Handball Der TSV hat den Altmeister überholt

Dormagen · Der TV Großwallstadt, am Samstagabend (19.30 Uhr) im Sportcenter Gast des TSV Bayer Dormagen, zählte mal zum Tafelsilber in (Handball-)Deutschland. Aktuell belegt der Aufsteiger Platz 14 in der 2. Bundesliga. Die Gastgeber holten dagegen zuletzt 7:1 Punkte in Folge.  

 So entschlossen würden die Dormagener Antonio Juric gerne häufiger am Kreis sehen. Der 23-Jährige steht im vorläufigen Kader der Nationalmannschaft Österreichs für die Handball-WM in Ägypten.

So entschlossen würden die Dormagener Antonio Juric gerne häufiger am Kreis sehen. Der 23-Jährige steht im vorläufigen Kader der Nationalmannschaft Österreichs für die Handball-WM in Ägypten.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

So kann’s laufen: In den 1980er-Jahren ging der TV Großwallstadt in die Vollen, war sieben Mal Deutscher Meister, holte zwei Mal den Europapokal der Landesmeister und 1980 den Supercup. 2015 meldete der ruhmreiche Klubs aus Unterfranken indes Insolvenz an, trat zum letzten Zweitliga-Saisonspiel in Dormagen (!) gar nicht mehr an. Nach drei Jahren in der 3. Liga gelang zwar 2018 die Wiederaufstieg, das Gastspiel im Bundesliga-Unterhaus dauerte jedoch nur eine Saison. Ein Jahr später sind die Schützlinge von Trainer Ralf Bader zurück.

TSV-Trainer Dusko Bilanovic weiß selbstverständlich um den großen Namen des Kontrahenten, „auch wenn davon in letzter Zeit nicht viel zu hören war.“ An der Historie ist der 49-Jährige vor dem direkten Duell am Samstag ohnehin kaum interessiert, viel aussagekräftiger ist für ihn die Tatsache, das der TV Großwallstadt bislang nur in der Fremde gepunktet hat: mit dem 30:24 am zweiten Spieltag in Emsdetten und dem 33:30 an Buß- und Bettag in Dresden. Die Bilder dieser Partien hat Bilanovic in seinem Kopf, zeigen sie ihm doch eine Mannschaft, „die genau wie wir auf eine aggressive Abwehr“ setzt. Die harmoniert bei den Gästen prächtig mit dem starken Jan-Steffen Redwitz im Tor. „Wenn der einen guten Tag erwischt, haben gegnerische Mannschaften ein Problem“, weiß Bilanovic.

Großen Respekt hat der Serbe auch vor dem Rückraum des Ex-Meisters – allen voran Savvas Savvas. Der erst im Oktober als Ersatz für die verletzten Goran Bogunovic und Mario Stark verpflichtete Grieche war in der vergangenen Saison für den Erstligisten GWD Minden aufgelaufen. Bilanovic kurz und knapp: „Ein guter Shooter von halblinks.“ Auf der anderen Seite verfügt der fast zwei Meter große Niederländer Tom Jansen über eine gewaltige „linke Klebe“, von der Mittelposition aus führt der Slowene Marko Matijasevic klug Regie.

Auch wenn der Respekt angemessen ist, nach zuletzt 7:1-Punkten strotzt der TSV vor Selbstvertrauen. Bilanovic: „Und wir spielen zu Hause, da müssen wir liefern.“ Wo sein Team in der Tabelle stehen könnte, hätte es am ersten Spieltag nicht diese ärgerliche 21:24-Heimniederlage gegen den Neuling Dessau-Roßlauer HV gegeben, darüber macht sich der Coach keine Gedanken. „Die Leute vergessen, unter welchen Bedingungen wir da angetreten sind: In der Woche vor dem Spiel haben sich in Patrick Hüter, Joshua Reuland und Julian Köster drei Spieler der ersten Sieben verletzt. Uns blieb vor dem Start keine Zeit mehr, uns darauf einzustellen. Wir wussten gar nicht, welche Baustelle wir zuerst zumachen sollten.“ Zudem spielt die Truppe aus Sachsen-Anhalt bislang eine ganz starke Saison, ist punktgleich mit Gummersbach Tabellenzweiter.

Dass die Dormagener nur Neunter sind, ist dem durch Corona komplett aus den Fugen geratenen Spielplan zu verdanken. Fakt ist jedoch: Nach Aue (6:2) hat der TSV gemeinsam mit dem TuS N-Lübbecke (beide 7:3) die wenigstens Minuspunkte auf seinem Konto.

Dabei ist Dormagen nicht frei von Problemen: So ist der von Teamchef Ales Pajovic gerade in den vorläufigen Kader Österreichs für die Weltmeisterschaft in Ägypten berufene Antonio Juric noch nicht ganz in der Chemiestadt angekommen. Gegen Konstanz gewährte ihm Bilanovic hinter Patrick Hüter eine gute halbe Stunde am Kreis und urteilte hinterher: „In der Abwehr war er ganz gut, aber im Angriff war das gar nichts.“ Wie der 1,99 Meter große und 117 Kilogramm schwere Juric, seit Dienstag 23 Jahre alt, am besten in Szene zu setzen ist, war darum unter der Woche Thema im Training.

Im Tor muss es der gegen Konstanz überragende Martin Juzbasic nach der Verletzung von Sven Bartmann (Riss des vorderen Bandes im Sprunggelenk) zwar nicht mehr alleine richten, der aus der wegen Covid-19 beschäftigungslosen Zweitvertretung aufgerückte Matthias Broy soll aber nur aushelfen. Bilanovic: „Wir sondieren den Markt, ob es nicht in der 3. Liga einen guten Jungen gibt, den wir ausleihen können.“

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