Borussia-Trainer Marco Rose hat Optionen Embolo oder Stindl – oder beide?

Mönchengladbach · Erstmals stehen Breel Embolo und Kapitän Lars Stindl gemeinsam richtig zur Verfügung. In Berlin fand Trainer Marco Rose einen Ansatz mit beiden.

Ballfertig: Breel embolo feierte am Samstag sein Comeback.

Ballfertig: Breel embolo feierte am Samstag sein Comeback.

Foto: AP/Martin Meissner

In der schönsten aller Welten hätte Breel Embolo noch den Ausgleich gemacht bei seinem Comeback nach der Verletzungspause. Er wäre dann zurückgekommen, wie er sich beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt verabschiedet hat: als effektiver Angreifer, der Borussia weiterhilft mit seiner Wucht, mit seiner Tatkraft, mit seinen Fähigkeiten als Fußballer. Gegen Frankfurt rannte er nach dem Doppelpass mit Laszlo Bénes los und brachte den Ball punktgenau in den Strafraum zu Marcus Thuram, der verwandelte zum 1:0. Damit war der 4:2-Sieg auf den Weg gebracht.

Die Szene verriet viel über den Fußballer Embolo. Erst war da das feine Zusammenspiel mit Bénes, als er den Ball von Tony Jantschke prallen ließ und dann gleich durchstartete in den freien Raum vor ihm, mit vollem Speed, unaufhaltsam. Doch es gab auch die unsaubere Ballmitnahme, als ihm die Kugel viel zu weit weg sprang vom rechten Fuß. Doch Embolo ließ nicht locker, er machte die entscheidenden Meter, obwohl es schon gezogen hatte in der Muskulatur, und brachte den Ball scharf vor das Tor auf seinen Kumpel Thuram.

Embolo ist ein Kraftpaket, ein Vollblutfußballer, aber eben kein Edelkicker, oft kommt er mehr über den Willen als über das schöne Spiel. Genau darum hat Borussia ihn geholt, denn das ist die Facette, die zuvor weitgehend fehlte im Team. Männer wie Embolo, die auch mal mit dem Kopf durch die Wand wollen und damit etwas erzwingen können in Situationen, in denen die edle Klinge zu stumpf ist, um Wege frei zu machen. Drei Tore hat er erzielt vor seiner Muskelverletzung, und das eine gegen Frankfurt vorbereitet. Embolo, Thuram und Alassane Plea sind die „Büffel“-Fraktion im Gladbacher Angriff und bilden somit das Gegenstück zu den Tiki-Taka-Herren, die vorher das Offensivspiel der Borussen prägten: Raffael und Lars Stindl.

Beide, Stindl wie Raffael, der indes kaum eine Rolle spielt bei Marco Rose, sind Prototypen der Neuneinhalb, dem Halbwesen aus Stürmer und Mittelfeldspieler, das zugleich Bälle verteilt, Chancen einleitet und Tore macht. Im 4-2-2, das lange das Prinzip war in Gladbach, waren sie eine spielstarke Doppelspitze, im 4-3-3 die zentralen Stürmer. Und beide könnten im 4-Raute-2 die Zehn sein als Ideen- und Passgeber hinter den Spitzen.

Breel Embolo von Borussia Mönchengladbach im Porträt
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Das ist Breel Embolo

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Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Päffgen

Aber: All diese Jobs kann auch Embolo machen. Er kann eine Neun, eine Neuneinhalb und eine Zehn sein. Und so vielfältig hat ihn Marco Rose bis dato auch eingesetzt. 13 Spiele machte Embolo für Gladbach, jeweils sechs davon als Mittelstürmer und auf der Zehn und eines auf dem linken Flügel. Nun fehlte Embolo zwei Spiele, weil er sich bei seinem Toreinleitungs-Sprint gegen Frankfurt verletzte.

In dieser Zeit ist Lars Stindl, der nach seinem Schienbeinbruch erst im Liga-Spiel in Dortmund am 19. Oktober sein Comeback feierte, wieder vollends zurückgekehrt. Er und Embolo haben in dieser Spielzeit gerade mal zwölf Minuten gemeinsam auf dem Rasen gestanden. Das war beim 0:2 bei Union Berlin am Samstag. Vorher in Dortmund kam Stindl rein, als Embolo schon raus war, beim 1:1 in der Europa League in Rom kam der Kapitän für den Ex-Schalker und er ersetzte diesen auch gegen Frankfurt und kam so zu einem Einsatz, der deutlich länger war, als eigentlich geplant.

Nach Embolos Comeback sind beide erstmals zeitgleich wirklich bereit – und die Frage, die Rose nun beschäftigen wird, lautet: Embolo oder Stindl oder Embolo und Stindl? Das „oder“ bedeutet, dass sich Rose entscheiden muss zwischen der Wucht und Spielkunst, beides kann gegnerabhängig eine Option sein. Das „und“ würde bedeuten, beides zusammenzuführen.

In Berlin wählte Rose einen Ansatz, in dem das möglich wäre: Stindl ersetzte Florian Neuhaus und spielte etwas überraschend auf der Acht im Dreiermittelfeld, obwohl der zuletzt starke Bénes auch eine Option gewesen wäre. Embolo kam als zentrale Spitze für Plea ins Spiel an der Alten Försterei. Stindl sollte mit seinen Pässen Räume öffnen, Embolo mit seiner Körperlichkeit im Zentrum Union zusetzen. Denkbar wäre eine solche Kooperation auch im Rauten-System: Vorn mit Embolo und Stindl auf der Zehn. In beiden Fällen wäre der Kapitän im Mittelfeld tätig und Embolo in der Spitze.

In Berlin hat es zwar nicht gefruchtet, weil es eben nicht die schönste aller Welten ist. Doch sind die Schlussminuten eines Spiels bei Rose zuweilen der Vorgucker auf die nächste Aufstellung. Und tatsächlich könnte die Konstellation Stindl/Embolo gerade in einem Spiel wie dem am Donnerstag in der Europa League beim Wolfsberger AC (18.55 Uhr) eine spielstarke Wucht entwickeln.

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