Skandal im Kölner Erzbistum Gutachter weisen Woelki-Vorwürfe zurück

Köln · Die für das umstrittene Gutachten verantwortliche Münchener Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastla (WSW) widerspricht Äußerungen von Kardinal Woelki, sie habe für ihr Papier nicht alle der vorgelegten Fälle untersucht. Das Gegenteil sei der Fall.

 Kardinal Woelki.

Kardinal Woelki.

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) hat Äußerungen des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki widersprochen, sie habe in ihrem Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum lediglich 15 Fälle untersucht. Anders als von Woelki dargestellt seien für das Gutachten sämtliche vom Erzbistum Köln übergebenen Unterlagen geprüft und ausgewertet worden, teilte die Kanzlei mit. „Die daraus gezogenen Erkenntnisse sind in das Gutachten eingeflossen und wurden dementsprechend berücksichtigt.“

Von den untersuchten Fällen seien dann 15 Fälle exemplarisch ausgewählt worden, um sie im Gutachten in anonymisierter Form darzustellen, erläuterte WSW. „Grund für die Auswahl und Anonymisierung waren der Persönlichkeitsschutz der Opfer, möglicher Täter und Mitverantwortlicher, wobei der Schutz der Opfer vor einer erneuten Traumatisierung im Vordergrund stand.“

Woelki hält das WSW-Gutachten seit Monaten unter Verschluss und begründet dies damit, dass Fachleute rechtliche Bedenken wegen „methodischer Mängel“ hätten - er selbst kenne die Münchner Expertise nicht. Der Kardinal hat ein zweites Gutachten beim Kölner Strafrechtler Björn Gercke in Auftrag gegeben, das am 18. März vorgestellt werden soll. Wegen der Zurückhaltung des WSW-Gutachtens wird Woelki heftig kritisiert, auch in der katholischen Kirche.

In einem Interview der „Kölnischen Rundschau“ vom 4. Februar hatte Woelki der Kanzlei WSW vorgeworfen, sie habe nicht alle handschriftlichen Notizen gesichtet. Der Kölner Gutachter Gercke werte „alle 236 vorliegenden Fälle aus, die Münchner haben angeblich 15 ausgewählt“. Damit erwecke Woelki den falschen Eindruck, WSW habe unvollständig gearbeitet, erklärte die Münchner Kanzlei.

Rechtsanwalt Ulrich Wastl hatte den Vorwurf methodischer Mängel bereits in einem Interview der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“ vom 4. Februar zurückgewiesen und betont: „Wir haben nicht gepfuscht.“ Die Kanzlei WSW hatte auch ein Missbrauchsgutachten für das Bistum Aachen vorgestellt, das im November öffentlich vorgestellt wurde. Außerdem erstellt WSW ein Fortsetzungsgutachten im Auftrag des Bistums München und Freising.

(th/epd)
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