Hilfe für Frühchen Mehr Muttermilchbanken für NRW

Düsseldorf · Laut CDU und FDP könnten davon etwa 2000 Frühchen im Jahr profitieren. Die Opposition signalisiert Unterstützung für das Vorhaben. Derzeit gibt es bundesweit rund 30 Muttermilchbanken.

 Ein Neugeborenes wird mit Milch aus einer Flasche gefüttert.

Ein Neugeborenes wird mit Milch aus einer Flasche gefüttert.

Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Blend Images/Blend Images/Sam Bloomberg-Rissman

Die Regierungskoalition in NRW will die Muttermilchbanken wiederbeleben. In der kommenden Woche berät der Landtag einen entsprechenden Antrag von CDU und FDP. „Wenn ein Kind zu früh zur Welt kommt, kann die Mutter oft nicht – oder nicht ausreichend – stillen“, argumentiert Susanne Schneider, gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. Für die Ernährung und Entwicklung Frühgeborener sei Muttermilch aber ein wertvoller Baustein. „So ist wissenschaftlich erwiesen, dass Ernährung mit Muttermilch die einzige Möglichkeit ist, um schwere medizinische Komplikationen wie lebensbedrohliche Entzündungen des Darmes zu verhindern.“ Wenn die Milch der eigenen Mutter nicht ausreiche, könne nur Spendermilch aus einer Muttermilchbank diese Funktion übernehmen. Nach Angaben von CDU-Fraktionsvize Petra Vogt,  könne die Spendermilch in NRW für etwa 2000 Frühchen pro Jahr in überlebenswichtig sein: „Diese kleinen Lebewesen, ihre Mütter und Väter haben einen denkbar harten Start - mit Muttermilchbanken können wir ihnen dabei helfen.“ Neben dem Aufbau einer Infrastruktur und dem Vorantreiben entsprechender Standards  verlangt Vogt auch eine Unterstützung der Forschung sowie eine Finanzierung über die Krankenkassen.

 Laut einer Sprecherin der FDP-Fraktion könne man mit Kosten im niedrigen sechsstelligen Bereich je Muttermilchbank rechnen. Die Finanzierung des Projektes erfolge über den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss aus Mitteln der Gesetzlichen Krankenversicherung. „Unser Ziel ist perspektivisch eine Einbeziehung von Muttermilchbanken in die Regelversorgung der GKV“, so die Sprecherin.

Derzeit gibt es Bundesweit rund 30 Muttermilchbanken, die sich über das gesamte Bundesgebiet verteilen Die große Mehrheit gibt es allerdings historisch gewachsen in Ostdeutschland. Ein flächendeckender Ausbau in NRW könne nur schrittweise erfolgen und werde sicherlich einige Jahre in Anspruch nehmen.

Die Opposition begrüßte den Vorstoß.

SPD-Fraktionsvize Lisa-Kristin Kapteinat sagte unserer Redaktion: „Die beeindruckenden gesundheitlichen Erfolge bei der Versorgung der Allerkleinsten müssen unbedingt weiter gestärkt werden.“ Gerade das Schaffen von bundeseinheitlichen Regelungen sei richtig und wichtig, um für Rechtssicherheit zu sorgen. So helfen wir den Akteuren vor Ort bei der Umsetzung. „Auch der Ansatz, junge Mütter aktiv während der Stillzeit zu unterstützen, ist grundsätzlich begrüßenswert. Dabei muss jedoch klar sein, dass jede Mutter frei entscheidet, ob, wie und wie lange sie stillen möchte. Eine ‚aktive Unterstützung‘ darf den ohnehin hohen gesellschaftlichen Druck auf ‚frischgebackene‘ Mütter nicht zusätzlich verstärken“, so Kapteinat.

Auch Mehrdad Mostofizadeh, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, sieht das Vorhaben grundsätzlich positiv: „Wir haben 2015 die erste Muttermilchbank in NRW in Dortmund eröffnet. Die Abdeckung ist aber lange noch nicht ausreichend.“ Seit Jahren forderten die Grünen, dass NRW mehr Muttermilchbanken brauche. Von Schwarz-Gelb sei aber lange Zeit nichts gekommen. „Zuletzt haben wir die Landesregierung Ende 2017 auf diesen wichtigen Punkt hingewiesen, leider damals ohne Resonanz. Es muss endlich für alle Kinderkrankenhäuser in NRW eine regionale Versorgung über Muttermilchbanken sichergestellt und Aufklärungsarbeit bei Eltern gefördert werden“, verlangte Mostofizadeh.

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