Höhere Briefpreise bringen Post Zusatzgeschäft 4000 neue Jobs bei Post wegen des Paketbooms

Bonn · Weil die Bürger immer mehr Waren online bestellen, hat die Post deutlich mehr zu tun. Der Umsatz steigt trotz Corona-Krise. Die Engpässe beim Zustellen der Pakete sind laut Post-Vorstand angeblich überwunden. Postchef Frank Appel sorgt sich vor einer zweiten Welle der Pandemie.

 Paketzusteller der Post sind in der Corona-Krise gefragt.

Paketzusteller der Post sind in der Corona-Krise gefragt.

Foto: dpa/Oliver Berg

Trotz der Pandemie hat die Deutsche Post im ersten Quartal ihren Umsatz um fast ein Prozent gesteigert. Sie profitierte vom Boom beim E-Commerce, sagte Vorstandschef Frank Appel bei Vorlage der Quartalszahlen. Im Heimatmarkt müsse die Post seit Ende März eine Paketflut bewältigen: Bis zu neun Millionen Pakete würden am Tag zugestellt, sagte er. 4000 neue Mitarbeiter wurden eingestellt. Außerdem wurden viele Beschäftigte aus anderen Sparten abgeordnet. Dies habe dazu geführt, dass die Lieferzeit sich „wieder normalisiert“ habe. Im April warteten Kunden oft viele Tage auf Lieferungen.

Die Aktie sprang wegen der unerwartet guten Zahlen zeitweise um mehr als vier Prozent nach oben. Finanzvorstand Melanie Kreis sagte, das Unternehmen verfüge über flüssige Mittel in Höhe von 2,6 Milliarden Euro, um auch bei einer Verschärfung der Corona-Krise Investitionen finanzieren zu können. „Wir sind in einer komfortablen Situation“, sagte sie. Allerdings rutschte das operative Ergebnis um fast die Hälfte auf 592 Millionen Euro ab, auch weil die Einstellung des Streetscooter wie angekündigt 234 Millionen Euro kosten wird. Die Ausgaben zur Bewältigung der Pandemie betrugen 210 Millionen Euro.

Der gelbe Riese profitiert auch davon, dass er die Preise für Briefe deutlich erhöht hat und von Großkunden immer höhere Preise für Pakete verlangt. Das Volumen versandter Briefe in Deutschland stieg im ersten Quartal nur um zwei Prozent, der Umsatz ging aber um fast zehn Prozent hoch. Die Zahl der Pakete erhöhte sich um 3,3 Prozent, der Umsatz stieg um 9,9 Prozent. Im jetzigen Vierteljahr könnte ein Sprung von 20 Prozent beim Umsatz mit Paketen möglich sein.

Appel und Kreis lehnten es ab, für Zusteller jeweils eine Prämie von 1000 Euro für ihren Einsatz auszuzahlen, wie es eine Gewerkschaft verlangt. „Wir müssen die Liquidität im Konzern halten“, so Kreis. Sie berichtete, dass sich auf jede freie Stelle zehn Bewerber melden. Appel: „Wir können nicht absehen, wie viele neue Mitarbeiter wir einstellen.“ Er hält es für gut denkbar, dass die Bürger dauerhaft deutlich mehr Waren online bestellen und sich liefern lassen. „Die Krise beschleunigt den Trend zur Digitalisierung.“

Appel sagte, der weitere Verlauf des Geschäftsjahres hänge fast nur von der Corona-Krise ab. „Wir müssen immer auf eine zweite Pandemie-Welle vorbereitet sein“ sagte der Neurobiologe. Auch darum verzichte der Konzern auf eine Prognose zu den Gewinnen in diesem Jahr. Er sei sich aber sicher, dass die Post 2022 mindestens 5,3 Milliarden Euro an operativem Gewinn einfahren werde. Das wären 1,2 Milliarden Euro mehr als 2019.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort