehen besorgt sind und nun auf dem Gelände des Reitsportvereins Am Werth 42 Mehlschwalbennester sowie Nisthöhlen für Star, Sperling und Meisen und drei Fledermaus-Kästen spendiert haben. Die BUND-Gruppe Mettmann hat Mittel gegeben für die überdachte Schwalben-Kita, die wie eine Beleuchtungsanlage für die Reitwiese aussieht, an deren Rand der Schwalbenbaum aufgestellt wurde.

 Mit viel Glück gibt es in diesem Jahr noch hungrigen Nachwuchs.

Mit viel Glück gibt es in diesem Jahr noch hungrigen Nachwuchs.

Foto: dpa/Rainer Jensen

Es sei vor allem der fehlende Baustoff Lehm für die Nester der Mehlschwalben, die das menschliche Eingreifen nötig machten, sagt Wolfgang Sternberg, Vorsitzender des Naturschutzbundes im Kreis Mettmann, Nabu. Ohne menschliche Hilfe bauen die Tiere ihre Brutstätten als kunstvoll beinah geschlossene Lehmkugeln an Gebäuden unter Dächern, an Felswänden in Nischen. Die Mehlschwalbe ist ein geselliges Tier. Sie brütet in Kolonien und ist auch außerhalb der Elternzeit in Schwärmen unterwegs.

Die Vorgeschichte des Schwalbenbaumes reicht ins Jahr 2017 zurück. „Da haben wir erste Überlegungen angestellt“, sagt Götz-Reinhardt Lederer. Eineinhalb Jahre haben die Experten nachgedacht, wo und wie sie die gefiederten Freunde zum Brüten bewegen könnten. 2019 war es dann soweit, aber da kam Corona dazwischen, so dass der Schwalbenbaum erst jetzt feierlich mit Apfelsaft von heimischen Streuobstwiesen eingeweiht werden konnte. Die Vögel werden die Verzögerung verzeihen und das komfortable Domizil sicher bald angenommen haben, hoffen die Naturschützer vor Ort.

20.000 Euro haben sich die Menschen die Brutstätte kosten lassen. Nur damit der hübsche Glücksvogel sich wieder häufiger am Rhein sehen lässt. 9100 Euro hat die Stadt Monheim zugeschossen, 2000 Euro die Bürgerstiftung. Den Rest brachten BUND und Nabu auf. Der Bauherr der Schwalbenbehausung ist ein Spezialist aus Hessen. Denn die Schwalbenbehausung muss besondere Anforderungen erfüllen. Zum Beispiel muss die Bodenplatte Stabilität gewähren. Sehr langlebige, armierte Bitumenschindeln, Kupfer- oder Zinkbleche für die Dacheindeckung sowie wasserfeste Putzträgerplatten für die Außenwände sind wichtig.

Doch nicht nur das gemachte Nest halten die Menschen für die Vögel parat. Nein, sie bekommen auch noch den Reinigungsdienst gestellt. Mindestens einmal jährlich nutzt die Feuerwehr Monheim eine ihrer Leitern, um in den Bruthöhlen nach dem Rechten zu sehen und sie zu säubern.

Darüber hinaus haben Nabu und BUND für nette verträgliche und artgerechte Nachbarn der Mehlschwalben gesorgt. Nämlich jene, die sie auch in der freien Natur nahe ihrer Nistplätze finden. Drei Fledermauskästen warten auf ihre Bewohner im Dachraum des Schwalbenbaumes. Und ein halbes Dutzend Nisthöhlen für Star, Sperling und Meise gehören dazu.

Dank der Naturschützer steht an der Brandenburger Allee in Monheim ein Mausersegler-Baum mit 18 Brutkammern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort