Tobias Hans bei Markus Lanz „Es ist jetzt nicht das Allerwichtigste auf der Welt, wer CDU-Vorsitzender wird“

Düsseldorf · Saarlands Ministerpräsident verteidigt im ZDF die Entscheidung, den CDU-Parteitag zu verschieben. Tobias Hans drängt zu Geschlossenheit. Die Corona-Zahlen bereiten ihm die größeren Sorgen. Friedrich Merz gibt allerdings noch nicht auf.

 Markus Lanz spricht mit Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans über den CDU-Parteitag und dessen Sorgen angesichts der Corona-Situation.

Markus Lanz spricht mit Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans über den CDU-Parteitag und dessen Sorgen angesichts der Corona-Situation.

Foto: Screenshot ZDF

Mit heftigen Worten und Seitenhieben in Richtung eines „Partei-Establishments“, das ihn verhindern wolle, hatte der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz die Verschiebung des CDU-Präsenzparteitags vom 4. Dezember kritisiert. Markus Lanz wollte am Dienstagabend von Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans wissen, wie es um die Harmonie in der Partei bestellt ist.

Der lässt sich aber nicht zu Kritik am Kollegen hinreißen: „Ich bin kein Freund davon, Schulnoten zu verteilen“, sagt der Saarländer und findet: „Ich glaube es ist jetzt wirklich nicht das Allerwichtigste auf der Welt, wer neuer CDU-Parteivorsitzender wird.“ Die Partei habe ja eine Vorsitzende und funktioniere.

Hans hatte die Verschiebung des Parteitags schon vor zwei Tagen Kostenpflichtiger Inhalt im Interview mit unserer Redaktion begrüßt. Auch im Gespräch mit Lanz besteht der Saarländer darauf, dass es bei der Entscheidung gegen den Dezember-Termin nicht um persönliche Dinge ging, wie Merz vermutet hatte. Das Präsidium habe zusammengesessen und die Entscheidung habe sich „einzig und allein daran orientiert, ob ein Parteitag mit über 1000 Delegierten derzeit das richtige Signal“ sei. „Das hat uns geleitet.“

„Also ging es nicht darum, Merz zu verhindern?“ bohrt Lanz nach. „Ich kann nicht in den Kopf jedes Einzelnen schauen, der da am Tisch saß“, pariert Hans, ihn selbst hätten aber nur diese Fragen geleitet: „Ist das eine kluge Entscheidung jetzt Menschen in Gefahr zu bringen, die zum Parteitag reisen? Ist das eine kluge Entscheidung, Bürgern die größtmöglichen Einschränkungen abzuverlangen und dann mit 1000 Leuten zusammenzukommen?“

Hans hofft, dass die Partei jetzt die Zeit nutze, um ein „ordentliches Online-Format“ für einen späteren Zeitpunkt zu entwickeln. Er habe den Eindruck, alle seien bereit, sich dieser Aufgabe zu stellen. Denn natürlich sei ein baldiger Parteitag wichtig, auf dem ein demokratische Wahl stattfinden könne. „Man darf es nicht zum Sankt Nimmerleinstag verschieben“. Die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass die Pandemie auch im März noch da sei, insofern halte er ein Online-Format für am sinnvollsten. Wichtiger als der Zeitpunkt sei ihm die Einigkeit der Partei. „Alle drei Kandidaten sollten darum bedacht sein, diese Geschlossenheit nicht zu gefährden.“ Dass Merz gesagt habe, er wolle die Hand noch mal ausstrecken, sei auch notwendig, sagt Hans. „Ich wäre sehr dafür, dass sich jetzt alle mal an einen Tisch setzen und schauen, dass sie hier die Kuh vom Eis bekommen und eine gemeinsam getragene Lösung finden.“


Lanz will wissen, welche Kuh er da vom Eis holen will, aber Hans lässt sich nicht auf Mutmaßungen ein, sondern insistiert: „Es ist ganz wichtig, dass die drei Kandidaten, die jetzt im Rennen sind, fair miteinander umgehen. Das haben sie jetzt die ganze Zeit hingekriegt.“ Das solle sich durch einen verschobenen Parteitag auch nicht dauerhaft ändern.

Noch einmal besteht der CDU-Mann darauf: „Ich glaube, man darf das zum derzeitigen Zeitpunkt nicht so schrecklich wichtig nehmen.“ Es gäbe schließlich zwei, drei andere Entwicklungen, die mehr Beachtung verdienten. Damit meint er natürlich die steigenden Corona-Infektionszahlen. „Wir sind da an einem Wendepunkt angekommen”, sagt Hans, der im Saarland an der Grenze zu den noch härter betroffenen Nachbarn Frankreich, Belgien und Luxemburg lebt.

„Alle zehn Tage verdoppelt sich die Zahl derer, die in den Krankenhäusern behandelt werden müssen, wenn wir jetzt nicht einschreiten, haben wir Anfang Dezember eine Überforderung unseres Krankenhaussystems.“ Die Prognosen trieben ihm „Sorgenfalten in die Stirn“ gibt der Politiker zu und hofft, dass mit den geplanten Kontaktreduzierungen im nächsten Monat die Kurve wieder etwas geglättet werden kann.

Friedrich Merz gibt jedoch in Punkto Tagungstermin noch nicht auf. Der CDU-Vorsitzkandidat rechnet sich Chancen aus, dass der verschobene Parteitag doch noch in diesem Jahr stattfinden könnte. Er bemühe sich darum, dass die CDU im Interesse ihrer Handlungs- und Führungsfähigkeit in dieser Frage zu einer Entscheidung komme, sagte Merz - während Hans bei Lanz saß - am Abend beim Jahresempfang des Wirtschaftsrats der CDU Hessen im Kloster Eberbach im Rheingau. „Mein Eindruck ist, das wird auch in den nächsten Tagen sich so verdichten“. Im Interview des Nachrichtenportals „t-online“ gab sich Merz kämpferisch. „Ich bin nicht wütend. Aber ich bin bereit, zu kämpfen. So leicht werde ich nicht aufgeben“, sagte er mit Blick auf den abgesagten Parteitag.

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